Verhandlungen abgebrochen Metall-Tarifkonflikt droht zu eskalieren

Erneute Verhandlungen oder eine Ausweitung des Konflikts durch Warnstreiks – nach dem Scheitern der vierten Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie sind die nächsten Schritte völlig offen.

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Tarifkonflikt droht zu eskalieren – Verhandlungen abgebrochen Quelle: imago/Jan Zawadil

Böblingen Nach dem ergebnislosen Abbruch der vierten Tarifverhandlungsrunde in der Metall- und Elektroindustrie müssen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber neu sortieren. Die IG Metall will die Situation am Donnerstag bewerten, am Freitag soll der Vorstand über das weitere Vorgehen entscheiden.

Auch der Arbeitgeberverband Südwestmetall wird sich mit dem Dachverband Gesamtmetall und den anderen Mitgliedsverbänden austauschen. Am späten Mittwochabend hatten die Tarifparteien die vierte Verhandlungsrunde in Böblingen überraschend ohne Ergebnis abgebrochen.

„Leider hat die IG Metall Bedingungen formuliert, die für unsere Betriebe nicht zumutbar sind“, sagte Stefan Wolf, Chef des Arbeitgeberverbands Südwestmetall. Zwar habe die Gewerkschaft offensichtlich den Willen zum Abschluss gehabt, aber: „Für uns war das Preisschild zu hoch, also haben wir entschieden, dass die Fortführung der Gespräche nicht zielführend ist.“

Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, warf den Arbeitgebern vor, in vielen Fällen eine Rolle rückwärts gemacht zu haben. „Wir haben zu allen strittigen Punkten Kompromissangebote vorgelegt und haben alles getan, um nicht in die Phase der Eskalation zu kommen.“

In den entscheidenden Arbeitszeitfragen hätten die Arbeitgeber jedoch alle bisherigen relevanten Teilergebnisse zurückgenommen. Dass am Wochenende weiter verhandelt wird, wie man ursprünglich gehofft hatte, glaubt Zitzelsberger nicht mehr. „Das ist in der momentanen Situation äußerst unwahrscheinlich.“

Finden die beiden Tarifparteien nach ihren internen Beratungen am Donnerstag und Freitag nicht doch noch zueinander, drohen der Branche von der kommenden Woche an eintägige Warnstreiks. „Die Arbeitgeber ignorieren rund 280.000 Warnstreikende allein in Baden-Württemberg – sinnvoll ist das nicht“, sagte Zitzelsberger.

Bundesweit hatten seit Jahresbeginn mehr als 900.000 Beschäftigte an Warnstreiks teilgenommen. Er erwarte ein Nachdenken auf der Gegenseite, so Zitzelsberger – seine Leute seien kompromissbereit.

Das nimmt jedoch auch Arbeitgebervertreter Wolf für sich in Anspruch: „Wir wären zu weiteren Kompromissen bereit gewesen. Aber die IG Metall hat in einzelnen Fragen auf ihren Maximalposition beharrt.“


Über Geld wurde noch gar nicht verhandelt

Bei welchen Punkten man uneins war, wollten die Parteien nicht im Detail darlegen. Über eine Erhöhung der Entgelte wurde dem Vernehmen nach bisher noch gar nicht verhandelt. Dies steht an, wenn der Konflikt um die Arbeitszeitregeln gelöst ist.

Die IG Metall verlangt für die knapp 3,9 Millionen Beschäftigten des wichtigsten deutschen Industriezweigs eine Lohnerhöhung um sechs Prozent und ein individuelles Recht auf eine befristete Verkürzung der Wochenarbeitszeit auf bis zu 28 Stunden.

Beschäftigte, die wegen der Pflege von Angehörigen oder Kinderbetreuung kürzer treten wollen, sollen einen pauschalen Zuschuss von um die 200 Euro im Monat bekommen, um sich die Verkürzung leisten zu können. Schichtarbeitern sollten bei zehn zusätzlichen freien Tagen im Jahr 750 Euro jährlich gezahlt werden.

Die Arbeitgeber sind bereit zu Teilzeitmodellen, so lange sie andere Beschäftigtengruppen länger als 35 Wochenstunden arbeiten lassen können, damit das gesamte Arbeitsvolumen nicht sinkt. Aber Entgeltzuschüsse lehnten sie strikt ab mit dem Argument, dies benachteilige heutige Teilzeitbeschäftigte und sei deshalb diskriminierend und rechtswidrig.

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