Von der Leyens Bundeswehr-Pläne Schäuble stoppt wohl Armee-Attraktivitätsprogramm

Verteidigungsministerin von der Leyen will die Bundeswehr zu einem attraktiveren Arbeitgeber machen. Finanzminister Schäuble will das Geld offenbar anders nutzen. Kann die Ministerin ihre Pläne umsetzen?

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Prioritäten bei der Ausrüstung setzen – oder die Bundeswehr als attraktiven Arbeitsgeber fördern? Verteidigungs- und Finanzministerium sind sich wohl noch nicht einig. Quelle: dpa

Berlin Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) droht nach einem „Spiegel“-Bericht mit ihren Plänen zur Steigerung der Attraktivität der Bundeswehr zu scheitern. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) habe das Gesetz vorerst gestoppt, schreibt das Nachrichtenmagazin.

Schäuble wolle die dreistelligen Millionenbeträge dafür lieber in die Ausrüstung der Bundeswehr investieren. Das Verteidigungsministerium wies den Bericht auf Anfrage als falsch zurück. „Wir sind voll im Zeitplan“, sagte ein Sprecher am Sonntag auf Nachfrage. Am Montag finde die nächste Abstimmung statt. Das Finanzministerium sprach am Sonntag von einem normalen Abstimmungsverfahren zwischen Ressorts und wollte sich inhaltlich nicht äußern.

Der Gesetzentwurf führt laut „Spiegel“ 23 Maßnahmen auf, mit denen die Truppe für junge Soldaten attraktiver gemacht werden soll, etwa durch eine Wehrsolderhöhung, das Bezahlen einer Haushaltshilfe und eine Begrenzung der Arbeitszeit auf 41 Wochenstunden. Allein für 2015 habe das Verteidigungsministerium für das Vorhaben Kosten von 122,5 Millionen Euro berechnet.

Von der Leyen hatte im Mai angekündigt, sie wolle die Bundeswehr zu einem der attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands zu machen. Sie legte damals einen Katalog mit 29 Projekten vor: Dazu gehörten auch ein Ausbau der Kinderbetreuung, mehr Teilzeit- und auch Heimarbeit für Bundeswehrangehörige, weniger Versetzungen von Soldaten und eine Modernisierung von Kasernen.

Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus, warnte vor einem Scheitern des Gesetzes. Das wäre „eine Katastrophe für die Bundeswehr und ein schwerwiegender Vertrauensbruch gegenüber den Soldaten und Soldatinnen“, sagte er „Spiegel Online“. Es würde zu einer Verschlechterung der ohnehin miesen Stimmung in der Truppe führen.


„Wir müssen die schützen, die uns schützen“

Der Grünen-Verteidigungspolitiker Tobias Lindner forderte: „Wenn der Ruf nach mehr Attraktivität und besserer Vereinbarkeit von Familie und Dienst kein Mediengag bleiben soll, muss die Ministerin die Prioritäten richtig setzen und auch die notwendigen Haushaltsmittel hierfür zuweisen.“

Die von Ausrüstungsmängeln geplagte und durch Auslandseinsätze geforderte Bundeswehr wird in absehbarer Zeit möglicherweise mehr Geld bekommen. „Kurzfristig wird sich im Verteidigungshaushalt wenig ändern“, sagte Bundesfinanzminister Schäuble der „Welt am Sonntag“.

„Mittelfristig kann es aber sein, dass wir das Verteidigungsbudget aufgrund der geopolitischen Risiken erhöhen werden müssen.“ Es sei entscheidend, dass Deutschland in der EU und in der Nato ein verlässlicher Partner sei, „um für eine Friedens- und Freiheitsordnung auf der Welt einzustehen“.

Eine Erhöhung des Wehretats verlangte erneut auch CSU-Chef Horst Seehofer. Ausrüstungsmängel bei der Bundeswehr könne die CSU nicht mehr einfach hinnehmen, sagte der bayerische Ministerpräsident am Samstag in einer Rede beim außen- und sicherheitspolitischen Arbeitskreis (ASP) der CSU in Nürnberg. Deutschland brauche eine starke Bundeswehr. „Wir müssen die schützen, die uns schützen, und zwar durch eine erstklassige Ausrüstung.“ Die Bundeswehrausrüstung gehöre zur deutschen Zukunftssicherung, sagte Seehofer.

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