Der Salafistenprediger Sven Lau kommt vom späten Mittag an in Düsseldorf vor Gericht. Die Bundesanwaltschaft hat den 35-Jährigen wegen Unterstützung einer in Syrien aktiven islamistischen Terrorgruppe angeklagt. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat bereits den Hinweis erteilt, dass Lau sogar selbst als Terrorist verurteilt werden könnte.
Lau gilt auch als Initiator der „Scharia-Polizei“ in Wuppertal. Seit neun Monaten sitzt er in Untersuchungshaft.
Der Prozess findet im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts (13.30 Uhr) statt. Das Gericht hat für den Prozess bis 18. Januar 2017 zunächst 30 Verhandlungstage angesetzt. Die Bundesanwaltschaft hält Lau für einen Unterstützer der in Syrien aktiven Terrorgruppe Jamwa („Armee der Auswanderer und Helfer“).
Bekannte Gesichter der Islamisten-Szene in Deutschland
Der Prediger und Ex-Profiboxer (38) aus dem Rheinland ist ein enger Weggefährte Sven Laus. In jüngster Zeit distanziert er sich ausdrücklich von der Terrormiliz Islamischen Staat (IS) und soll dafür sogar Morddrohungen erhalten haben. Kuriosum am Rande: Sein Vater ist Hells-Angels-Rocker.
Der Ex-Feuerwehrmann aus Mönchengladbach ist eher ein Mann der leisen, emotionalen Töne. In der Szene ist er dafür zeitweise als „Weichei“ verspottet worden. Wohl zu Unrecht: Der Verfassungsschutz attestiert dem 35-Jährigen eine Radikalisierung. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, Terroristen unterstützt zu haben.
Der Salafist wurde 2012 bundesweit als Initiator der umstrittenen Koranverteilungsaktion „Lies!“ bekannt. Er soll mehrfach Juden und Christen beschimpft haben. Das Amtsgericht Köln verurteilte ihn wegen gewerbsmäßigen Betrugs zu einer Bewährungsstrafe. Nagie hatte zu Unrecht 54 000 Euro Sozialleistungen kassiert.
Der 40-jährige Ex-Gangster-Rapper aus Berlin hat sich vor einigen Jahren in den Nahen Osten abgesetzt. Er wird als IS-Terrorist gesucht und steht auf der Terrorliste der Vereinten Nationen. Schon mehrfach wurde sein Tod kolportiert.
Der 49-Jährige hat als Linksterrorist der Antiimperialistischen Zellen fast 13 Jahre hinter Gittern gesessen und ist zum Islam konvertiert. Falk bewundert die Taliban und distanziert sich vom Islamischen Staat. Er betreut bundesweit islamistische Gefangene - aber nur die, die schweigen und nicht mit den staatlichen Ermittlern kooperieren.
Als Anführer einer fundamentalistischen Bewegung war Kaplan 1992 in Deutschland Asyl gewährt worden. Als er 1996 zur Ermordung eines Gegenkalifen aufrief und der Mann in Berlin erschossen wurde, begannen Ermittlungen gegen den inzwischen 63-Jährigen. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht verurteilte Kaplan im Jahr 2000 zu vier Jahren Haft. 2004 wurde er in die Türkei abgeschoben, wo er wegen Hochverrats zu lebenslanger Haft verurteilt wurde und im Gefängnis sitzt. Er soll geplant haben, die Türkei in einen islamistischen Staat zu verwandeln.
Die Tatvorwürfe reichen ins Jahr 2013 zurück. Laut Anklage hat Lau zwei Salafisten aus Deutschland mit Hilfe eines Schleusers in die Reihen Jamwas gelotst. Einer von ihnen soll ein bereits in Stuttgart zu viereinhalb Jahren Haft verurteilter Islamist sein. Außerdem soll Lau der Terrorgruppe Nachtsichtgeräte und Geld verschafft haben.
Lau bestreite die Vorwürfe energisch, sagte sein Verteidiger Mutlu Günal. Der Hauptbelastungszeuge sei ein „notorischer Lügner“.