Syrien/Russland-Debatte Lafontaine zweifelt an Zurechnungsfähigkeit der Grünen

Als große Hürde in der Debatte um einen rot-rot-grünen Regierungswechsel gelten die außenpolitischen Positionen der Linken. Nun dreht Linken-Vordenker Lafontaine den Spieß um und zerpflückt die Außenpolitik der Grünen.

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„Allmählich an der außenpolitischen Zurechnungsfähigkeit einzelner Grüner zweifeln.“ Quelle: dapd

Berlin Mit scharfen Angriffen auf führende Grünen-Politiker hat sich Oskar Lafontaine in die Debatte ein mögliches rot-rot-grünes Bündnis nach der Bundestagswahl eingeschaltet. Auf seiner Facebook-Seite sprach er der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, und dem Parteivorsitzenden Cem Özdemir jegliche außenpolitische Kompetenz ab.

Die Attacke des saarländischen Linksfraktionschefs kommt in einer Phase, wo Vertreter von SPD, Linken und Grünen sich erst am Dienstagabend in Berlin getroffen hatten, um Gemeinsamkeiten für ein mögliches Regierungsbündnis auszuloten.

An den Beratungen nahmen rund 90 Bundestagsabgeordnete und Funktionäre teil, darunter – und das galt als Überraschung – zeitweise auch SPD-Chef Sigmar Gabriel. Zwischen den Parteien gibt es aber noch große Differenzen, insbesondere in der Außenpolitik.

Lafontaine erklärt Göring-Eckardt und Özdemir zu „Hasardeuren“, weil sie sich für eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland und eine Flugverbotszone in Syrien stark gemacht hätten. „Die Forderung nach einer Flugverbotszone ist abenteuerlich, birgt sie doch das Risiko in sich, dass die beiden atomaren Supermächte aneinandergeraten“, stellt Lafontaine fest und fügt spöttelnd hinzu: „So viel Leichtsinn hätte man den grünen Freunden der „humanitären Intervention“ nicht zugetraut.“

Kritisch sieht der Linken-Vordenker auch, dass Göring-Eckardt „schon mal über Bodentruppen in Syrien schwadronierte“ und Özdemir kürzlich im Interview mit „Spiegel Online“ erklärte hatte: „Ich finde es nach wie vor falsch, dass sich Deutschland bei der Libyen-Intervention enthalten hat.“


Rot-Rot-Grün im Bund derzeit ohne Mehrheit für 2017

Lafontaine wertet die Einlassung des Grünen-Chefs als Beleg für außenpolitische Inkompetenz. „Angesichts des Ergebnisses der „Libyen-Intervention“ – 50.000 Tote, ein zerfallener Staat und ein Erstarken des IS auch in Libyen – muss man allmählich an der außenpolitischen Zurechnungsfähigkeit einzelner Grüner zweifeln“, schreibt der Linken-Politiker auf seiner Facebook-Seite.

Und Lafontaine deutet an, dass vor diesem Hintergrund wohl kaum eine Zusammenarbeit mit seiner Partei möglich ist. „Göring-Eckhart und Özdemir haben Recht: Eine solch „verantwortungsvolle“ Außenpolitik ist mit der Linken nicht zu machen“, konstatiert er nüchtern.

Lafontaine positioniert sich nicht zum ersten Mal gegen ein Linksbündnis. Ob eine solche Machtoption überhaupt realistisch ist, muss sich aber ohnehin erst noch erweisen, zumal in Umfragen Rot-Rot-Grün im Bund derzeit eh keine Mehrheit hätte.

Gleichwohl kommt es manchen Strategen der im Umfragetief verharrenden SPD gerade Recht, ein Alternative zu Schwarz-Rot an der Seite von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu haben. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann meint zwar, es gebe keine hinreichende inhaltliche Übereinstimmung: „Aber warum soll sich das bis zur Bundestagswahl nicht noch ändern.“

Die Vorbehalte werden kleiner, womöglich auch, weil die Reizfigur Lafontaine keine direkte Rolle mehr bei den Linken im Bund spielt. Bei den Grünen sind indes viele Realos eher für Schwarz-Grün, viele vom linken Flügel eher für Rot-Rot-Grün - offiziell will man sich vorher nicht festlegen.

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