Twitter-Spott für Kölner OB Henriette Reker #eineArmlänge gegen sexuelle Übergriffe?

Nach den sexuellen Übergriffen am Kölner Hauptbahnhof rät die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker jungen Frauen, zu Fremden eine Armlänge Distanz zu halten. Die Netz-Gemeinde sieht darin eine Täter-Opfer-Umkehr.

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Quelle: Screenshot

Düsseldorf Nach den massiven Überfällen auf Frauen am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht entwickelt sich der Twitter-Hashtag #einearmlänge in Deutschland zum Toptrend. Der Hintergrund: Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte auf einer Pressekonferenz am Dienstag Präventionsmaßnahmen angekündigt, um sexuelle Übergriffe bei künftigen Großveranstaltungen zu verhindern.

Dabei ging es auch um „Verhaltensregeln“ für junge Frauen und Mädchen: Zu den Regeln gehöre es, zu Fremden eine Armlänge Distanz zu halten, innerhalb der eigenen Gruppe zu bleiben und sich von dieser nicht trennen zu lassen, im Notfall konkret Umherstehende um Hilfe zu bitten und als Zeuge einzugreifen oder die Polizei zu informieren.

Die Twitter-Gemeinde reagierte vor allem auf den „Rat“, zu Fremden eine Armlänge Distanz zu halten, mit Unverständnis, Hohn und Spott.

Der User @conankun88 twittert: „Frauen sollen von Fremden #einearmlänge Abstand halten und in der Gruppe bleiben auf Veranstaltungen? Wtf? Mehr #VictimBlaming geht nicht.“ Mit „Victim Blaming“ ist in diesem Fall eine ungerechtfertigte Täter-Opfer-Umkehr gemeint, da die Verhaltenstipps suggerieren, solche Vorfälle würde es nicht geben, wenn sich die Frauen nur richtig verhielten.

Auch @Ich2ES ist klar gegen argumentative Hintertürchen, die suggerieren, belästigte Frauen könnten durch ihre äußere Erscheinung oder ihr Auftreten eine Mitschuld an Sexualdelikten haben.

Der ehemalige Vorsitzende der Piratenpartei Berlin, Christopher Lauer, bezweifelt wie viele andere den praktischen Nutzen des Reker-Vorschlags: „Mann so: 'Eigentlich wollte ich diese Frau ausrauben und belästigen, aber Mist! Sie ist #eineArmlänge entfernt!“ lautet sein ironischer Tweet zum Thema.

Der Begriff an sich ist zudem eine Steilvorlage für politisch nicht ganz korrekte, historische Vergleiche:

Oder so:

Nachdem sie in ihr erstes Twitter-Fettnäpfchen getreten ist, wird die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker einsehen müssen, dass sich die Netz-Gemeinde im Jahr 2016 mit derart einfachen Lösungen wie einem Verhaltenskodex für Frauen und Mädchen angesichts solch schockierender Taten nicht zufrieden geben wird.

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