Wie würden Sie 16 Länder und ihre Einzelinteressen unter einen Hut bringen?
Ich hätte jedenfalls nicht zweieinhalb Jahre tatenlos zugesehen. Die Bundesregierung ist doch im Blindflug unterwegs. Alle fliegen mit, aber keiner weiß, wohin. Wir brauchen einen echten und ernst gemeinten Neustart der Energiewende direkt nach der Bundestagswahl. Und Parteizugehörigkeit oder Landesinteressen müssen hinten angestellt werden. Wir hatten eine riesige Chance mit der Energiewende für neues und nachhaltiges Wachstum und wirtschaftlichen Erfolg. Aber wenn wir nicht gemeinsam Verantwortung übernehmen, wandelt sich diese Chance zu einem ungeheuren Risiko.
Den Umfragen nach wird es aber für Ihre Wunschkoalition Rot-Grün nicht reichen.
Na warten wir es mal ab. Bis zu 70 Prozent der Wähler sagen, sie seien noch nicht festgelegt, ob und wen sie wählen. Je mehr Menschen zur Wahlkabine gehen, desto höher ist unsere Siegchance.
Eine große Koalition ist doch sehr wahrscheinlich, oder?
Wir wollen keine große Koalition, weil sie nur die Koalition des kleinsten gemeinsamen Nenners wäre.
Beim Bürger ist sie sehr beliebt.
(lacht) Weil die Wähler noch keine machen mussten. Mit der Union kriegen sie nichts Vernünftiges hin. Wir wollen Rot-Grün aus inhaltlichen Gründen. Auch wenn die Gemeinsamkeiten in der Energiepolitik – sagen wir mal – ausbaufähig sind.
Im Frühjahr wollten Sie beim Wahlergebnis eine drei vorne sehen...
Eine vier wäre mir noch lieber. Aber das wird dieses Mal wohl nicht zu schaffen sein...
1998 gelang die Ablösung von Schwarz-Gelb durch Rot-Grün. Heute ist von Wechselstimmung nichts zu spüren.
Aber mehr als die Hälfte der Bürger wollen Schwarz-Gelb nicht wählen. Wir haben eine Mehrheit links von der Mitte. Das Problem ist, dass die rechnerische Mehrheit keine politische werden wird.
Hannelore Kraft hat es mal probiert.
Aber Sie können NRW nicht mit der Bundesrepublik vergleichen. Was glauben Sie, was da in Europa los wäre, wenn wir hier eine unsichere Minderheitsregierung hätten? Das geht nun wirklich nicht.
Wie oft haben Sie eigentlich schon nachts davon geträumt, dass Sie sich doch selbst zum Kanzlerkandidaten gekürt haben?
Gott sei Dank hatte ich solche Albträume bisher nicht.