Sprit-Preis Kartellamt ermittelt gegen Ölmultis

Freie Tankstellen sollen von den marktbeherrschenden Ölmultis ausgespielt werden. Das Kartellamt hat ein Verfahren eingeleitet.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Im Kampf gegen das Hoch bei den Spritpreisen hat das Bundeskartellamt gegen die führenden Mineralölkonzerne ein Wettbewerbsverfahren eingeleitet. Quelle: dpa

Das Bundeskartellamt schaltet sich in die Diskussion um die Rekordpreise beim Benzin ein und hat ein Wettbewerbsverfahren gegen die marktbeherrschenden Ölmultis eingeleitet. Dies sei ein Beitrag, um die freien Tankstellen gegenüber BP/Aral, Esso, Shell, Jet und Total zu stärken, sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Anlass seien Beschwerden freier Tankstellen, die Konzerne würden gezielt an bestimmten Zapfsäulen Sprit unter dem Beschaffungspreis verkaufen, um unabhängige Anbieter auszubooten. Auch sollen sie für die Belieferung von freien Tankstellen teilweise höhere Preise verlangt haben als von den Endkunden an den eigenen Tankstellen.

Diese Autos verbrauchen unter vier Liter
Mit einem Verbrauch von 3,9 Litern auf 100 Kilometer kommt der Fiat 500 1.3 Multijet gerade so unter die 4-Liter-Marke. Das gilt auch für das Schwestermodell Panda mit dem selben 95 PS starken Dieselmotor. Der kleine Turiner im Retro-Design kostet mindestens 16.400 Euro. Der sparsamste Benziner im 500, der 0.9 Twinair-Zweizylinder (ab 14.400 Euro), kommt im Normverbrauch auf 4,0 Liter. Quelle: dapd
Im Panda kostet der 1.3 Multijet mindestens 13.790 Euro. In beiden Modellen ist der Motor mit einer Start-Stopp-Automatik kombiniert. Quelle: Reuters
Der Audi A1 1.6 TDI kommt auf einen Verbrauch von 3,8 Litern. Wie bei den beiden Fiat Modellen kommt auch bei dem kleinsten Audi mit 105-Diesel-PS ohne Hybrid-Unterstützung auf diesen Normverbrauch. Erhältlich ist der sparsame Dieselmotor im A1 (ab 18.200 Euro), der fünftürigen Variante A1 Sportback (ab 19.050 Euro) und dem (noch) aktuellen Audi A3 (ab 24.050 Euro). Der neue A3 startet im Sommer vorerst nur mit dem 150 PS starken 2.0 TDI. Quelle: obs
Anders sieht das beim Lexus CT 200h aus. Das "h" im Namen verrät es, der Kompaktwagen der Toyota-Tochter hat zwei Herzen, die gemeinsam auf eine Systemleistung von 136 PS kommen. Damit verbraucht der CT 200h im EU-Zyklus 3,8 Liter Benzin auf 100 Kilometer. Für den Kompakt-Hybrid werden mindestens 29.200 Euro fällig. Quelle: Toyota
Der Lexus hat den kompletten Antriebsstrang aus dem Hybrid-Vorreiter Toyota Prius übernommen. Daher überrascht es an dieser Stelle nicht, dass der Prius auch auf 3,8 Liter kommt. Ohne den Premium-Anspruch von Lexus gibt es die Technik bei Toyota ein gutes Stück günstiger, der Basis-Prius kostet 25.750 Euro. Quelle: Toyota
Im VW Golf Bluemotion kommt der bereits im Audi A1 erwähnte 1.6 TDI mit 105 PS zum Einsatz. Für den Spar-Golf verlangt Volkswagen 22.150 Euro. Quelle: VW
Wer den Fahrspaß eines Mini genießen, aber gleichzeitig auch sparen will, der muss zum Mini One D oder zum Cooper D greifen. Beide kommen auf 3,8 Liter in der Norm. Der One D (90 PS) kostet in der Basisversion 18.450 Euro, den stärkeren Cooper D mit 112 PS gibt es ab 21.250 Euro. Quelle: BMW

Deshalb habe die Behörde in einem ersten Schritt Auskünfte von den Konzernen verlangt. „Das ist ein Signal an die großen Fünf, dass wir die Vorwürfe ernst nehmen“, erklärte Mundt. Das Bundeskartellamt riet der Regierung, „Unruhe ins Oligopol“ der Mineralölkonzerne zu bringen und kurzfristige Preiserhöhungen zu erschweren. Mundt verwies im ZDF auf Modelle im Ausland, wo Anbieter nur einmal am Tag Preise ändern dürfen und dies vorher ankündigen müssen. Er regte an, freie Tankstellen von diesen Vorgaben auszuklammern, um sie zusätzlich zu stärken.

Fehlender Wettbewerb an den Tankstellen

Der Bundesrat hat einen entsprechenden Vorstoß gestartet, stößt aber auf Widerstand der Bundesregierung. Wirtschaftsstaatssekretär Hans-Joachim Otto hatte argumentiert, jegliche Regulierung der Preisfestsetzung führe potenziell zu teurerem Benzin. Mundt räumte zugleich ein, dass seine Behörde bei der Überwachung der Preispolitik an ihre Grenzen stoße. „Es ist nicht einfach, in diesem Markt für Wettbewerb zu sorgen.“

Bereits im Mai 2011 hatte das Kartellamt festgestellt, dass der Wettbewerb an den Tankstellen nicht funktioniert. Zwar gebe es keine direkten Preisabsprachen, doch die fünf großen Konzerne reagieren zeitnah auf Preisschwankungen der Konkurrenz. Mundt spricht von einem „ausgeklügelten System des Abguckens und Nachmachens“.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%