Steuerlast Bis heute haben Sie nur für den Staat gearbeitet

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Gefährdete Unternehmen

Die Steuern sprudeln - und werden verschwendet
Schweine Quelle: AP
Flughafen Kassel-Calden Quelle: dpa
Nürburgring Quelle: dpa
Elbphilharmonie Quelle: dpa
Ein Straßenverkäufer in Kuba Quelle: AP
Euro Hawk Prototyp Quelle: dpa
Tamiflu Quelle: AP

Nach einer Musterrechnung von BdSt-Experte Volker Stern für die WirtschaftsWoche kommt eine vierköpfige Familie mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von 4190 Euro auf eine Steuer- und Abgabenbelastung von insgesamt 47 Prozent – alle versteckten Belastungen eingerechnet. Ein Single mit monatlich 5760 Euro käme auf stolze 61,9 Prozent an Abzügen. Kalendarisch betrachtet muss die Familie bis zum 21. Juni für den Staat arbeiten, der (gut verdienende) Single hingegen bis zum 14. August.

Diese Spreizung ist den Oppositionsparteien im Bundestag allerdings nicht groß genug. Die Grünen wollen Einkommen über 60.000 Euro noch stärker besteuern, die SPD ab 65.000 Euro. Bei den Sozialdemokraten hätte der besagte Single noch Glück, nach den grünen Plänen müsste er laut Steuerzahlerbund rund 260 Euro mehr abdrücken – beziehungsweise anderthalb Tage länger für den Staat arbeiten.

Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden in Milliarden Euro Quelle: BMF

„Starke Schultern können mehr tragen als schwache“, meinen die grünen Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin unisono. Stefan Bach, Steuerexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, sekundiert, dies treffe „maximal die reichsten fünf Prozent“ der Steuerpflichtigen. Doch Fakt ist: Die oberen zehn Prozent leisten bereits jetzt 54 Prozent des Einkommensteueraufkommen, das oberste Prozent überweist 20 Prozent des Aufkommens.

Während die Betroffenen an dieser Stelle noch ruhig bleiben, überschreiten SPD, Grüne und Linke mit ihren Plänen zur Wiedereinführung der Vermögensteuer eine rote Linie. „Diese Steuer nagt am Bestand des Eigenkapitals“, warnt Brun-Hagen Hennerkes von der Stiftung Familienunternehmen. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung kommt in einer Studie zu dem Ergebnis: Eine Vermögensteuer setzt Anreize zur Verlagerung von Betriebs- und Privatvermögen ins Ausland.

Betroffene Unternehmer melden sich warnend zu Wort. So auch Manfred Fuchs. Für sein Unternehmen, das im Schmierölgeschäft tätig ist, müsste die Eigentümerfamilie rund sieben Millionen Euro Vermögensteuer zahlen – Geld, das dem Unternehmen entzogen würde. Fuchs: „Diese Art von Umverteilung ist ein Schuss, der nach hinten losgehen wird.“ Wie die Reaktion der Unternehmen aussehen könnte? Maria Dietz, Mitgründerin des Stuttgarter IT-Unternehmens GFT Technologies, hat dies schon mal durchgerechnet: „Bei einer grünen Vermögensabgabe müssten wir uns von 18 Prozent unseres Aktienpakets trennen, um das zu bezahlen.“

Auch bei Worlée-Chemie langt Vater Staat kräftig zu: Von 100 Millionen Euro Umsatz bleiben laut Geschäftsführer Reinhold von Eben-Worlée den Eigentümern derzeit 2,7 Millionen Euro. Zuvor fließen 5,7 Millionen Euro an Steuern und Sozialabgaben ab. Eine Vermögensteuer würde weitere 600.000 Euro (SPD-Plan) beziehungsweise über 900.000 Euro (Grüne) von Privat zum Staat transferieren. Von Eben-Worlée: „Die Innovationskraft des Unternehmens würde nachhaltig geschwächt.“ Schon jetzt ist die Abgabenlast kalendarisch gesehen so hoch, dass sich der Staat die ersten 247 Tage an ihrer unternehmerischen Leistung gütlich tut. Erst ab dem 5. September dürfen die Eigentümer selbst profitieren.

17 Tage später haben dann die Wähler das Wort.

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