Strombörse Wer am Stromhandel verdient

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Die Zeche für die Energiewende zahlen vor allem Privathaushalte. Dass dies so ist, liegt an der Konstruktion des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), das Ökostrom-Subventionen regelt. Die Versorger können die EEG-Umlage voll auf den Strompreis der Privatkunden aufschlagen. In den vergangenen fünf Jahren stieg laut Bundesnetzagentur der Strompreis für Privathaushalte im Schnitt um 26 Prozent. Nur ein Drittel davon entfällt auf den an der Strombörse ermittelten Großhandelspreis.

Industriekunden mit hohem Stromverbrauch sind dagegen weitgehend von der EEG-Umlage ausgenommen. So verwundert es kaum, dass Industriekunden im vergangenen Jahr nur etwa zehn Prozent mehr für Strom zahlten als 2006. Unternehmen, die über zehn Millionen Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen und bei denen Strom mehr als 15 Prozent der Bruttowertschöpfung ausmacht, zahlen nur 0,05 Cent pro Kilowattstunde für den Ausbau der Erneuerbaren.

Damit steigende Strompreise ihre Kostenrechnungen nicht durcheinanderbringen, sichern sich Industrieunternehmen über Optionen auf Terminkontrakte gegen steigende Strompreise ab.

Unternehmen sichern sich ab

Der Käufer erwirbt mit einer Option an der Strombörse das Recht auf einen Terminkontrakt, der ihm die Lieferung von einer Megawattstunde (1000 Kilowattstunden) Strom im kommenden Jahr garantiert. Dafür zahlt er eine Prämie. Steigt der Strompreis an der Börse über den im Kontrakt vereinbarten Preis, wird der Käufer die Option ziehen und sich den Strom liefern lassen. Sinkt der Börsenpreis dagegen unter diese Marke, ist es für ihn günstiger, sich anderswo mit Strom einzudecken. Der Käufer lässt die Option verfallen. Experten schätzen, dass europaweit jedes Jahr Energiederivate im Wert von mehreren Billionen Euro gehandelt werden.

Privathaushalte haben es dagegen schwerer, sich gegen steigende Strompreise abzusichern. Sie können nur häufiger den Anbieter wechseln und so für mehr Wettbewerb sorgen. Von Banken ausgegebene Zertifikate auf Strompreis-Indizes helfen kaum weiter: Sie bilden den Großhandelspreis ab, der nur ein Drittel der Stromkosten für die Privatkunden ausmacht.

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