Studie von Huawei Chinesen lieben Deutschland, wir aber nicht China

Für die Chinesen ist Deutschland das zweitbeliebteste Land der Welt. Die Deutschen misstrauen Chinas Wirtschaft. Während Chinesen die Digitalisierung begrüßen, haben die Deutschen vor allem Angst um ihre Jobs.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Le Keqiang im Jahr 2014 bei Regierungsgesprächen in Peking. Quelle: dpa

74 Prozent der Chinesen haben ein positives Bild von Deutschland, lediglich vier Prozent mögen die Bundesrepublik nicht. Damit ist Deutschland nach Frankreich (75 Prozent) das zweitbeliebteste Land der Chinesen, gefolgt von Großbritannien (72 Prozent). Die Vereinigten Staaten sehen die Chinesen mit einer 52 Prozent Zustimmung deutlich kritischer.

Die Liebe der Chinesen für Europa stößt aber nicht auf Gegenliebe – zumindest nicht in Deutschland. Für die Bundesbürger ist Frankreich (71 Prozent) das beliebteste Land, gefolgt von Großbritannien mit 59 Prozent. Mit den Vereinigten Staaten von Amerika verbinden nur 42 Prozent positive Gefühle, mit China sogar nur 24 Prozent. 32 Prozent der Deutschen sind China gegenüber eher negativ eingestellt, der größte Teil (43 Prozent) hat keine Meinung.

Diese Daten gehen aus einer Studie des chinesischen Technologiekonzerns Huawei hervor, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Die Untersuchung wurde in Zusammenarbeit mit dem Hamburger GIGA-Institut (German Institute of Global and Area Studies), der Universität Duisburg-Essen und dem Umfrageinstitut TNS Emnid durchgeführt. Bei der repräsentativen Befragung wurden in China und Deutschland insgesamt 2.600 Personen befragt, darunter jeweils 1.000 Menschen aus der Bevölkerung, je 200 Wirtschaftsentscheider und je 100 politische Entscheider.

Die Huawei-Studie liefert Antworten, woher die Skepsis der Deutschen gegenüber China stammt. 44 Prozent der befragten Deutschen sagen, sie würden der wirtschaftlichen Stärke Chinas misstrauen. Eine Mehrheit, 54 Prozent, ist darüber nicht besorgt. Anders sieht es aber bei der Frage nach der politischen Macht Chinas aus. 57 Prozent der Deutschen sind hier besorgt, lediglich 41 Prozent nicht.

In China zeigt sich in Bezug auf Deutschland ein ganz anderes Bild. 80 Prozent der Chinesen macht sich keine negativen Gedanken wegen der wirtschaftlichen Stärke der Bundesrepublik. Bei der politischen Stärke ist der Wert mit 77 Prozent nur marginal geringer. Kurzum: China hat keine Angst vor Deutschland – weder wirtschaftlich noch politisch.

In Deutschland gehen die Sorgen mit Blick auf China mit wirtschaftlichen Erwartungen einher. 58 Prozent der Deutschen halten zwar die wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA und China für gleich wichtig. Für immerhin 24 Prozent der Befragten ist China aber der wichtigere Wirtschaftspartner als Amerika (18 Prozent). Mit der Realität deckt sich das gleichwohl nicht. Im Jahr 2015 waren die USA Deutschlands wichtigster Exportpartner – noch vor Frankreich und Großbritannien. China kommt hier erst auf dem fünften Platz. Zugleich importierte die Bundesrepublik im vergangenen Jahr aus keinem anderen Land mehr als aus China.

Deutsche haben Angst vor Digitalisierung, China nicht

Völlig unterschiedlich bewerten beide Nationen auch den Charakter der beiden Volkswirtschaften: Eine große Mehrheit der Deutschen (85 Prozent) meint, dass China vor allem für Massenproduktion steht, nur fünf Prozent erwarten aus China innovative Produkte. Die Chinesen hingegen erwarten mehrheitlich (67 Prozent) innovative Produkte aus Deutschland. Nur für eine Minderheit (23 Prozent) steht Deutschland in erster Linie für Massenproduktion.

Zugleich vermuten 80 Prozent der Deutschen, dass chinesische Unternehmen deutsche Erfindungen und Technologien ausspionieren. 64 Prozent sind gar der Meinung, dass westliche Produkte schlicht kopiert werden. In China wurde diese Frage pikanterweise gar nicht erst gestellt. Lediglich 20 Prozent der chinesischen Unternehmen fürchten jedenfalls deutsche Wirtschaftsspionage.

Für den Telekommunikationskonzern Huawei, hinter Samsung und Apple mittlerweile der drittwichtigste Hersteller von Smartphones, ist dieses Ergebnis durchaus heikel. Zwar schätzen Experten die Produkte des chinesischen Unternehmens. Doch sind beispielsweise die Ähnlichkeiten der Betriebssysteme von Apple und Huawei auffällig. Immer wieder sieht sich Huawei mit dem Vorwurf konfrontiert, die eigene Benutzeroberfläche für Smartphones der von Apple nachempfunden zu haben.

Eine andere Botschaft dürfte Huawei aber sehr wohl zusagen: China sieht in der Digitalisierung nämlich vor allem Chancen, Deutschland fürchtet die Nachteile. Demnach sind 60 Prozent der Deutschen der Meinung, dass durch die fortschreitende Digitalisierung bestehende Arbeitsplätze abgebaut werden. 57 Prozent der Chinesen sind hingegen überzeugt, die Digitalisierung werde neue Arbeitsplätze schaffen. Eine Mehrheit der Deutschen von 53 Prozent nimmt zudem digitale Innovationen als Gefahr wahr, 66 Prozent aller Chinesen betonen hingehen den Nutzen.

Die Chinesen wissen, dass im Bereich der Digitalisierung zu den führenden Nationen der Welt gehören. Global Player aus Deutschland gibt es hier kaum. Das dürfte ein weiterer Grund sein, warum China Deutschland liebt, die Deutschen China aber fürchten. Die Sorge beim entscheidenden Zukunftsthema abgehängt zu werden, ist groß – und berechtigt.

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