Vor Trump-Gespräch Was die deutsche Industrie von Merkel erwartet

Schon vor dem G20-Gipfel trifft Kanzlerin Angela Merkel auf Donald Trump. Aus der Wirtschaft gibt es klare Wünsche für das Gespräch und das anschließende Gipfeltreffen.

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Schnappschuss beim G7-Gipfel: Bundeskanzlerin Angela Merkel steht neben US-Präsident Donald Trump, der sein Jackett richtet. Quelle: dpa

Der Bundesverband der Deutschen Industrie hat sich vor dem G20-Gipfeltreffen in Hamburg für ein Signal der Geschlossenheit ausgesprochen – unter Einschluss der USA. „Es wäre für die deutsche Wirtschaft enorm enttäuschend, wenn sich auf dem G20-Gipfel nur 19 Staaten zum offenen und fairen Handel bekennen würden“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang.

Der BDI erwartet von der Bundeskanzlerin, auf Trump zuzugehen. „Handelspolitik an den USA vorbei greift zu kurz. Eine 19:1-Lösung ist deswegen keine wirkliche Lösung.“

Manche Beobachter und nicht zuletzt der Fraktionschef der SPD, Thomas Oppermann, hatten von Bundeskanzlerin Angela Merkel eine deutliche Auseinandersetzung mit Trump verlangt. Notfalls müsse Merkel auf dem Gipfeltreffen eine „19:1-Erklärung“ ohne die USA erzwingen. Bereits vor dem G20-Gipfel wird die Kanzlerin den US-Präsidenten am Donnerstagabend zu bilateralen Gesprächen treffen.

Zehn Dinge, die man über G20 wissen sollte

Auch SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz erwartet von Merkel, dass sie sich beim G20-Gipfel nicht auf Minimalkompromisse einlässt. „G20 darf die virulenten Probleme im internationalen Handel, in der Entwicklungszusammenarbeit, im Klimaschutz, nicht ignorieren“, sagte der SPD-Chef am Donnerstag. Vor allem dürften am Ende keine Beschlüsse auf der Grundlage eines „kleinsten gemeinsamen Nenners“ gefasst werden.

Vor allem bei den Themen Freihandel und Klimaschutz gibt es massive Differenzen zwischen den Europäern und US-Präsident Donald Trump. Da die Staatengruppe der wichtigsten Wirtschaftsmächte beim G20-Gipfel ihre Abschlusserklärung einstimmig verabschiedet, muss sich Merkel entscheiden: Entweder sie wählt den kleinsten gemeinsamen Nenner oder es wird ein Dissens festgeschrieben.

"Geschlossenheit und Führungsstärke"

„Geschlossenheit und Führungsstärke bei der Gestaltung der Globalisierung“ wünscht sich auch  Jürgen Heraeus, Präsident des offiziellen Wirtschaftsdialoges Business 20 (B20), in dem Wirtschaftsorganisationen aller G20-Staaten anlässlich im Vorfeld des Gipfels in Hamburg zusammenkamen: „Wir stehen für offene und regelbasierte Märkte ein. Gleichzeitig müssen wir sicherstellen, dass alle vom Nutzen der Globalisierung profitieren können. Beispielsweise müssen wir mehr in Bildung und lebenslanges Lernen investieren.“

Die B20 sprach sich entschieden gegen Protektionismus und für die Stärkung der multilateralen Handelsordnung mit der Welthandelsorganisation WTO im Zentrum aus.

Die B20 bekannte sich auch zum Pariser Klimaabkommen: „Klimaschutz und Wirtschaftswachstum müssen sich nicht ausschließen“, sagte Heraeus. „Um die dafür nötigen Innovationen in den Unternehmen unter Berücksichtigung des Erhalts ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit aber noch weiter voranzutreiben und einen fairen Wettbewerb sicherzustellen, braucht es die verlässliche Umsetzung des Pariser Klimaabkommens“, sagte Heraeus.

Die widerholte Kritik des US-Präsidenten Donald Trump an Deutschland wegen dessen Handelsüberschuss weist der BDI zurück. „Der deutsche Handelsüberschuss mit den USA ist kein Resultat von unfairer Handelspolitik“, sagte Lang. „Wir haben viele Unternehmen, die sehr wettbewerbsfähig sind. Außerdem helfen uns auch der günstige Wechselkurs und die hohe Sparneigung der Deutschen.“ Auf der anderen Seite seien auch die enormen deutschen Kapitalexporte zu sehen: „Deutsche Unternehmen schaffen mit ihren Auslandsinvestitionen Millionen gut qualifizierter Jobs, nahezu fast 700.000 allein in den USA“, sagte Lang. 

Auf diese Sechs kommt es beim Treffen an
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel ist die dienstälteste Regierungschefin in Europa. Für sie wird der G20-Gipfel ein Treffen mit schwierigen Gesprächspartnern. Quelle: dpa
Donald Trump ist in viel schlechterer Verfassung als sein Land. Er tut sich fünf Monate nach der Amtsübernahme innenpolitisch schwer - G20 wird für ihn ebenfalls ein schwieriges Parkett. Quelle: AP
Donald Trump wird beim Gipfel versuchen, „Make-America-Great“-Themen zu spielen. Quelle: dpa
Der russische Präsident Wladimir Putin reist vor allem nach Hamburg, um erstmals Donald Trump zu treffen. Quelle: dpa
Russlands starke Stellung im Syrien-Konflikt ist trotzdem ein Pfund, mit dem Wladimir Putin bei der G20 wuchern kann. Quelle: dpa
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat mehr Macht an sich gerissen als seine Vorgänger und damit auch eine stärkere Position bei den G20. Quelle: REUTERS
Chinas Staatschef Xi Jinping ist ein Vorkämpfer gegen den Protektionismus. Er will eine größere Rolle auf der Weltbühne spielen. Quelle: REUTERS

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