Sicherheitsgebühren Die Airline-Vertreter wirbeln viel heiße Luft auf

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Die Bahn zahlt auch

Damit liegen die Gebühren über den Vorgaben im Ausland. So zahlen Fluggäste in Italien etwa nur 2,68 Euro, in Spanien 3,78 Euro pro Flug. Doch bei einem etwa 1000 Euro teuren Interkontinentalflug nach Asien fallen selbst neun Euro ab Frankfurt kaum ins Gewicht. Und Airlines, die von deutschen Flughäfen abfliegen, zahlen unabhängig davon, aus welchem Land sie kommen. Lufthansa und Air Berlin sind im Vergleich zu Ryanair also nicht benachteiligt. „Die Gebühr an sich stellt keine Wettbewerbsverzerrung dar“, sagt Alexander Eisenkopf, Verkehrsökonom an der Zeppelin Universität. „Es riecht eher nach Klientelwirtschaft.“

Geschäftszahlen europäischer Fluglinien

Spohrs Arbeitgeber könnte nämlich tatsächlich profitieren, nur anders als gedacht. Vor allem auf lukrativen Strecken wie der Verbindung zwischen Frankfurt und Hamburg, wo die Lufthansa kaum einen Wettbewerber zu fürchten hat, kann der Konzern komplett die eingesparte Luftsicherheitsgebühr kassieren.

Außerdem träfe so eine politische Initiative nicht Billigairlines aus dem europäischen Ausland und den Emiraten, sondern vor allem die Deutsche Bahn. Sie steht auf innerdeutschen Strecken mit Fahrtzeiten von drei bis fünf Stunden wie von Köln nach Berlin in direktem Wettbewerb mit der Lufthansa, Air Berlin und Ryanair.

Europas größte Billigflieger

Die Airline-Lobby tut, als sei die Bahn ohnehin überprivilegiert. „Bei der Eisenbahn hat der deutsche Gesetzgeber per Rechtsverordnung die Gebühren der Deutschen Bahn AG auf 20,83 Prozent der Kosten für die Erfüllung bahnpolizeilicher Aufgaben gedeckelt“, schreibt der BDL. Gestärkt fühlen sich die Verbandsvertreter durch den Umstand, dass das Bundesverwaltungsgericht die entsprechende Rechtsverordnung mittlerweile gekippt hat. Die Bahn zahlt aktuell also nicht einmal einen einzigen Euro für den Schutz der Bahnanlagen durch Bundespolizisten – genauso wenig wie dies Airlines am Flughafen tun.

Doch die Fluggesellschaften verschweigen, dass die Bahn durchaus einen erheblichen Teil ihrer Sicherheitskosten trägt. So beschäftigt der Schienenkonzern 3700 Sicherheitsleute, betreibt Sicherheitszentralen und installiert Videokameras. Dafür zahlt die Bahn rund 160 Millionen Euro – jedes Jahr.

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