Überraschende USA-Reise Gabriel trifft Tillerson und Kissinger

Diese Reise kommt ziemlich plötzlich: Außenminister Gabriel bricht spontan nach Washington auf. Es geht um die Krisen dieser Welt. Und um die Stärkung derjenigen in Washington, die Gabriel für kooperativ hält.

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Bundesaußenminister Sigmar Gabriel ist zu einem spontanen Besuch bei seinem US-Amtskollegen aufgebrochen. Quelle: AP

Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) trifft an diesem Dienstag überraschend seinen Amtskollegen Rex Tillerson in Washington, um mit ihm über aktuelle Krisen von Nordkorea bis Afghanistan zu sprechen. „Gerade weil uns momentan wichtige Themen trennen, müssen wir den Dialog mit denen suchen, die zur Kooperation bereit sind“, sagte der SPD-Politiker vor der kurzfristig angesetzten Reise.

Gabriel hat die Zusammenarbeit mit Tillerson stets als konstruktiv beschrieben, während er US-Präsident Donald Trump mehrfach mit teils scharfen Worten kritisiert hat. Zuletzt hatte er Trump vorgeworfen, den Nordkorea-Konflikt mit seiner Rhetorik anzuheizen und die rechtsextremistische Gewalt in Charlottesville in unzulässiger Weise zu relativieren.

Gabriel betonte vor seiner für Montagabend geplanten Abreise, wie wichtig ihm angesichts der zahlreichen Krisen weltweit die Abstimmung mit Washington trotz aller Differenzen sei. „Jetzt muss die Stunde der Diplomatie sein“, sagte er. „Dafür brauchen wir einen engen Draht nach Washington. Auch wenn wir in letzter Zeit nicht immer auf einer Wellenlänge liegen: Amerika ist der wichtigste Verbündete Europas.“

In dem Gespräch mit Tillerson soll es nach Angaben des Auswärtigen Amts um den Nato-Einsatz in Afghanistan, den Atom-Streit mit Nordkorea, die Sanktionen gegen Russland, das Atom-Abkommen mit dem Iran und die Lage in dem von seinen Nachbarländern isolierten Golf-Emirat Katar gehen. Das Treffen wurde erst vor wenigen Tagen in einem Telefonat vereinbart. Normalerweise werden solche Reisen mehrere Wochen im Voraus geplant.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts betonte, dass keine konkreten Entscheidungen zu erwarten seien. Es handele sich um einen „Informations- und Meinungsaustausch in einer möglichst offenen Gesprächsatmosphäre“.

Für Gabriel ist es die dritte USA-Reise seit seinem Amtsantritt vor sieben Monaten. Er wird diesmal auch den früheren Außenminister Henry Kissinger zu einem Gespräch über Abrüstung treffen. Der 94-Jährige Kissinger war von 1969 bis 1977 Chefdiplomat der USA und gilt als Wegbereiter der Entspannungs- und Abrüstungspolitik gegenüber der Sowjetunion im Kalten Krieg.

Für Gabriel zählt Abrüstung zu den wichtigsten Themen im Bundestagswahlkampf. Die SPD stemmt sich gegen die von den USA von allen Nato-Staaten geforderte Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Deutschland gibt derzeit 1,26 Prozent für sein Militär aus.

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