Ein Platz in einem Pflegeheim ist dort besonders teuer, wo es wenige Pflegeheime gibt. Das ist das Ergebnis zweier Studien des RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der Pflegeheimberatung Terranus, die nun im neuen Pflegeheim Rating Report vorgestellt werden. Die Wissenschaftler untersuchten, wie sich der Wettbewerb in einer Region auf die durchschnittlichen Pflegesätze pro Bett und pro Tag auswirkt. Dafür untersuchten die Studienautoren die Anzahl der Pflegeheime in einem Landkreis in Beziehung zu der Zahl der Einwohner über 65 Jahren.
Demnach liegt der Preis für einen durchschnittlichen Bewohner eines Pflegeheims am Tag bei 74,08 Euro am Tag, wenn der Wettbewerb zwischen den Heimen stark ist. Ist die Konkurrenz gering, liegt der Durchschnittspreis bereits bei 85,98 Euro am Tag – über zehn Euro pro Tag mehr.
Teilweise liegen die regionalen Unterschiede noch sehr viel höher. So ergab die Untersuchung, dass Pflegebedürftige mit dem Pflegegrad 5 im Landkreis Böblingen in Baden-Württemberg durchschnittlich 98,97 Euro am Tag zahlen müssen. In Heilbronn liegen die Durchschnittskosten am Tag für einen Bedürftigen mit Pflegegrad 5 bei nur 83,20 Euro pro Tag. In Böblingen ist das Pflegeheim also im Durchschnitt um 15,77 Euro teurer.
Die Pflege gilt im Alter als einer der größten Kostenfaktoren. Nach Daten des Statistischen Bundesamts sind in Deutschland 4,3 Prozent der über 65-Jährigen pflegebedürftig. In städtischen Gebieten ist die Nachfrage nach Pflegeheimen oft noch höher, weil die Bevölkerungsdichte höher ist.
Sechs Bereiche bei der Begutachtung zum Pflegeantrag
Hierbei wird hinterfragt ob der potenziell Pflegebedürftige in der Lage ist, sich innerhalb der eigenen Wohnung zu bewegen und ggf. Treppen zu steigen. Bei schwerwiegenden Fällen kommen der Positionswechsel im Bett, sowie das Aufstehen und umsetzen und die stabile Sitzhaltung noch hinzu.
(Macht zehn Prozent des Pflegegutachtens aus.)
Hier werden zwei Bereiche zusammen gezählt. Zum einen gilt es zu überprüfen, wie sicher die potenziell pflegebedürftige Person im Alltag klar kommt: bei der Haushaltsführung, bei der Orientierung im näheren Umfeld des Zuhauses, beim Treffen von Entscheidungen, bei der Erkennung und Bewertung möglicher Risiken. Dahinter steht vor allem die Frage: Kann der Mensch sich im Alltag zurecht finden, Gefahren erkennen, Ordnung halten, Informationen, die er erhält, richtig verarbeiten? Ebenfalls schwer wiegen Verhaltensauffälligkeiten und psychische Problemlagen, wie nächtliche Unruhe, selbstschädigendes Verhalten, verbale Aggression, Wahnvorstellungen, aber auch Antriebslosigkeit, depressive Stimmungen und sozial inadäquates Verhalten.
(Macht 15 Prozent des Pflegegutachtens aus.)
Vor der aktuellen Pflegereform hatte dieser Aspekt noch mehr Gewicht. Nun ist er weiterhin sehr bedeutsam, aber nicht mehr allein ausschlaggebend. Es geht um die ganz normalen Dinge des Alltags: die Körperpflege (vom Waschen übers Haare-kämmen bis zum Zähneputzen), das An-, Aus- und Umziehen und die Nahrungsaufnahme. Hinzu kommen noch besondere Bedingungen wie Probleme beim Stuhlgang oder ähnliches.
(Macht 40 Prozent des Pflegegutachtens aus.)
In diesem Aspekt wird begutachtet, ob die potenziell pflegebedürftige Person Medikamente und Wundversorgung selber gewährleisten kann oder Hilfe braucht. Das kann etwa bei der Einnahme von Medikamenten sein, aber auch der Verbandswechsel. Ebenfalls Beachtung findet hier, wenn die Person Therapie- oder Arztbesuche nicht mehr alleine erledigen kann – sei es, weil die Anfahrt nicht möglich ist oder aus psychischen/inhaltlichen Gründen eine Begleitung notwendig.
(Macht 20 Prozent des Pflegegutachtens aus.)
Um für die Berechnung des Pflegegrads hier Punkte zu erhalten, muss der potenziell Pflegebedürftige Schwierigkeiten mit der Struktur des eigenen Tagesablaufs und im Kontakt mit Menschen außerhalb des direkten Umfelds haben. Das heißt, es fällt schwer, zur richtigen Zeit ins Bett zu gehen und sich Dinge vorzunehmen. Veränderungen werden nur schwer angenommen und der Kontakt zu unbekannten Menschen fällt erheblich schwerer als zuvor und eigentlich üblich.
(Macht 15 Prozent des Pflegegutachtens aus.)
"Ein stärkerer Wettbewerb unter den Anbietern kann zu Kosteneffizienz und damit zu niedrigen Preisen führen. Gleichzeitig haben die Pflegebedürftigen die Wahl zwischen mehreren Heimen, so dass Wettbewerb auch zu höherer Qualität führen kann, da Heime mit schlechter Qualität am Markt nicht bestehen können", schreiben die Studienautoren.
„Aus Sicht der Kostenträger und auch der Pflegebedürftigen ist es falsch, auf eine weitere Verknappung des Angebots zu drängen“, fordern die Studienautoren. „Mehr Wettbewerb führt zu fairen Preisen.“