Streit mit ZDF-Moderatorin Journalistenverband attackiert AfD-Chefin Petry

Zweimal wird AfD-Chefin Petry ins ZDF-„Morgenmagazin“ eingeladen, zweimal kommt sie nicht. Weil die Moderatorin den Vorgang öffentlich kommentiert, bringt Petry Konsequenzen ins Spiel. Entsprechend sind die Reaktionen.

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AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry: Heftiger Streit mit dem ZDF. Quelle: AP

Berlin Dass sich zwischen dem ZDF und der AfD ein Konflikt anbahnen könnte, deutete sich am Dienstag an. Zu diesem Zeitpunkt war der Sender mit zwei Interviewangeboten an Parteichefin Frauke Petry zum AfD-Triumph bei den Landtagswahlen ins Leere gelaufen. Am Montag erschien Petry zum vereinbarten Gespräch im „Morgenmagazin“ einfach nicht, eine Anfrage für den darauffolgenden Tag lehnte sie aus Termingründen ab.

Als der erste Ausfall bekannt wurde, sah sich Sprecher der Partei, Christian Lüth, am Montag bereits genötigt, dem Eindruck entgegenzuwirken, Petry habe verschlafen. Einen Tag später, nachdem sich das Thema seinen Weg durch die sozialen Medien bahnte und teils hämisch diskutiert wurde, legte Lüth nach und schrieb bei Twitter: „Gibt es nichts Wichtigeres in der Republik? Geplatztes Interview mit Dunja Hayali.“

Inzwischen haben die nicht stattgefundenen Interviews eine dermaßen große Wichtigkeit angenommen, dass Petry am Mittwochabend mit einer Pressemitteilung reagierte. Und irgendwie scheint sich damit zu bewahrheiten, was der „Tagesspiegel“ zuvor vermutet hatte: „Auch am Dienstag kam die AfD-Parteichefin Frauke Petry nicht zum ZDF-„Morgenmagazin“ wie am Tag zuvor. Liegt es an der ZDF-Moderatorin?“, schrieb die Zeitung.

Tatsächlich geht Petry in ihrer Pressemitteilung ins Volle und teilt heftig gegen die „Morgenmagazin“-Moderatorin aus. Sie wirft Hayali vor, seit Montag über Twitter und andere Online-Medien wiederholt interne Kommunikationsdaten über eine in ihr Fernsehformat veröffentlicht zu haben. Hayali hatte zuvor via Twitter erklärt: „Wenn jemand nicht auftaucht, wir aber in der Sendung mehrfach auf alle Gesprächspartner hinweisen, ist eine Erklärung notwendig.“ Ausführlicher kommentierte Hayali die von Petry nicht wahrgenommenen Interviewtermine auf ihrer Facebook-Seite unter der Überschrift „Frauke Petry und das ZDF morgenmagazin – eine kurze Erklärung, weil viele von Ihnen gefragt haben, was denn da los sei.“

Die Vorwürfe Petrys gegenüber der ZDF-Journalistin gipfelten darin, dass sie dem Sender in ihrer Pressemitteilung nahelegte, Hayali aus dem Verkehr zu ziehen („Es sieht so aus, als würde im MoMa dringend frischer Wind gebraucht.“). Die AfD-Chefin begründete dies unter anderem damit, dass Hayali, die sie als „offensichtliche Politaktivistin“ bezeichnete, eine „Skandalisierung“ des Vorgangs betrieben habe.

Mit ihrer Attacke hat Petry heftige Reaktionen ausgelöst, etwa auf ihrer Facebook-Seite, auf der sie die Pressemitteilung veröffentlichte. Und auch der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) griff Petry frontal an.

