Trumps Image als Macher Eine geschickt angelegte Show

Trumps erste Wochen als Präsident verliefen nicht ganz rund, aber er lernt dazu. Gut zu inszenieren weiß er sich ohnehin, und so nutzt er nun nach Kräften die Möglichkeiten, die ihm das Amt bietet.

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Der US-Präsident Donald Trump zeigt im Weißen Haus ein unterzeichnetes Dekret zur Förderung der traditionell schwarzen Colleges und Universitäten. Quelle: dpa

Washington An fast jedem Morgen schart US-Präsident Donald Trump Unternehmer, Gewerkschaftsführer oder andere wichtige Persönlichkeiten im Weißen Haus um sich. Solche perfekt für das Fernsehen inszenierte Treffen sollen das Bild eines Machers vermitteln.

Trump sitzt dabei in der Mitte eines der reich verzierten Tagungsräume im Weißen Haus, äußert sich kurz und lädt anwesende Journalisten ein, noch ein wenig zu bleiben um zu hören, wie seine Gäste seine Pläne loben. Greifbare politische Entscheidungen werden dabei kaum bekannt. Doch die öffentlichen Teile der Treffen werden vollständig vom Kabelfernsehen übertragen: So nutzt ein unkonventioneller neuer Präsident die traditionellen Symbole und Möglichkeiten des Amts zu seinem Vorteil.

Die Rolle des Präsidenten zu spielen, ist eine entscheidende Fähigkeit, die dem jeweiligen Herrn im Oval Office nicht immer auf Anhieb leicht fällt. Eine gute Inszenierung des Amtsträgers kann Pannen oder peinlichen Streit nicht vollständig überdecken, aber sie kann helfen, das Bild des Oberkommandierenden in der Öffentlichkeit zu beeinflussen und politische Verbündete auf Linie zu halten.

Dies war gut bei Trumps erster Rede vor beiden Häusern des Kongresses am Dienstag (Ortszeit) zu beobachten. Der neue Präsident betrat das Abgeordnetenhaus mit historisch niedrigen Popularitätswerten. Manche Republikaner haben es satt, dass er nicht damit aufhört, mit persönlichen Beleidigungen um sich zu werfen. Auch, dass er offenbar nicht bereit ist, sich der ambitionierten innenpolitischen Agenda seiner Partei zuzuwenden, stößt auf Kritik.

Trump reagierte darauf, indem er sich den traditionellen Pomp und den präsidialen Habitus einer solchen Rede zu eigen machte. Er hielt eine zurückhaltende und überwiegend optimistische Rede. Dabei wich er nur selten vom Manuskript ab. Emotionaler Höhepunkt war, als er auf die Witwe eines gefallenen Soldaten in der Gästeloge wies und ihr gemeinsam mit den Kongressabgeordneten anhaltend Beifall für das Opfer ihres Mannes spendete.

Viele Republikaner waren begeistert. „Man hat vergangenen Abend gesehen, wie ein Außenseiter sozusagen in Fahrt gekommen ist“, schwärmte Senator David Perdu. Der frühere Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, bezeichnete die Rede als „weniger Mad Max und mehr Ronald Reagan“. Damit habe sich Trump Wohlwollen und Zeit gekauft, um weitere Ämter zu besetzen und den politischen Fahrplan zu entwickeln.


Trumps paradoxer Aufstieg

Für die Kritiker des Präsidenten war es ein weiteres frustrierendes Zeichen, dass Trump häufig mit einem anderen Maß gemessen und für stilistische Änderungen gelobt wird, die selten dauerhaft sind. Schon häufig sei ein Schwenk angekündigt worden, der dann nie passiert sei, „aber Tatsache ist, dass er von den Symbolen der Präsidentschaft profitieren wird“, sagt Brian Fallon, ein früherer ranghoher Kommunikationsberater der unterlegenen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton.

Berater des Präsidenten feierten die Rede anschließend gemeinsam mit Trump bei Hot Dogs und Popcorn. Anschließend machten sie sich daran, die gute Stimmung möglichst lange zu bewahren. Eigentlich war geplant, dass Trump am Mittwoch ein überarbeitetes Dekret zum Einreiseverbot für Bürger bestimmter Länder unterzeichnen würde. Dieses Vorhaben verzögerte sich aber. Um nun nicht von den im Kabelfernsehen in Dauerschleife laufenden Highlights von Trumps Rede abzulenken, wurde das vom Fernsehen übertragene tägliche Pressebriefing von Trumps Sprecher Sean Spicer zu einem losen Informationsgespräch ohne Kameras herabgestuft.

Es zählt zu den größten Paradoxen von Trumps überraschendem politischen Aufstieg, dass der frühere Reality-TV-Star auf den größten Bühnen nicht immer erfolgreich war. Vor dem Nominierungsparteitag der Republikaner versprach er eine spannungsgeladene Show, doch das viertägige Treffen war wenig aufregend. In den drei Wahlkampfdebatten mit Clinton konnte er nicht wirklich brillieren. Und seine Rede nach der Vereidigung litt unter dem von ihm selbst losgetretenen Streit über die Zahl der Zuschauer.

Das Weiße Haus versucht, Trump auf andere Weise zu inszenieren: als Präsidenten in ständiger Bewegung, der seine Zeit mit einem Meeting nach dem anderen verbringt. Als Beleg dafür dient auch die groß herausgestellte Unterzeichnung von Exekutiverlassen.

Nur wenige Stunden vor seiner Rede im Kongress unterzeichnete Trump zwei relativ unbedeutende Dekrete. So hatte er abermals die Gelegenheit, von lächelnden Zuschauern umgeben im Oval Office aufzutreten und die Dokumente mit seiner Unterschrift in die Kameras zu halten. Eine ähnliche Taktik nutzten auch die früheren Bürgermeister Ed Koch und Rudy Giuliani aus Trumps Heimatstadt New York. Auch sie waren im örtlichen Fernsehen ständig präsent. Und wie in Trumps Fernseh-Reality-Show „The Apprentice“ erscheint er auch bei den Fotopresseterminen stets in günstigem Licht, als Alphatier, das alles im Griff hat.

„Er spielt den, der er ist“, wenn er die Topmanager und Führungskräfte zusammenrufe, sagt der republikanische Stratege Curt Anderson. „Der Kerl in Anzug und Krawatte hinter dem Schreibtisch – das ist er.“

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