Ukraine-Krise Helmut Schmidt warnt vor Weltkriegsszenario

Rückt Europa wegen der Ukraine-Krise immer näher an den Abgrund wie 1914 vor dem Weltkrieg? Die Gefahr besteht, meint zumindest Altkanzler Helmut Schmidt.

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Helmut Schmidt: Lob für Ukraine-Vermittler Steinmeier, Kritik für die EU-Kommission. Quelle: Reuters

In der Ukraine stehen sich die Kontrahenten unversöhnlich gegenüber. Eine Lösung ist bisher nicht in Sicht. Zwar war am Mittwoch in Kiew ein Runder Tisch abgehalten worden, allerdings ohne eine Beteiligung der prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine. Eine neue Gesprächsrunde planen die ukrainischen Behörden am kommenden Montag, allerdings ist noch unklar, wo sie stattfinden soll.

In dieser Gemengelage erhöhen die USA und ihre europäischen Partner einschließlich Deutschland den Druck auf Russland. Für sie ist zentral, dass die Präsidentschaftswahlen am 25. Mai in der Ukraine gefahrlos stattfinden können – sonst drohen Moskau Wirtschaftssanktionen. Ob permanenter Druck das richtige Mittel ist, Russland zum Einlenken zu bewegen?

Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) bezweifelt das. Er sieht eher die Gefahr, dass sich Europa wie 1914 vor dem Ersten Weltkrieg in Richtung Abgrund bewegt.

„Die Situation scheint mir zunehmend vergleichbar“, sagte Schmidt im Interview mit der „Bild“-Zeitung. Er halte zwar nichts davon, einen Dritten Weltkrieg herbeizureden. „Aber die Gefahr, dass sich die Situation verschärft wie im August 1914, wächst von Tag zu Tag.“

Schmidt ist nicht allein mit seiner Warnung. Die Angst vor einem Extremfall griff jüngst auch der Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, auf: „Kriegsdrohungen, militärische Muskelspiele, rhetorische Aufrüstung: Christen überall auf der Welt schauen mit größter Sorge auf diesen Konflikt. Als evangelische Kirche in Deutschland denken wir im Jahr 2014 besonders an den August 1914 zurück.“ Damals begann der Erste Weltkrieg.

Innerhalb der Bundesregierung hat sich inzwischen auch Nüchternheit bei der Betrachtung der Lage breit gemacht. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Im April herrschte noch Zuversicht, dass die Vereinbarungen von Genf zur Deeskalation beitragen würden. Doch die bei der internationalen Konferenz vereinbarten Schritte scheiterten bislang an ihrer Umsetzung – wohl auch, weil an dem Treffen in der Schweiz aus der Ukraine lediglich Vertreter der Übergangsregierung teilgenommen hatten. Man sei immer noch in einer „Eskalationsphase“, musste Berlin daraufhin einräumen.

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