Tarifstreit Flughafen-Streiks erneut ausgeweitet

Die Streiks der Flughafenmitarbeiter in Frankfurt sollen nun bis Freitag andauern. Fraport rechnet mit wenigen Ausfällen.

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Ein Flugreisender hat sich am Freitag (17.02.2012) in einer Abflughalle des Flughafens von Frankfurt am Main mit seinem Hund schlafen gelegt. Quelle: dpa

Der Arbeitskampf am Frankfurter Flughafen verschärft sich weiter: In der Nacht zum Dienstag verlängerte die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) ihren Streik erneut. Bis Freitagabend 23.00 Uhr soll der Ausstand der rund 200 Vorfeldmitarbeiter nun dauern. Ursprünglich sollte diese die Arbeit nur 24 Stunden ruhen lassen. Am Montag weitete die GdF die Streiks dann bis Dienstagmorgen aus. Trotz des Streiks können Reisende aber hoffen: Der Flughafen-Betreiber Fraport und der Hauptkunde Lufthansa gingen zunächst von weniger Ausfällen als in der vergangenen Woche aus. Um die Auswirkungen des Arbeitskampfes der Vorfeldlotsen, Einweiser und Disponenten abzufedern, hat Fraport Mitarbeiter geschult, die deren Aufgaben übernehmen. Der Tarifkonflikt ist festgefahren.

„Natürlich wollen wir den Druck erhöhen“, sagte GdF-Sprecher Matthias Maas der Nachrichtenagentur dpa am Dienstagmorgen. Der Flughafen-Betreiber Fraport solle an den Verhandlungstisch zurückkehren. Maas kritisierte zugleich, dass eigens geschulte Mitarbeiter die Aufgaben der Streikenden übernehmen. Eine zu kurze Einarbeitungszeit sei „fahrlässig und gefährlich“. Er habe Zweifel, dass die Mitarbeiter alle berechtigten Lizenzen hätten.

Am Montag waren während der 18 Stunden Betriebszeit am zentralen deutschen Drehkreuz 240 von 1271 geplanten Flügen aus, wie eine Fraport-Sprecherin am Montagabend sagte. Das waren rund 60 weniger als am Freitag vergangener Woche mit gut 300 Ausfällen in lediglich 14 Stunden Streik. Für den Dienstag plante die Lufthansa nur noch mit 160 gestrichenen Starts und Landungen. Der Interkontinentalverkehr werde weiterhin im vollen Umfang aufrechterhalten, der Flugplan innerhalb Deutschlands und Europas werde ausgedünnt. „Wir haben es immer besser im Griff, einen stabilen Flugverkehr abzuwickeln“, sagte Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels.

Der Flugverkehr mit zahlreichen Umbuchungen auf andere Flüge und das Umsteigen auf die Bahn liefen „den Umständen entsprechend reibungslos“, ergänzte eine Sprecherin. Konkurrent Air Berlin berichtete ebenfalls von einigen Ausfällen nach Frankfurt.

Die Passagiere werden aber ebenfalls umgebucht. Viele Reisende steigen auf die Fernzüge der Deutschen Bahn um. Besonders auf den Nord-Süd-Strecken nach Stuttgart, München, Berlin und Hamburg seien mehr Fahrgäste unterwegs, sagte ein Bahnsprecher in Berlin.

Viel Verantwortung, wenig Lohn

Der Tarifkalender 2012
Ein Postbote fährt mit seinem Fahrrad die Post aus. Quelle: dpa
Eine Kundenberaterin der Sparkasse berät eine Frau über Geldanlagen Quelle: dpa
Ein Hausarzt nimmt in seiner Praxis einem Patienten Blut ab. Quelle: dpa
Eine Auswahl von Mobilfunk-Telefonen iin einem "T-Punkt" Quelle: AP
Ein Polizeibeamter vor der neuen Präsenzwache Marstall in Hannover Quelle: dpa
Ein Busfahrer vor stehenden Bussen Quelle: REUTERS
Eine Erzieherin mit vier Kindern in einer Kindertagesstätte Quelle: dpa

Der Streit um die Gehälter der Vorfeldmonate tobt schon seit Monaten. Die bisherigen Forderungen der GdF hält Fraport für überzogen. Die GdF hatte bis zu 70 Prozent mehr Lohn gefordert. Die Arbeit der Vorfeld-Kontrolleure ist der GdF zufolge mit der Eröffnung der vierten Landebahn wesentlich anspruchsvoller geworden. Die Lohnentwicklung habe damit aber nicht Schritt gehalten, argumentieren die Arbeitnehmervertreter.

Die Vorfeldkontrolleure oder auch Vorfeldlotsen sitzen mit im Tower und übernehmen die Flieger von den Lotsen der Flugsicherung, sobald die gelandeten Jets den Bereich der Lande- und Startbahnen verlassen haben. Sie behalten die Kontrolle, solange die Flieger am Boden sind und geben sie erst wieder ab, wenn sie in den Bereich der Startbahn rollen. Die Kontrolleure sind keine vollausgebildeten Fluglotsen, haben aber eine interne Spezialausbildung durchlaufen und in der Folge auch eine sicherheitsrelevante Lizenz. Sie führen die Piloten zu den Vorfeld- oder Gate-Positionen.

Die Beschäftigten der Vorfeldaufsicht sitzen beispielsweise in den „Follow-Me-Wagen“, die die Jets durch das Flughafengewirr leiten. Sie steuern auch die „Pushbacks“ der Jets, also das Zurückschieben von den Terminalpositionen durch riesige Schlepper. Die Verkehrszentrale plant und koordiniert den komplexen Flugzeugverkehr am Boden. Eigene Vorfeldkontrollen gibt es an den Flughäfen in Dresden, Hamburg, München, Frankfurt und künftig auch in Berlin. An den übrigen Flughäfen wird die Aufgabe von den Lotsen der Deutschen Flugsicherung (DFS) miterledigt.

„Die starre Haltung der Fraport AG lässt uns keine andere Wahl, als den Arbeitskampf mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln weiterzuführen“, teilte ein Sprecher der GdF am Wochenende mit. Der Betreiber hat auch einen Schlichterspruch von Hamburgs Ex-Bürgermeister Ole von Beust abgelehnt, der ebenfalls deutliche Verbesserungen für die Beschäftigten vorgeschlagen hatte. Siebers betonte: „Sollte sich Fraport bewegen, sind wir gesprächsbereit. Solange sie hinter den Schlichterspruch zurückfallen, sehe ich keinen Anlass für Verhandlungen.“

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