Kritisch sehen die Verbraucherschützer auch, dass Hersteller die EU-weit definierten „Health Claims“ oftmals umformulierten und damit weniger exakte Gesundheitsversprechen machten. Jedoch nur wissenschaftlich bewiesene Gesundheitsversprechen seien erlaubt. „Der große Bereich allgemeiner Wohlfühl- und Fitnessclaims ist nicht geregelt, das nutzen die Hersteller aus“, kritisiert der VZBV.
So bewirbt etwa ein Tee-Anbieter seinen Tee als Wundermittel für die Schönheit. Tatsächlich seien derlei Versprechen weder bewiesen noch im Rahmen der „Health-Claims-Verordnung“ erfasst.
Müllers Verband fordert daher, dass die wichtigsten Informationen zu einem Produkt wie Name, Abbildungen und enthaltene Menge der Zutaten auf der Vorderseite der Verpackung abgebildet werden. Bei der Aufmachung und Kennzeichnung von Lebensmitteln müsse einfließen, wie Verbraucher die Informationen wahrnehmen und einordnen.
Damit Informationen auf Lebensmittelpackungen für die Kunden klarer werden, arbeiten die Verbraucherschützer zudem künftig eng mit dem Bundesernährungsministerium zusammen. Das Portal „lebensmittelklarheit.de“ soll, so der Plan, in Zukunft die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission (DMLBK) über Produktbeschwerden informieren.
Die Kommission soll daher nach neuen Grundsätzen arbeiten, wie der zuständige Minister Christian Schmidt (CSU) kürzlich ankündigte. „Was draufsteht, muss auch drin sein -und umgekehrt“, sagte Schmidt. Unter anderem legt eine neue Präambel in der Geschäftsordnung der Kommission nun ausdrücklich als Ziel fest, alle Wirtschaftsbeteiligten, insbesondere aber die Verbraucher vor Irreführung und Täuschung zu schützen. Schmidt sagte: „Eine „Geflügelwurst“ muss auch hauptsächlich aus Geflügel bestehen und nicht aus Schweinefleisch.“
Die Kommission erarbeitet Leitsätze für das Deutsche Lebensmittelbuch, das für rund 2000 Lebensmittel die Herstellung und Beschaffenheit beschreibt, die üblicherweise von dem Produkt erwartet wird. Die Leitsätze sollen zudem aktueller als bisher überprüft werden.
Die Verbraucherorganisation Foodwatch forderte die Abschaffung der Kommission. Sie bleibe „ein Geheimgremium, in dem Lobbyisten der Lebensmittelwirtschaft weiterhin mit am Tisch sitzen und jede verbraucherfreundliche Lösung mit ihrem Veto blockieren können“. Der Kommission gehören je acht Vertreter von Verbrauchern, Wirtschaft, Wissenschaft und Lebensmittelüberwachung an.