Sprachkritik "Volksverräter" ist das Unwort des Jahres

Für 2016 kürte die Jury der Gesellschaft für Deutsche Sprache das Wort "Volksverräter" zum Unwort des Jahres. Vergangenes Jahr siegte der Begriff "Gutmensch".

Der Begriff "Volksverräter " ist zum Unwort des Jahres 2016 gewählt worden. Als Vorwurf gegen Politiker sei er undifferenziert und diffamierend, erklärte die Expertenjury am Dienstag in Darmstadt. "Volksverräter ist ein Unwort im Sinne unserer Kriterien, weil es ein typisches Erbe von Diktaturen, unter anderem der Nationalsozialisten, ist." Volk stehe in diesem Zusammenhang für eine ethnische Kategorie, die Teile der Bevölkerung ausschließe. Unter den 1064 Einsendungen zum Unwort des Jahres sei der Begriff dreimal genannt worden. Die Einsendungen insgesamt zeigten, dass sich ein Großteil öffentlicher Sprachkritik gegen einen diffamierenden Sprachgebrauch im Themenfeld Migration richte. Als "Volksverräter" war etwa Kanzlerin Angela Merkel auf Demonstrationen der islamfeindlichen Pegida-Bewegung beschimpft worden. Hintergrund ist die Asylpolitik der Bundesregierung. Auch Vizekanzler Sigmar Gabriel wurde mit dem Begriff verbal angegriffen. Bei einem öffentlichen Auftritt in Salzgitter zeigte er daraufhin mutmaßlich rechtsextremen Demonstranten den erhobenen Mittelfinger. Mitglieder der Unwort-Jury sind vier Sprachwissenschaftler und der Autor Stephan Hebel. Als jährlich wechselndes Mitglied war diesmal zudem die FDP-Politikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger beteiligt. Quelle: dpa
Das „Unwort des Jahres 2015" lautete „Gutmensch“. „Die Verwendung dieses Ausdrucks verhindert einen demokratischen Austausch von Sachargumenten“, sagte Janich. Der Ausdruck „Gutmensch“ wurde 64 Mal und damit am dritthäufigsten eingesendet. Quelle: AP
Das „Unwort des Jahres 2014" war „Lügenpresse“. Das Schlagwort „war bereits im Ersten Weltkrieg ein zentraler Kampfbegriff und diente auch den Nationalsozialisten zur pauschalen Diffamierung unabhängiger Medien“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Quelle: dpa
2013: Sozialtourimus ist das "Unwort des Jahres". Mit dem Schlagwort „wurde von einigen Politikern und Medien gezielt Stimmung gegen unerwünschte Zuwanderer, insbesondere aus Osteuropa, gemacht“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Quelle: dpa
2012: Zum „Unwort des Jahres 2012“ war „Opfer-Abo“ gewählt worden. Die „Unwort“-Aktion gibt es seit 1991. Quelle: dpa
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