Die Flexibilitätsanforderungen an Arbeitgeber und Arbeitnehmer werden durch die Digitalisierung noch einmal sprunghaft wachsen. Kompetenzen, die heute selten und wertvoll sind, können morgen überflüssig und wertlos sein.
Beispiel Fremdsprachen: Moderne Programme werden die babylonische Sprachverwirrung in zwanzig Jahren mutmaßlich beendet haben: Was englisch ins Smartphone gesprochen wird, wird am anderen Ende der „Leitung“ in spanisch herauskommen und umgekehrt. Das heißt: Der Arbeitnehmer der Zukunft wird weniger denn je ein fix-und-fertiger Ingenieur oder Informatiker sein, wenn er die Universität verlässt, sondern mehr denn je gefordert sein, sich sein Arbeitsleben lang weiterzubilden, um auf dem Laufenden bleiben.
Umgekehrt wird ein Unternehmen viel mehr als bisher dafür sorgen müssen, die unterschiedlichen Kompetenzen seiner 20-, 40- und 60-jährigen Mitarbeiter zu synchronisieren, sie miteinander im Gespräch zu halten, ihre je eigenen Qualifikations- und Erfahrungsniveaus zu vernetzen, kurz: eine homogene, motivierte „Belegschaft“ zu bilden.
Die Konsequenzen sind für beide Seiten dramatisch: Gutqualifizierte Arbeitnehmer werden Unternehmen ihre Worklife-Bedingungen diktieren: Heimarbeit, 30-Stunden-Woche, Ausstattung mit Smartphone und höhenverstellbarem Schreibtisch…
Umgekehrt werden Unternehmen ihren Angestellten abverlangen, sich in ganz andere Tätigkeitsfelder einzuarbeiten, wenn es die geschäftliche Neuausrichtung verlangt. Das wird nicht zuletzt auch arbeitsrechtliche Konsequenzen haben: Was früher „betriebsbedingte Kündigungen“ waren, werden künftig „personenbedingte Kündigungen“ sein: Entweder du akzeptierst unser großzügiges Weiterbildungsangebot oder wir müssen uns von Dir trennen…
Ambivalante Aussichten also. Allein in bestimmter Hinsicht eindeutig gute, wie schön - denn Politik, Arbeitgeber und Gewerkschaften scheinen sich der Ambivalenz des Themas vollkommen bewusst zu sein.
Wenn aber Union und Arbeitgeber die Risiken der Digitalisierung im Blick haben, und wenn die SPD und Gewerkschaften zugleich die Chancen von „Industrie 4.0“ sehen (und genau danach sieht es derzeit aus), dann muss uns auch in Zukunft vor Schumpeters „kreativen Zerstörungen“ nicht bange sein. In diesem Sinne: Wann wir schreiten Seit’ an Seit’… Mit uns zieht die Zeit… Niemand wagt zu hadern… Auf ins Ungewisse.