„Das sieht der AfD ähnlich: Journalisten, die sich gegenüber der Rechts-Partei kritisch verhalten, werden persönlich diffamiert und in die Ecke von Politaktivisten gerückt“, sagte DJV-Sprecher Hendrik Zörner dem Handelsblatt. Die Wahrheit sei vielmehr, dass Petry und ihre Mitarbeiter nicht in der Lage gewesen seien, vereinbarte Interviewtermine einzuhalten. Dabei hätten sie sich „in Widersprüche verstrickt, als sie die Patzer rechtfertigen wollten“.


„Dieses Staatsfernsehen braucht kein Mensch!“

Zörner ließ auch nicht das Argument Petrys gelten, die erklärt hatte, dass sie sich als Mutter von vier Kindern vor allem in den Morgenstunden gut überlege, welche TV-Termine wichtiger seien als diese „familiäre Aufgabe“. „Wenn Frau Petry ihr Familienleben so wichtig ist, wie sie behauptet, sollte sie erst gar keine Gesprächstermine mit Morgensendungen machen“, sagte Zörner.

Auch Hayali äußerte sich via Twitter dazu:

DJV-Sprecher Zörner warf Petry zudem Unkenntnis über die deutsche Presselandschaft vor. „Dass Frauke Petry behauptet, das ZDF würde aus Steuermitteln finanziert, zeugt von grober Unkenntnis der Medien“, sagte er. Petry hatte in ihrer Pressemitteilung gemutmaßt, dass Hayali als Unterstützerin der Vereine „Gesicht zeigen“ und „Respekt! Kein Platz für Rassismus“ Schwierigkeiten damit habe, „ihre journalistische Arbeit in einem aus Steuergeldern finanzierten Sender von ihrer politischen Einstellung zu trennen“.

Auf Petrys Facebook-Seite fielen die Reaktionen unterschiedlich aus. „Sehr guter und verständlicher Kommentar, Frau Petry“, schrieb eine Userin namens Jessica Ulrike Dubbert. Eine Gordon Vette sekundierte: „Alles richtig gemacht. Danke.“

Deutlicher wurde ein Uwe Schauerhammer: „Hayali ist von Hass und Selbstverliebtheit zerfressen, so was gehört nicht ins ö.r. (öffentlich-rechtliche; d. Red.) Fernsehen.“ Und ein Gerhard Joe Reitner meinte. „Dieses Staatsfernsehen braucht kein Mensch!“


„Aber es ist und bleibt halt alles eine Lügenpetry!“

Auch Petry wird von den Usern scharf angegangen. Ein Florian Rebel schreibt: „Ist nicht ein Slogan, mit der die AfD wirbt, „Mut zur Wahrheit“? Ich finde es gut, dass die Vorgänge hinter den Absagen/Fernbleiben öffentlich gemacht worden sind, damit jeder sieht, wessen Geistes Kind sie sind. Lügen und Ausreden gehören wohl scheinbar zur gängigen Taktik der AfD. Da ist man dann mal auf der Maus ausgerutscht oder erfindet andere „Wahrheiten“. Aber es ist und bleibt halt alles eine Lügenpetry!“

Eine Claudia Schmidt brach eine Lanze für die ZDF-Moderatorin: „Frau Dunja Hayali ist wundervoll. Haben Sie Angst vor ihr? Wenn ja, warum? Weil Sie keine Lösungen haben? Hmmm.“

Eine Mia Maushagen gab sich wenig überrascht über die Aussagen Petrys. „Das ging ja schnell mit dem Kneifen. Keine Argumente, keine Chance gegen eine versierte hochanständige Journalistin. Feige, sehr feige Frau Petry. Nichts anderes habe ich erwartet.“

Eine Friederike Hellner erinnerte Petry an die im Grundgesetz verankerte Pressefreiheit: „Sie haben Angst vor kritischen Fragen und bringen deshalb lieber die möglicherweise kritisch nachfragende Journalistin in Verruf. Sie haben offenbar nicht verstanden, was Pressefreiheit ist. Tip: Kommentar zum Art. 5 Abs. 1 Satz 2 Grundgesetz nachlesen.“

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