Umweltschutz Wovon Energieeffizienz abhängt

Jede gesparte Kilowattstunde Energie schont Umwelt und Geldbeutel. Deshalb will Berlin die Energieeffizienz in Unternehmen vorantreiben. Doch eine Studie zeigt: Energiepreise sind dabei gar nicht der wichtigste Faktor.

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Energieeffizienz – seit Jahren ein Thema für die Wirtschaft. Viele Unternehmen haben längst damit begonnen, ihre Prozesse energieeffizienter zu gestalten. Quelle: dpa

Berlin Energieeffizienz – seit Jahren ein Thema für die Wirtschaft. Viele Unternehmen haben längst damit begonnen, ihre Prozesse energieeffizienter zu gestalten. Sie haben erkannt, dass sie mit energieeffizienteren Prozessen Kosten reduzieren können, was wiederum ihre Wettbewerbsfähigkeit steigert.

Das Potenzial ist jedoch noch längst nicht ausgeschöpft, finden Umwelt- und Wirtschaftsministerium. „Energie einsparen muss in den Betriebsalltag gehören – das ist das, was in die Köpfe hineingehört“, sagte Uwe Beckmeyer, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) auf einer Veranstaltung der Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz in Berlin. Neben der Möglichkeit, Kosten einzusparen, steht für Bundesumweltministerin Barbara Hendricks vor allem der Klimaschutz im Fokus. „Konsequenter Klimaschutz ist mehr als die Umstellung der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien“, sagte die SPD-Ministerin. Zweifel an der Wirtschaftlichkeit vieler Maßnahmen und zu lange Amortisationszeiten lässt sie nicht gelten: Das Gros möglicher Maßnahmen, sagte sie, sei wirtschaftlich umsetzbar.

Eine neue Studie gibt denjenigen Unternehmen Recht, für die das Thema schon heute im Fokus steht: „Unternehmen, die hierauf spezialisiert sind, prosperieren überdurchschnittlich stark im Vergleich zur restlichen Wirtschaft“, heißt es im neuen Branchenmonitor Energieeffizienz 2016 der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff), der am Dienstag in Berlin vorgestellt wird und dem Handelsblatt bereits vorliegt.

Der Branchenmonitor basiert auf einer Ende 2015 durchgeführten und später von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) ausgewerteten Befragung unter 190 Anbietern von Energieeffizienzprodukten und -dienstleistungen; seit 2013 erscheint er einmal jährlich.

Die Befragung zeigt, dass die wichtigsten neuen Impulse für den Energieeffizienzmarkt von politischen Rahmenbedingungen ausgeht ¬ nicht mehr von hohen Energiepreisen wie in der Vergangenheit. Diese bleiben wichtig, wurden aber ebenfalls von neuen Kundenbedürfnissen und einem steigenden Nachhaltigkeitsbewusstsein überholt.

Einen deutlichen Impuls scheint die nationale Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtlinie und die Verpflichtung von Großunternehmen zur Durchführung von Energieaudits gebracht zu haben, stellt PwC fest. Ein Energieaudit umfasst die die technische und wirtschaftliche Bewertung der Energieeinsparpotenziale durch einen zertifizierten energietechnischen Berater; Unternehmen gingen aber oftmals über die gesetzlichen Anforderungen hinaus und führten gleich ein umfassendes Energie- und Umweltmanagementsystem ein.

Fast die Hälfte der befragten Unternehmen gibt an, dass sich Energieeffizienz unbedingt lohnt. Für die übrigen Unternehmen, heißt es in der Studie, wirkt sich das Geschäft mit der Energieeffizienz zumindest positiv auf andere Unternehmensbereich aus oder sie rechnen mit positiven Renditen in den Folgejahren.

Als zentrale technische Trends sehen die befragten Unternehmen vor allem die intelligente und bedarfsgerechte Steuerung energieverbrauchender Anlagen. Als Kernprobleme am Markt gelten in erster Linie Unsicherheiten über politische Rahmenbedingungen sowie die mangelnde Bereitschaft der Kunden, für hochwertige Produkte und Dienstleistungen ausreichend zu zahlen.

Eine Untersuchung des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Uni Stuttgart zeigt den Stellenwert des Themas Energieeffizienz in Unternehmen: „Schon heute widmen fast drei Viertel aller Unternehmen mehr als zehn Prozent ihrer Gesamtinvestitionen der Energieeffizienz“, sagt EEP-Direktor Alexander Sauer. Dabei steige der geplante prozentuale Investitionsanteil mit der Unternehmensgröße.

Hier soll nun die Mittelstandsinitiative ansetzen, die vor allem durch eine gezielte Ansprache von kleinen und mittleren Unternehmen und vor allem deren Mitarbeiter das Thema voranbringen will: „Klimaschutz in Unternehmen“, weiß Umweltministerin Hendricks, „funktioniert nur, wenn die Mitarbeiter mitziehen.“

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