Steuerhinterzug Hoeneß als Bayern-Präsident untragbar

Politiker von SPD und Linke fordern Konsequenzen für Uli Hoeneß. Der Anspruch auf Straffreiheit wegen Selbstanzeige sei ein Skandal, sagt Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht.

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Uli Hoeneß: Noch als Bayern-Präsident haltbar? Quelle: AFP

Berlin Nach dem Eingeständnis des Präsidenten des FC Bayern, Uli Hoeneß, weitaus mehr Steuern hinterzogen zu haben als bisher bekannt, fordern Politiker von SPD und Linken Konsequenzen. Ob sich der FC Bayern München einen solchen Menschen als Präsident leisten wolle, müssten die Führungsgremien des Vereins wissen. „Ich persönlich finde nicht, dass Menschen für Führungspositionen geeignet sind, die versucht haben, der Allgemeinheit riesige Geldbeträge zu rauben“, sagte die Vize-Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Sahra Wagenknecht, Handelsblatt Online.

Deutlicher äußerte sich die Bundesvorsitzende der Jusos in der SPD, Johanna Uekermann. „Hoeneß muss vom Amt des FCB-Präsidenten zurücktreten“, sagte Uekermann Handelsblatt Online. Zudem müsse jetzt mit der „Verharmlosung und dem Gerede von Fehlverhalten“ endlich Schluss sein. Plötzlich sei die Rede von 18,5 statt 3,5 Millionen Euro Steuerschuld. „Steuerhinterziehung ist kriminell und muss bestraft werden“, unterstrich die SPD-Politikerin und fügte hinzu: „Bei dieser Summe dürfen keine strafmildernden Umstände zugelassen werden.”

Wagenknecht sagte, ob Hoeneß ohne Gefängnisstrafe davonkomme, werde das Gericht entscheiden. „Unbestritten ist aber, dass die aktuelle Gesetzeslage mit Anspruch auf faktische Straffreiheit bei Steuerhinterziehung durch Selbstanzeige ein Skandal ist“, sagte die Linke-Politikerin. „Während keine Schwarzfahrerin von einem solchen Sonderrecht Gebrauch machen kann, profitiert davon eine kleine Schicht wohlhabender und bereits privilegierter Personen, selbst wenn sie durch ihre schwere Straftat der Allgemeinheit Millionen geraubt haben.“

Zum Auftakt des Steuerbetrugsprozesses vor dem Landgericht München nannte einer der Hoeneß Anwälte die Summe von insgesamt 18,5 Millionen Euro, die Anklage war von 3,5 Millionen Steuerschuld ausgegangen. Die Staatsanwaltschaft wirft Hoeneß auch vor, zu Unrecht Verluste aus Geldgeschäften geltend gemacht zu haben, um seine Steuerschuld zu reduzieren.

Der SPD-Bundesvize Ralf Stegner sagte dazu Handelsblatt Online: "Millionenschwerer Steuerbetrug ist Schwerkriminalität zu Lasten des Gemeinwesens." In der Strafsache liege trotz des vorliegenden Geständnisses von Hoeneß das Urteil jedoch nicht bei der Politik, sondern bei unabhängigen Richtern. "Was die Vorbildfunktion angeht, so müssen der FC Bayern München und der Vereinspräsident selbst wissen, an welchen Standards sie sich von ihren Mitgliedern, Fans und der allgemeinen Öffentlichkeit messen lassen wollen", so Stegner weiter. "Als treuer HSV-Fan will ich da kein Urteil abgeben."

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