Studie zur digitalen Welt Im Dauerstress? Gehen Sie offline!

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Die Unternehmenskultur ist entscheidend

Dafür sprechen auch die Ergebnisse des TK-Reports: 56 Prozent der Arbeitnehmer, die angeben, häufig gestresst zu sein, sind auch rund um die Uhr auf Facebook und Co unterwegs. Bei den manchmal Gestressten sagen das 50 Prozent, bei den selten oder nie gestressten aber nur 37 Prozent. Das ist ein deutlicher Hinweis dafür, dass wer immer online ist, im Job oft an seine Grenzen gerät. Arbeitnehmer die auch schon mal abschalten und sich mit den heute unverzichtbaren Hilfsmitteln E-Mail, SMS und etwas altmodischer Telefonanruf begnügen.

Diese Dinge auf der Arbeit können krank machen

Die Studie hat für dieses Phänomen des Sich-selbst-unter-Stress-setzens als Folge „disruptiver“ technischer Neuerungen, um die es bei der Digitalisierung zweifellos geht, eine historischer Parallele gefunden: So berichtet der Historiker Andreas Rödder, dass die Verbreitung der Elektrizität zu Beginn des 20 Jahrhunderts ähnlich einschneidend war. Auch damals seien öfter „Abspannung der Seelenkräfte“ und Neurasthemie (Nervenkrankheit) diagnostiziert worden. Die Symptome seien denen des heutigen Burnouts sehr ähnlich. Und es sei gerade erst 200 Jahre her, dass vor dem Lesen von Romanen gewarnt wurde. Kritiker fürchteten, schöngeistige Literatur könnte Hausfrauen von der Arbeit abhalten und sie süchtig machen. Heute wird vor der Internetsucht gewarnt.

ind also alle Warnungen vor zu viel Digitalisierung in Job und Privatleben und den möglichen negativen Folgen für die Gesundheit nur Panikmache? Nicht wirklich. Je höher das Gehalt und je höher der Bildungsgrad, umso häufiger müssen Arbeitnehmer rund um die Uhr erreichbar sein – und können das Dank der digitalen Hilfsmittel auch. 29 Prozent der Berufstätigen geben an, sie müssten auch nach Feierabend, an den Wochenenden und im Urlaub erreichbar sein. Nur noch 13 Prozent leben laut Studie noch offline. TK-Chef Jens Baas fordert daher öfter mal Feierabend für always on. „Die Digitalisierung, die Globalisierung der Märkte und der Anspruch der Kunden, rund um die Uhr alles erledigen zu können, haben unsere Arbeitswelt in den vergangenen 20 Jahren deutlich verbändert.“

Was bei der Arbeit stresst

Die Beschäftigten müssten deutlich flexibler sein. Wenn das aber für 30-Prozent um die Uhr-Erreichbarkeit bedeute, „dann läuft in der Betriebsorganisation was falsch. Das spricht nicht für gesunde Unternehmenskultur“ so der TK-Chef.

Ex-Fußball-Star Stanislawski meint, Flexibilität sei nötig. „Wichtig ist aber auch, dass die Beschäftigten wissen, dass das auch wieder ausgeglichen wird und nicht immer mehr gefordert wird.“ Das sei eine Haltung und habe was mit Unternehmenskultur zu tun, fügt Baas hinzu. Noch mehr staatliche Regulierung könne da wenig ausrichten.

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