Versprecher, Patzer, Unfälle Die peinlichen Pannen im Bundestagswahlkampf

Wer nichts macht, macht eigentlich auch nichts falsch - doch obwohl sich die Parteien in puncto Wahlkampf derzeit sehr bedeckt halten, unterläuft ihnen so mancher Lapsus. Zuletzt bat Andrea Nahles auf ihrer Homepage um Spenden für die CDU.

Peinlich für SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles: Offensichtlich hat sich der Texter, der für Nahles' Homepage zuständig ist, inhaltlich bei der Konkurrenz bedient. So fand sich jedenfalls unter den Punkten Wahlkreis und Spenden ein Formular der CDU mit folgendem Hinweis:Spenden und Mandatsträgerbeiträge an die CDU Deutschlands oder eine oder mehrere Vereinigungen, deren Gesamtwert in einem Kalenderjahr 10 000 Euro übersteigt, sind unter Angabe des Namens und der Anschrift des Spenders/Mandatsträgers sowie der Gesamthöhe der Zuwendung im Rechenschaftsbericht, der als Bundestagsdrucksache veröffentlicht wird, zu verzeichnen. Der Bundesschatzmeister der CDU bittet in diesem Fall um Unterrichtung am Ende eines Jahres. (Der Bundesschatzmeister der CDU, Klingelhöferstraße 8, 10785 Berlin) Nahles befindet sich mit ihrem Spendenaufruf für die CDU allerdings in guter Gesellschaft: Erst vor zwei Tagen hat sich die FDP einen Fauxpas geleistet.... Quelle: dpa
Peinlich für die FDP: Sowohl die Liberalen als auch die rechtsextreme NPD haben für ihre TV-Wahlwerbespots in einer Filmsequenz identisches Material verwendet. In dem 90-Sekunden-Film mit FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle ist für einen kurzen Moment eine vierköpfige Familie zu sehen, die eine idyllische Allee entlangradelt. Exakt dieses Bild verwendet auch die NPD in ihrem Spot. FDP-Sprecher Peter Blechschmidt bestätigte die Doublette. Die von den Liberalen für die Produktion beauftragte Agentur Reinsclassen habe für den Werbefilm „frei zugängliches Material“ eingekauft. Die FDP habe keinen Hinweis gehabt, dass auch die NPD dieses Filmmaterial genutzt habe. „Die entsprechende Passage wird nun herausgenommen und durch eine andere Szene ersetzt“, sagte Blechschmidt. Das dauert allerdings: An diesem Mittwoch werde der Brüderle-Spot - der insgesamt acht Mal ausgestrahlt werden soll - noch in unveränderter Fassung im ZDF gezeigt. Quelle: AP
So war das nicht geplant: Ursprünglich wollten Grünen-Politiker mit Kanus auf der Werra von Hessen nach Niedersachsen paddeln, um auf die Verschmutzung von Flüssen und die Versalzung der Weser und der Werra aufmerksam zu machen. Der Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin konnte sich dann bei Hedemünden (Niedersachsen) selbst von der Wasserqualität überzeugen, als sein Kanu bei einem missglückten Anlegemanöver kenterte. Eher verbaler Art waren dagegen die Ausrutscher der Politiker anderer Parteien... Quelle: dpa
So verhaspelte sich beispielsweise CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt bei der Vorstellung des Wahlkampfprogramms von CDU und CSU in Berlin und begrüßte die Gäste mit den Worten: "Die Wahrheit liegt in der Urne" Quelle: dpa
Der Meister der Wahlkampfpannen ist in diesem Jahr allerdings SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück. Nicht nur, dass die Hauptaussage der Wahlplakate "die Merkel-Regierung kann nichts" ist, dann rutschen auch noch die Plakate beim kleinsten Regen von Bäumen und Häusern. Für die Wellpapp-Plakate "Eco Wave" sei beim Druck ein weniger haltbares Material verwendet worden als bei der Präsentation der Werbeträger. Quelle: dpa
