Streit um SPD-Parteivorsitz Diese Frau fordert Andrea Nahles heraus

Die Flensburger Oberbürgermeisterin geht auf Konfrontationskurs mit der Parteispitze. Quelle: dpa

Kampfansage an Andrea Nahles: Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange will für den SPD-Parteivorsitz kandidieren. Wer ist die Frau, die auch die Anti-GroKo-Linie der Jusos verteidigt?

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Es ist eine Kampfansage an Andrea Nahles und die Führungsriege der SPD: Die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange hat überraschend ihre Kandidatur für den Parteivorsitz der Sozialdemokraten angekündigt. „Ich werbe für eine Basiskandidatur und möchte den Mitgliedern wieder eine Stimme geben und sie an diesem Entscheidungsprozess ernsthaft beteiligen“, begründete die 41-Jährige in einem am Montagabend veröffentlichten Brief an den Vorstand ihren Schritt.

Sie wolle den Mitgliedern wieder das Gefühl geben, „dass sie es sind, die die Stimmung und die Richtung der Partei bestimmen“. Dies wäre „ein erster Schritt, die SPD wieder zu dem zu machen, was sie einst war: eine stolze Partei der sozialen Gerechtigkeit.“

SPD-Fraktionschefin Nahles könnte bereits an diesem Dienstag kommissarisch den Parteivorsitz übernehmen. Präsidium und Vorstand der Sozialdemokraten wollen am Nachmittag über das weitere Vorgehen beraten. Lange will das nicht hinnehmen. „Eine Einzel-Kandidatur, die von Funktionsträgerinnen und -trägern beschlossen und ohne große Diskussion durchgewunken wird, kann kein Zeichen für einen Aufschwung oder einen Neuanfang sein“, schrieb sie.

Sie könne das Gefühl der Ohnmacht vieler Mitglieder gegenüber denen, die in Berlin Entscheidungen treffen, ohne die Basis einzubeziehen, sehr gut nachvollziehen. Das Amt des Bundesvorsitzenden sei von „weitreichender Bedeutung für die gesamte Partei und das gesamte Land und dürfe nicht von einer kleinen Gruppe intern festgelegt werden“.

Ex-Polizistin und beliebte Oberbürgermeisterin

Simone Lange wurde 1976 im thüringischen Rudolstadt geboren und wuchs auch dort auf. Nach dem Abitur studierte sie an der Verwaltungsschule in Kiel-Altenholz. Bevor sie in die Politik wechselte, war die Mutter von zwei Kindern mehr als zehn Jahre Kriminalbeamtin in der Stadt: Von 1999 bis 2012 arbeitete sie als Kripo-Beamtin in Flensburg, begleitet von kommunalpolitischer Arbeit in der Stadt an der dänischen Grenze.

Simone Lange ist seit 2003 SPD-Mitglied. Nach ihrer Wahl in den Landtag 2012 machte sie sich mit ihrer fachlichen Kompetenz schnell einen Namen im Landesparlament. Im Kieler Landtag kümmerte sie sich um Polizeipolitik, war stellvertretende Vorsitzende des Innen- und Rechtsausschusses. Seit einem Jahr amtiert sie als Oberbürgermeisterin von Flensburg – als erste Frau.

Abgeordnetenkollegen und Mitarbeiter schätzten außerdem besonders Langes Offenheit und Freundlichkeit. In den lokalen Medien wird sie für ihr schnelles Handeln und ihre Kommunikationsfähigkeit gelobt.

„Mutige Politik braucht mutige Entscheidungen“, schrieb Lange am Ende ihres Briefes an den SPD-Vorstand. Dass weitere vier Jahre in einer Großen Koalition für sie nicht dazuzählen, ließ sie in der Vergangenheit immer wieder durchblicken. Nach Ende der Koalitionsverhandlungen mit der Union ärgerte sich Lange beim Kurznachrichtendienst Twitter: „Glaubwürdigkeit kommt von Glauben und Würde, nicht von Macht und Erhalt!“ Zudem verteidigte sie die Anti-GroKo-Linie der Jusos.

Dass Lange eine echte Chance auf den Parteivorsitz hat, dürfte eher unwahrscheinlich sein: Sie ist in der Bundespolitik bislang wenig in Erscheinung getreten. Aber vielleicht geht es der Bürgermeisterin aus dem hohen Norden auch gar nicht um das Amt, sondern vielmehr darum, die Genossen wachzurütteln.

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