SPD stellt Einwanderungsgesetz vor Punktesystem nach kanadischem Vorbild

Die Deutschen werden älter und weniger: Millionen Fachkräfte fehlen den Firmen absehbar. Mit einem Einwanderungsgesetz will die SPD nun kluge Köpfe aus aller Welt anlocken und auswählen. Als Vorbild dient Kanada.

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„Viele Menschen haben Angst vor einer ungeregelten Einwanderung.“ Quelle: dpa

Berlin Die SPD will mit ihrem Vorstoß für ein Einwanderungsgesetz im Bundestagswahlkampf punkten. Er halte die Einwanderung für ein Gewinnerthema, sagte SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann am Montag bei der Vorstellung eines Gesetzentwurfes seiner Fraktion mit einem Punktesystem nach kanadischem Vorbild. „Viele Menschen haben Angst vor einer ungeregelten Einwanderung“, meinte er. Das SPD-Konzept zeige nun, wie der Staat kontrolliert und im Interesse der Wirtschaft junge, gut ausgebildete Fachkräfte aus Ländern außerhalb Europas holen könne. Das Asylrecht soll von den Einwanderungsregeln komplett unberührt bleiben, betont die SPD.

Kritik kommt von Grünen und Linken. Der Grünen-Politiker Volker Beck monierte, die SPD wolle bestehende Regeln noch komplizierter machen. Die Integrationsbeauftragte der Linksfraktion, Sevim Dagdelen, sprach von einem „neoliberalen und rassistischen“ Gesetzentwurf der SPD: „Was Deutschland nicht braucht, ist ein Einwanderungsgesetz, das dem Kapital bessere Ausbeutungsbedingungen schafft und auf Lohndumping abzielt.“ Das Ausspielen ausländischer gegen heimische Arbeitnehmer will die SPD aber nach den Worten Oppermanns auf jeden Fall verhindern.

Der SPD-Innenexperte Burkhard Lischka betonte, ein Gesetz werde dafür sorgen, dass Behörden und Bewerber aus dem Ausland weniger Papierkram hätten. Derzeit gebe es über 50 Aufenthaltsregeln : „Da reicht nicht mal ein Jurastudium, um das zu verstehen. Das schreckt Ausländer ab.“

Die SPD will nun mit dem Regierungspartner Union reden, ob ein Einwanderungsgesetz noch vor der Wahl im Bundestag beschlossen werden kann. Eine Einigung in heißen Wahlkampfzeiten dürfte schwierig sein. Die CDU hatte sich 2015 für ein Einwanderungsgesetz geöffnet. Die CSU dagegen will strengere Kriterien anlegen, wie aus ihrem am Wochenende beschlossenen neuen Grundsatzprogramm hervorgeht: Neben der beruflichen Qualifikation und dem Bedarf der Wirtschaft „soll künftig die Nähe des Kulturkreises stärker bei der Auswahl der Einwanderer beachtet werden“.

In einem ersten Schritt will die SPD pro Jahr 25 000 gut qualifizierte Einwanderer aus Ländern wie Indien oder Ägypten anwerben. Die Zahl soll jedes Jahr neu vom Bundestag festgelegt werden. Studien zufolge wird die Bevölkerung in Deutschland ohne Einwanderung bis 2050 von 82 Millionen auf unter 60 Millionen schrumpfen. In den nächsten zehn Jahren dürften dem Arbeitsmarkt bereits zehn Millionen Erwerbstätige fehlen, sagen Wirtschaftsverbände voraus.

Herzstück des SPD-Konzepts ist ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild. Ausländische Bewerber bekommen Punkte bei Kriterien wie Qualifikation, Sprachkenntnisse, Arbeitsplatzangebot, Alter und Integrationschancen. Wird die Mindestpunktzahl erreicht (65 von 100 Punkten für Hochschulabsolventen, 60 von 100 Punkten für Fachkräfte mit Berufsausbildung), bekommt der Bewerber einen Platz in einer Warteliste. Liegt ein Jobangebot vor, rutscht er im Ranking automatisch nach oben.

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