Nächster Fauxaps: Der Wahl-Slogan "Das Wir entscheidet" ist geklaut. Eine Leiharbeiterfirma nutzt bereits seit gut sechs Jahren den Spruch als Werbebotschaft. Unglücklich ist die Parallele vor allem, weil sich die SPD thematisch gegen die zunehmende Leiharbeit positioniert hat. Immerhin: Das Unternehmen sieht von einer Klage gegen die SPD ab. Quelle: dpa
Eine weitere peinliche Panne Steinbrücks - von hohen Rednergagen, verbalen Ausrutschern und diktierten Tweets einmal abgesehen - war das sogenannte Eierlikörgate: Bei "Wohnzimmergesprächen" des Kanzlerkandidaten mit normalen Bürgern hatte Steinbrück ausgerechnet die Eltern einer Stadtbezirksverordneten und ehemaligen Mitarbeiterin von SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil besucht, um mit ihr über die SPD zu sprechen. Dafür musste er sich besonders im Netz Hohn und Spott gefallen lassen. Quelle: REUTERS
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ist zwar nicht persönlich ins Fettnäpfchen getreten, wurde aber auf einer Wahlkampfveranstaltung mit den Worten angekündigt: "Es ist immer gut, wenn man eine patente Verwandtschaft hat." Nach Bekanntwerden der Verwandtenaffäre in der CSU, bei der 79 Abgeordnete Ehepartner, Kinder oder Eltern als Mitarbeiter in ihren Stimmkreisbüros beschäftigt hatten, war diese Formulierung besonders ungeschickt. Quelle: dpa
Die Partei Alternative für Deutschland (AfD) hat sich dagegen beinahe selbst die Möglichkeit zur Teilnahme an der Bundestagswahl genommen: In Bayern hatte es Fehler bei der Erstellung der Landesliste gegeben, über die sich beim Landeswahlleiter beschwert worden war. "An der Aufstellung der bayerischen Landesliste der AfD hätten auch die Mitglieder des Landesvorstands als Delegierte ‚kraft Amtes‘ mitgewirkt, also als Delegierte, die nicht – wie im Bundeswahlgesetz vorgesehen – von einer Mitgliederversammlung als solche gewählt worden sind", hieß es seitens des Wahlamtes. Die Afd musste deshalb schnellstmöglich eine neue Landesliste erstellen und nochmals 2.000 Unterschriften sammeln, sonst wäre die Zulassung zur Bundestagswahl dahin gewesen. Quelle: dpa
Etwas ganz ähnliches widerfuhr der FDP in Hessen, der eine entscheidende Unterschrift auf der Wahlliste für die Bundestagswahl fehlte. Zwei Tage vor Ablauf der Frist unterschrieb der fehlende Delegierte die Liste. Als deutlich schlimmeren Imageschaden für die FDP wurde dagegen die Anbiederung von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler bei Bild-Chef Kai Diekmann im Silicon Valley empfunden: Joggen und herzliche Umarmungen inklusive. Quelle: dpa
Die Piratenpartei hat sich dagegen fast das gesamte letzte Jahr im Fettnapf gesuhlt: Diskussionen um den Ex-Geschäftsführer Johannes Ponader, die Führungsfrage, Twitter-Pannen, und Zerfleischen der eigenen Partei ("Die Strategie des Bundes ist Scheiße“) haben den Umfragewerten der Partei nicht gerade genutzt. Quelle: dpa
Immerhin hat die SPD, anders als die CDU, ihre Wahlplakate beziehungsweise deren Botschaften nicht bei der Konkurrenz "entlehnt": Die Botschaften der CDU nämlich erinnern sehr stark an die Motive der SPD. Darüber hinaus sind Aussagen wie "Jede Familie ist anders. Und uns besonders wichtig" mehr als inhaltsleer. Quelle: Presse
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