Sprachtest Deutsche Kinder sprechen kein Deutsch

In deutschen Kitas werden alle Kinder auf ihre Sprachfähigkeit überprüft. In Berlin kann jedes zehnte Kind ohne Migrationshintergrund kein Deutsch.

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In Marzahn-Hellersdorf braucht sogar jedes sechste deutsche Kind Nachhilfe in Deutsch, bevor es in die Schule gehen kann. Überprüft wird das mit „QuaSta“, einem Sprachtest für 90 Prozent der Berliner Kinder in der Kita. Jungen und Mädchen sollen so noch in der Kita gefördert werden, damit sie es in der Schule leichter haben.

Das Ergebnis des diesjährigen Sprachtestes klingt alarmierend: Unter den deutschen Kindern ist die Zahl auf einen Rekord von rund 9 Prozent gestiegen. Insgesamt sinkt der Anteil der Kinder allerdings auf 15,8 Prozent. Auch bei Migranten geht es zurück: Rund 31 Prozent der Kinder brauchen eine Sprachförderung, bevor es in die Schule geht.

Die Sprachtests gibt es seit 2006 bundesweit. In Berlin prüft die Senatsverwaltung für Bildung die Deutschkenntnisse der Kita-Kinder mit zwei Verfahren: „QuaSta“ und „Deutsch Plus“. Die Teilnahme ist für alle Kinder Pflicht. Das soll schon vor Beginn der Schulzeit eine gezielte Sprachförderung möglich machen. Doch nur selten sind die Tests verlässlich. Dazu hat das Mercator-Institut im November eine Studie herausgegeben. Die Experten identifizierten 32 Qualitätsmerkmale eines Sprachtests, zum Beispiel ob die Kinder Farben benennen müssen oder Sätze nachsprechen müssen. Alle Merkmale erfüllt kein deutscher Test.

Nordrhein-Westfalen schaffte „Delfin 4“ als Reaktion auf die Studie wieder ab. Der Grund: Das Mercator-Institut geht davon aus, dass zehntausende Kinder falsch diagnostiziert werden. Die Sprachförderung soll von nun an nicht erst in der Kita beginnen. Statt eines Tests soll außerdem gemeinsam mit den Eltern über die sprachlichen Kenntnisse des Kindes gesprochen werden. Die Sprachförderung beginnt in NRW dann schon mit zwei oder drei Jahren.

Auch die beiden Berliner Verfahren schnitten beim Test nicht gut ab. „QuaSta“ erfüllt gerade einmal 11 von 32 Qualitätsmerkmalen und landet damit auf dem viertletzten Platz. In Berlin führen Erzieherinnen ein Sprachlerntagebuch für jedes Kind, in dem die sprachliche Entwicklung dokumentiert wird. In den „QuaSta“-Fragebogen tragen sie dann ein, ob die Kinder durch einen Strohhalm pusten oder Muster im Sand nachmalen können, neue Wörter lernen oder sich selbst Bilderbücher anschauen.

Den Fragebogen kann man sich im Internet herunterlade. Die Erzieherinnen bekommen dazu noch ein Handbuch, das Anweisungen zur Dokumentation gibt. Die Qualifizierung der „QuaSta-Tester“ wird in der Studie nur mit ausreichend bewertet, da die Erzieherin sprachdiagnostisch sehr gut ausgebildet sein müsste, um ein objektives Urteil zu fällen. Nach einem Punktsystem wird festgelegt, welche Kinder besondere Sprachförderung brauchen. Die Experten bemängeln in Berlin außerdem, dass die Mehrsprachigkeit vernachlässigt würde. Trotz des hohen Migrantenanteils, wie zum Beispiel auch in Marzahn-Hellersdorf, wird die Sprachbiografie bei „QuaSta“ nicht beachtet.

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