Tauchsieder

BIP BIP Hurra!

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Krieg pusht das BIP

Die größten Wirtschaftsmächte 2060
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat in ihrer Langfristprognose dramatische Veränderungen in der Weltwirtschaft bis 2060 prognostiziert. "Schnell wachsende Schwellenländer werden in den kommenden 50 Jahren einen immer größeren Anteil an der weltweiten Wirtschaftsleistung erbringen", heißt es dazu bei der OECD. Die alten Industrienationen werden das Nachsehen haben. Die Verschiebung in Richtung Niedriglohnländer werde dort dazu beitragen, die Lebensstandards zu verbessern. "So dürfte sich etwa das Pro-Kopf-Einkommen in den ärmsten Ländern bis 2060 vervierfachen", so die OECD. Nachfolgend die Top-Ten der Wirtschaftsnationen, wie sie die OECD für das Jahr 2060 vorhersagen. Quelle: REUTERS
Platz 10: Deutschland Quelle: dpa
Platz 9: RusslandDie einstige Weltmacht kann sich dank hoher Rohstofferträge besser halten. Dennoch würde Russland um drei Plätze im internationalen Vergleich zurückfallen und nur noch 2,3 Prozent zur Weltwirtschaftsleistung beisteuern. 2011 waren es noch 3,6 Prozent. Im Schnitt würde Russland bis 2060 noch um jährlich 1,9 Prozent wachsen. Quelle: AP
Platz 8: GroßbritannienDie Briten lägen der OECD-Prognose 2060 wieder zwei Plätze vor Deutschland, statt wie 2011 zwei Plätze dahinter. Die Insel soll dann für 2,4 Prozent der Wirtschaftsleistung verantwortlich sein und damit um nur einen Platz abrutschen. 2011 lag das Land mit einem Anteil von 3,5 Prozent auf Platz sieben. Das Durchschnittswachstum schätzten die Experten für die nächsten Jahrzehnte auf jährlich 2,1 Prozent. Quelle: REUTERS
Platz 7: MexicoDas Schwellenland gehört zu den Wirtschaftstigern der Zukunft und soll seine wirtschaftliche Bedeutung in der Welt in den kommenden fünf Jahrzehnten um sieben Prozent steigern und dann 2,7 Prozent zum Weltwirtschaftsprodukt beisteuern. Damit würde Mexico um vier Plätze vorrücken. Die OECD schätzt für Mexico eine jährliche Wachstumsrate von 3,0 Prozent im Durchschnitt. Quelle: dapd
Platz 6: IndonesienIndonesien wird eine regelrechte Aufholjagd starten. 2011 rangierte das Inselreich noch auf Platz 16 und hatte einen Anteil am globalen Wirtschaftsprodukt von 1,7 Prozent. Der soll mit einem jährlichen Wachstum um 4,1 Prozent auf immerhin 3,0 Prozent ansteigen. Quelle: REUTERS
Platz 5: JapanDie Japaner werden noch mehr als andere alte Industrienationen durch ihre Überalterung gebremst. 2060 wird das für Japan dennoch nur eine Verschlechterung um zwei Plätze bedeuten; der Anteil an der Weltwirtschaft bis dahin von 6,7 auf 3,2 Prozent zurückgehen. Das Durchschnittswachstum läge bis dahin laut Prognose bei 1,3 Prozent. Quelle: dpa

Und so dienen Kuznets Berechnungen eines fallenden "National Income" dem amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt schon bald zur Begründung staatlicher Investitionen (“New Deal“). Mehr noch: Die nackte statistische Information steigt in jenen Jahren zu einem Fortschrittsindikator auf, an dem sich von nun an nicht nur der wirtschaftliche Erfolg eines Landes, sondern auch der politische Erfolg seiner Regierung bemisst: “Wir müssen wieder den langen, stetigen und aufwärts führenden Weg eines steigenden Volkseinkommen einschlagen”, so Roosevelt 1938 in seiner Budgetrede. Seither lautet der kleinste gemeinsame Nenner aller Politiker weltweit: Mit Wachstum aus der Krise.

Es ist schließlich der Zweite Weltkrieg, der unseren Blick auf die ökonomische Landschaft entscheidend verändert und bis heute prägt. Die große ökonomische Frage damals lautet: Wie hoch ist das Kriegspotential der Wirtschaft? Wie hoch lässt sich der Rüstungssektor fahren, ohne Engpässe in anderen Wirtschaftsbereichen zu riskieren? In England stellt Keynes 1940 Überlegungen über die Frage “How to pay for the war” an - und empfiehlt, neben Konsum und Investitionen auch Staatsausgaben ins Volkseinkommen einzurechnen. Und in den USA stellt man erfreut fest, dass die Umstellung von einer Friedens- auf eine Kriegswirtschaft den Konsum zwar belastet, sich aber zugleich (nicht nur wegen steigender Staatsausgaben) positiv auf Beschäftigung, Innovation und Produktivität auswirkt.

Seither jenen dunklen Jahren steht die Steigerung der Gütermenge (das BIP) im Blickpunkt des politischen Interesses und nicht mehr die Steigerung der besteuerbaren Einkommen. Daran ändert auch die erneute Umstrukturierung auf eine Friedenswirtschaft nach 1945 nichts. Kuznets mahnt: Im Krieg verändere sich der Endzweck der Wirtschaft, sicher, der Staat spiele eine entscheidende Rolle, die Produktion von Gütern stehe im Vordergrund. Aber in Zeiten des Friedens sei die Güterproduktion für den Menschen da und nicht umgekehrt - deshalb müsse die “Vorstellung des guten Lebens das Kriterium” für die Messung des Wohlstands sein. Doch Kuznets Einwände bleiben unerhört: Künftig steht nicht mit dem Zweck des Wirtschaftens (der Bereitstellung von Gütern) der Konsument und der Verbraucher im Mittelpunkt der ökonomischen Statistik, sondern das Mittel zur Erreichung des Zweckes: die Produktion - das BIP.

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