Start-up-Finanzierung Der Traum vom zweiten SAP

Der Verwaltungsrat der KfW-Bankengruppe hat die Gründung einer Beteiligungsgesellschaft beschlossen. Sie soll die große Lücke bei Wagniskapital für Start-ups im Wachstum schließen. Ob das gelingen wird, ist fraglich. 

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Den erfolgreichen amerikanischen Start-ups hat Deutschland wenig entgegenzusetzen. Immerhin hat es mit Essens-Lieferdienst Delivery Hero eine weitere junge Firma an die Börse geschafft. Quelle: Reuters

Berlin Die Hoffnung der Bundesregierung ist groß. „Wir wollen das Wagniskapitalvolumen in Deutschland in den kommenden Jahren verdoppeln“, sagt Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Erster Schritt: Am Donnerstag hat der Verwaltungsrat der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in seiner Sitzung die Gründung einer Beteiligungsgesellschaft beschlossen. Dies werde der öffentlichen Beteiligungsfinanzierung in Deutschland einen „wichtigen Schub“ geben, glaubt Machnig. Die Initiative für die Gründung der Tochtergesellschaft war vom Bundeswirtschaftsministerium, dem Bundesfinanzministerium und der KfW ausgegangen. 

Das Beteiligungsgeschäft der KfW soll künftig in der zum 1. Januar 2018 zu gründenden Tochter gebündelt werden. Innerhalb der Tochter, heißt es in einem Papier des Bundeswirtschaftsministeriums, sollen zunächst die bereits bestehenden Instrumente Hightech-Gründer-Fonds, Coparion und ERP-VC-Fondsinvestments ausgebaut  werden. Das Coparion-Programm beteiligt sich gemeinsam mit einem privaten Fonds in gleicher Höhe und zu gleichen wirtschaftlichen Bedingungen  an Start-ups. Bis 2020 will die Bundesregierung das Investitionsvolumen der neuen Beteiligungsgesellschaft von 100 Millionen Euro jährlich auf mindestens 200 Millionen Euro anheben. 

Das dürfte jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Laut einer Studie der Unternehmensberatung KPMG wurde 2016 in Deutschland deutlich weniger Wagniskapital investiert als in den Jahren zuvor. Während es 2014 noch 3,2 Milliarden Dollar waren und  2015 sogar 3,6 Milliarden Dollar, investierten die Wagniskapitalgeber 2016 nur noch 1,9 Milliarden Dollar hierzulande. In den USA wurden hingegen im vergangen Jahr 69 Milliarden Dollar Wagniskapital investiert. Deutschland hat also durchaus einiges aufzuholen. Denn: Ohne üppige Finanzierung kein üppiges Wachstum. Und ohne üppiges Wachstum wird ein Start-up nicht zum weltweiten Marktführer - dem Rezept für erfolgreiche Gründungen. In den vergangenen Jahrzehnten hat es kein einziges deutsches Start-up in nennenswerte Nähe von Google, Amazon, HP oder Yahoo geschafft. Die letzte große Erfolgsgeschichte ist der Walldorfer IT-Konzern SAP. 

Ob sich das mit einer höherem Engagement des Staates ändert, ist jedoch fraglich. Schließlich sind Start-ups häufig gar nicht besonders begeistert, wenn der Staat sie finanziell unterstützt. Denn im Idealfall ist ein Investor nicht nur der, der das Kapital bereitstellt. Er soll die oft noch jungen Gründer auch kompetent beraten und vor allem: Gute Kontakte zu anderen Gründern, Business Angels oder Mentoren herstellen. Ob das eine staatliche Beteiligungsgesellschaft leisten kann, noch dazu eine neu aus dem Boden gestampfte? Viel dürfte davon abhängen, wie und von wem die Gesellschaft geführt wird. Die Leitung soll mit einem Experten aus dem Markt und einem aus den Reihen der KfW übernommen werden.  

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