Strombörse Wer am Stromhandel verdient

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Warum private Stromkunden mehr zahlen

Als die Bundesregierung im März die sieben Atomeiler abschalten ließ, stieg der Preis pro Tonne CO2, die 2012 erzeugt werden darf, von 16 auf 18 Euro. Die französische Bank Société Générale rechnet für die Zeit nach 2013 mit einem Anstieg auf 24 bis 25 Euro.

Mehr Strom aus Kohle und Gas statt aus Kernkraftwerken treibt auch die Nachfrage nach den CO2-Emissionsrechten. Erst wenn die erneuerbaren Energien mit neuer Speichertechnologie Teile des täglich mindestens benötigten Stroms (Grundlaststrom) übernehmen, könnte der Preis für Verschmutzungsrechte spürbar einknicken. „Die bereits bestehenden Solaranlagen liefern in Deutschland mehr Strom als alle Atommeiler zusammen, allerdings nur wenige Stunden am Tag oder gar nicht“, sagt E.On-Analyst Zimmer.

Im Visier der Kartellwächter

Der europaweite Stromhandel über die Börse soll nach dem Willen von Bundesregierung und Europäischer Union Kungeleien der Stromkonzerne verhindern. „Hier wird Energiegeschichte geschrieben, indem die Märkte der Energie transparenter gemacht werden“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Besuch der Strombörse im vergangenen Jahr.

Der Hamburger Ex-Politiker und Unternehmensberater Werner Marnette hält den Börsenhandel dagegen für ein Feigenblatt: „Seit die EEX startete, kennt der Strompreis nur eine Richtung, nach oben.“ Das sei so, weil die eigentlichen Preise im außerbörslichen Handel gemacht würden – und den kontrollieren die Energiekonzerne.

Keine Belege für Preistreiberei

Mehrfach hat Marnette den Versorgern vorgeworfen, sie würden den Strompreis künstlich hochhalten und damit energieintensive Unternehmen in Bedrängnis bringen. Belege für bewusste Preistreiberei konnte er indes nicht liefern. Der damalige Vorstandschef der Norddeutschen Affinerie, eines Kupferproduzenten, der seit 2009 Aurubis heißt, geriet 2005 wegen seiner Kritik ins Fadenkreuz der Energiekonzerne. Marnette fühlte sich unter Druck gesetzt und räumte seinen Posten als Chef des BDI-Energieausschusses.

Auch das Bundeskartellamt biss sich am vermeintlichen Stromhandelskartell die Zähne aus. Ein Ex-Mitarbeiter der EEX hatte den Kartellwächtern 2007 Handelsdaten zugespielt, die Preismanipulationen der deutschen Versorger belegen sollten. Zuvor hatte bereits die EU begonnen, gegen E.On und RWE wegen Missbrauchs ihrer Marktmacht zu ermitteln.

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