Ein Grund dafür ist zunehmender Stress im Job. Der kann viele Ursachen haben. Berichtet wir von hohem Zeit und Termindruck, von zu vielen Aufgaben, die gleichzeitig erledigt werden müssen sowie von zahlreichen Unterbrechungen und Behinderungen im Arbeitsablauf. 60 Prozent gaben an, dass dieser Stress in den vergangenen zwei Jahren zugenommen hat. Dabei fällt auf, dass auch Führungskräfte sich durch diese Situation zunehmend überfordert fühlen. Im Befragungszeitraum 2002 bis 2009 beschreiben Beschäftigte in Führungspositionen zwar eine höhere Arbeitsintensität, liegen aber beim Belastungserleben etwa auf dem Niveaus aller Befragten.
„In der Befragtengruppe nach 2010 empfindet sich aber bereits jede zweite Führungskraft durch die hohe Arbeitsintensität als ziemlich bis sehr stark belastet“, heißt es im Report und weiter: „Unter dem Strich stellt sich die Frage, wie lange Beschäftigte die hohe Arbeitsintensität bewältigen können und wann Überforderungen zu körperlichen und psychischen Störungen führen?“
Ob und in welchem Umfang Gesundheitsschäden bereit eingetreten sind, beantwortet der TK-Report nicht. Zu gewagt wäre es, die aktuelle Arbeitsunfähigkeitsstatistik einfach mit den Ergebnissen der 29 Umfragen zu verbinden. „Die Fehlzeitenberichte zeigen aber, dass wir aktuell den höchsten Krankenstand in der Geschichte unserer Gesundheitsberichterstattung haben und das insbesondere psychisch bedingte Erkrankungen deutlich zugenommen haben“, so Baas. Dass es hier Zusammenhänge gibt, liege eigentlich auf der Hand.
Der TK Chef hält es daher für besonders wichtig, bei Themen wie betrieblichem Gesundheitsmanagement und Arbeit 4.0 nicht nur darüber zu sprechen, was Beschäftigte krank mache, „sondern auch darüber, welche Ressourcen wir fördern können, damit sie lange gesund arbeiten können.“ Dabei gehe es um mehr als ergonomische Arbeitsplätze und flexible familienfreundliche Arbeitszeiten.
Defizite zeigten sich bei den Umfragen vor allem bei Themen wie Informationsfluss, guter Arbeitsorganisation und Wertschätzung durch Vorgesetzte. „Viele Führungskräfte fürchten, dass es teuer wird, wenn sie in die Gesundheit ihrer Mitarbeiter investieren“ so Baas. Die Studie zeige aber, dass man auch mit guter Führung eine hohe Gesundheitsrendite erreichen könne.
Die Beschäftigten geben ihren Chefs zwar durchweg gute Noten, wenn es um Sachkompetenz geht. Handlungsbedarf besteht aber offenbar bei der Bereitschaft, sich am einzelnen Mitarbeiter zu orientieren. Fünf von zehn Beschäftigten wünschen sich mehr Motivation durch ihren Chef. 54 Prozent beklagen mangelnde Teambildung, 30 Prozent vermissen klare Arbeitsaufträge und 42 Prozent die Wertschätzung ihrer Arbeit.