Uni Düsseldorf Lammert sagt Rede zum Jubiläum ab

Die Universität Düsseldorf hat zwei Professoren geehrt, die in der Affäre um Annette Schavan eine zentrale Rolle gespielt haben – mit einer bemerkenswerten Begründung. Bundestagspräsident Lammert zieht nun Konsequenzen.

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Eigentlich sollte der Bundestagspräsident Lammert im November 2015 an der Uni Düsseldorf eine Festrede halten. Die Absage ist ein deutliches Signal aus Berlin. Quelle: dpa

Berlin/Düsseldorf Wegen des Umgangs der Universität Düsseldorf mit dem Plagiatsfall Annette Schavan hat Bundestagspräsident Norbert Lammert eine Festrede zum 50-jährigen Jubiläum der Hochschule abgesagt. Lammert habe seine Zusage wieder zurückgezogen, teilte sein Sprecher auf Anfrage mit. Die Heinrich-Heine-Universität bedauerte dies. Da der Festakt für den November 2015 vorgesehen sei, komme die Absage aber noch mehr als frühzeitig, sagte ein Sprecher.

Lammert selbst erklärte in einem Schreiben an den Rektor der Universität, er habe „unterschätzt, welche Bedeutung das Verfahren zur Aberkennung des Doktorgrades von Annette Schavan noch immer nicht nur in der öffentlichen Wahrnehmung, sondern auch im Selbstverständnis der Düsseldorfer Hochschule hat“.

Dabei verwies er unter anderem auf die „demonstrative Auszeichnung“ von zwei Professoren, die bei dem Verfahren gegen die damalige Forschungsministerin eine zentrale Rolle gespielt hatten. Ihn irritiere, „dass jegliche kritische Stimmen auch und gerade von hochangesehenen Wissenschaftlern und aus den akademischen Spitzenverbänden ausnahmslos für eine unerwünschte Einmischung und unzulässige versuchte Einflussnahme erklärt werden“.


Die Universität war immer wieder heftiger Kritik ausgesetzt gewesen

Die Universität hatte die Professoren Bruno Bleckmann und Stefan Rohrbacher Mitte Juli mit der Universitätsmedaille ausgezeichnet. Rektor Michael Piper lobte die Wissenschaftler dabei ausdrücklich für „ihre beispielhafte akademische Zivilcourage“. Sie hätten die Freiheit zur Kritik fehlerhafter wissenschaftlicher Arbeiten in einem Fall großer öffentlicher Einflussnahme mutig verteidigt.

Die Universität war im Verlauf des Plagiatsverfahrens gegen Schavan immer wieder heftiger Kritik ausgesetzt gewesen, auch weil Details aus einem internen Bericht vor Abschluss des Verfahrens an die Öffentlichkeit gelangt waren. In einem Bericht für den Senat der Hochschule hatte Bleckmann sich Anfang Juli kritisch mit der auch von namhaften Wissenschaftsvertretern vorgebrachten Kritik auseinandergesetzt.

Lammert erklärte: „Für einen unbefangenen Beobachter des Düsseldorfer Verfahrens kann und will ich mich nicht halten, aber für fragwürdig im wörtlichen Sinne halte ich es allerdings.“ Das mache ihn als Festredner ungeeignet.

Rohrbacher hatte für die Universität die Dissertation Schavans bewertet. Bleckmann ist Dekan der Philosophischen Fakultät und Vorsitzender des Fakultätsrats. Dieses Gremium hatte Schavan Anfang 2013 wegen „vorsätzlicher Täuschung“ in ihrer Promotionsarbeit den Doktortitel entzogen. Als Bildungsministerin trat sie daraufhin zurück.

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