Tatverdächtiger zu Anschlag in Berlin Was über Anis Amri bekannt ist

Nach dem Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt ist ein Mann namens Anis Amri laut der Bundesanwaltschaft „dringend tatverdächtig“. Was über den Tunesier bislang bekannt ist, den nun ganz Europa sucht.

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Fahndungsaufruf des Bundeskriminalamts zu Anis Amir, dem

Nach dem Anschlag von Berlin fahnden die Ermittler weiter nach einem Verdächtigen aus Tunesien. Der 24-jährige Anis Amri sei „dringend tatverdächtig“, schreiben Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt in ihrem öffentlichen Aufruf. Gegen den Mann wurde bereits früher in Berlin wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat ermittelt - allerdings ohne Ergebnis. Medienberichten zufolge hat der Verdächtige ein langes Vorstrafenregister: Er soll bereits in Italien und Tunesien zu langen Haftstrafen verurteilt worden sei.

Die Bundesanwaltschaft rief die Bevölkerung zur Mithilfe auf und setzte 100.000 Euro Belohnung aus - das Schreiben dazu wurde auch auf Arabisch, Dari, Farsi und Urdu veröffentlicht. Zugleich mahnte sie zur Vorsicht: „Bringen Sie sich selbst nicht in Gefahr, denn die Person könnte gewalttätig und bewaffnet sein!“ Im Berliner Stadtteil Kreuzberg überprüfte ein Spezialeinsatzkommando der Polizei am Mittwochabend einen Mann, bei dem es sich aber nicht um Amri handelte. Auch europaweit wird nach ihm gefahndet.

Seine Duldungspapiere wurden in dem Lastwagen gefunden, der am Montagabend auf den Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche gefahren war. Zwölf Menschen wurden getötet, rund 50 teils lebensbedrohlich verletzt. Ein zunächst festgenommener Pakistaner kam wieder frei.

Gemeldet war der gesuchte Tunesier in einer Asylbewerberunterkunft in Nordrhein-Westfalen, laut „Spiegel Online“ in Emmerich bei Kleve. Nach Angaben der NRW-Landesregierung war er 2015 über Freiburg nach Deutschland eingereist und verwendete mehrere Identitäten. Seit Februar hielt er sich demnach vor allem in Berlin auf.

Dort wurde Amri nach Hinweisen von Bundesbehörden von März bis September dieses Jahres überwacht, wie die Generalstaatsanwaltschaft mitteilte. Es habe Informationen gegeben, wonach der in Nordrhein-Westfalen als islamistischer Gefährder geführte Verdächtige einen Einbruch plane, um Geld für den Kauf automatischer Waffen zu beschaffen - „möglicherweise, um damit später mit noch zu gewinnenden Mittätern einen Anschlag zu begehen“, hieß es.

Die Observierung und Überwachung der Kommunikation sei sogar verlängert worden, habe aber keine Hinweise auf ein staatsschutzrelevantes Delikt erbracht, erklärte die oberste Berliner Ermittlungsbehörde. Es habe lediglich Hinweise gegeben, dass Amri als Drogendealer tätig und an einer körperlichen Auseinandersetzung, vermutlich in der Dealerszene, beteiligt gewesen sein könnte. Deshalb sei die Überwachung im September beendet worden.

Die Sicherheitsbehörden tauschten nach Worten von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) ihre Erkenntnisse über Amri im gemeinsamen Terrorabwehrzentrum aus, zuletzt im November 2016. Laut „Süddeutscher Zeitung“, NDR und WDR tauchte er im Dezember unter. Demnach hatte er Kontakte zum Netzwerk des kürzlich verhafteten Hildesheimer Predigers Abu Walaa, den Jäger früher einmal als „Chefideologen“ der Salafisten in Deutschland eingestuft hatte.

Amri wurde bereits im Juni als Asylbewerber abgelehnt, wie Jäger erklärte. „Der Mann konnte aber nicht abgeschoben werden, weil er keine gültigen Ausweispapiere hatte.“ Tunesien habe lange Zeit bestritten, dass es sich um seinen Staatsbürger handele. Die für die Abschiebung wichtigen tunesischen Ersatzpapiere seien erst an diesem Mittwoch bei den deutschen Behörden eingetroffen, sagte der Minister.

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