Vor der Bundestagswahl Merkel distanziert sich von AfD

Die AfD ist die große Unbekannte vor der Wahl. Parteichef Lucke glaubt, dass es „locker“ für den Bundestag reicht – und denkt über eine Koalition mit der Union nach. Die Kanzlerin wiegelt ab: Die Frage stelle sich nicht.

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AfD: Für Kanzlerin Merkel keine Alternative für Deutschland. Quelle: dpa

Berlin Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich entschieden von der eurokritischen Alternative für Deutschland (AfD) abgegrenzt. „Die meisten Bürger wissen: Der Euro ist gut für Deutschland und sichert Arbeitsplätze“, sagte Merkel der Zeitung „Bild am Sonntag“. „Umfragen zeigen, dass weniger Bürger denn je sich die D-Mark zurückwünschen.“ Zur Möglichkeit einer Koalition mit der AfD sagte die CDU-Vorsitzende: „Die Frage stellt sich nicht.“

Nach Einschätzung von Experten hat die konservative AfD trotz jüngster Umfragewerte realistische Chancen auf einen Einzug in den Bundestag. Viele Protestwähler verweigerten sich Umfragen und sorgten am Wahlabend für Überraschungen, sagten Wahlforscher dem Nachrichtenmagazin „Focus“. In Umfragen kommt die AfD auf drei bis vier Prozent und würde damit den Einzug in den Bundestag verpassen. Es sei jedoch „nicht auszuschließen, dass die AfD die Fünf-Prozent-Hürde überspringt“, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner

Die AfD selbst sieht sich zwei Wochen vor der Wahl im Aufwind und denkt laut über eine Koalition mit der Union nach. Bei CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt holte sich AfD-Chef Bernd Lucke allerdings am Samstag einen Korb. Mit der Forderung nach einem Euro-Austritt spiele die AfD mit dem Feuer. Weil weiterhin weder Union und FDP noch SPD und Grüne eine klare Mehrheit vor Augen haben, kochte die Debatte über ein rot-rot-grünes Bündnis erneut hoch. Diesmal stemmte sich SPD-Vize Olaf Scholz gegen solche Spekulationen. Auch Hans-Peter Schöppner von TNS Emnid hält es für möglich, dass die AfD den Sprung ins Parlament schafft. Manche Wähler hätten den Impuls, schlicht die Partei zu wählen, „mit der man die Etablierten am meisten ärgern kann“, sagte er.

Lucke gab sich siegesgewiss. „Es wird locker reichen“, sagte er dem „Focus“. Die AfD werde klar über fünf Prozent liegen, „vielleicht nahe an zweistellig“. Die AfD werde zwar nur mit Parteien in Koalitionsgespräche eintreten, die bereit seien, sich grundlegend von der aktuellen Euro-Rettungspolitik abzuwenden. Allerdings hätten bestimmte Parteiführungen „in der Vergangenheit schon eine ganze Reihe überraschender Kehrtwenden vollzogen“. So habe die CDU in der vergangenen Wahlperiode die Wehrpflicht, die Kernkraft oder die Absage an einen Mindestlohn über Bord geworfen.

Hasselfeldt, die die CSU-Abgeordneten im Bundestag anführt, sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, die AfD müsse mit Argumenten gekontert werden. Wer einen Austritt aus dem Euro fordere, bringe die Wirtschaftskraft Europas und Deutschlands in Gefahr: „Das müssen wir den Menschen immer wieder erklären.“ Deutschland profitiere enorm von einem stabilen Euro und sei auch im eigenen Interesse solidarisch mit den Krisenstaaten.

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