Berlin Mit scharfen Worten hat der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), Klaus Müller, auf kritische Äußerungen von VW-Chef Matthias Müller zu vom Dieselskandal betroffenen Kunden in Europa reagiert. „Die von Volkswagen getäuschten Kunden haben eine Geste der Entschuldigung verdient, kein Mitleid oder sogar Verhöhnung durch den VW-Vorstand“, sagte Müller dem Handelsblatt. „Volkswagen schadet mit seinem Kunden-Bashing dem Image der gesamten deutschen Automobilindustrie.“
Der VW-Chef hatte die Schlechterstellung von im Dieselskandal betroffenen deutschen Kunden gegenüber VW-Käufern in den USA mit dem Hinweis verteidigt, dass die rechtlichen und regulatorischen Umstände hierzulande „komplett anders“ als in Amerika seien. Die Ausgangssituation sei „völlig unterschiedlich“, daher könne man das „nicht über einen Kamm scheren, sagte Müller der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.
„Den Kunden in Europa entsteht kein Nachteil, weder beim Verbrauch noch bei den Fahreigenschaften. Und wenn ich das anfügen darf: Auf der einen Seite kritisieren viele die amerikanische Gesetzgebung in anderen Zusammenhängen, siehe TTIP. Wenn es aber darum geht, selbst Vorteile daraus zu ziehen, scheint das amerikanische Recht auf einmal der richtige Weg zu sein.“
Der VZBV-Chef mahnte, europäische Kunden dürften im Vergleich zu US-amerikanischen nicht Kunden zweiter Klasse sein und leer ausgehen. „Das ist eine Frage der Gerechtigkeit“, sagte Müller. „Die Garantie, dass den Kunden in Europa kein Nachteil bei Kraftstoffverbrauch und Leistung entstehe, belässt das Risiko des Wertverlustes der manipulierten VW-Fahrzeuge bei den getäuschten Kunden.“
Auch innerhalb der Bundesregierung wurde Kritik laut. „Ob bei dem Fehlverhalten des VW-Managements Kundenschelte das Richtige ist? Habe da berechtigte Zweifel“, schrieb der Parlamentarische Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium, Ulrich Kelber (SPD), auf Twitter.
Der VW-Chef hatte sich auch kritisch zur Haltung deutscher Autofahrer zum Thema E-Mobilität geäußert. „Auf der einen Seite denken und handeln viele Deutsche im Alltag grün, wenn es aber um E-Mobilität geht, haben wir als Verbraucher spitze Finger. So ganz habe ich dieses paradoxe Phänomen noch nicht verstanden“, sagte Müller. Er wies zudem Vorwürfe gegen die Branche zurück: „Die Autoindustrie hat da nichts verschlafen. Am Angebot mangelt es nicht, sondern an der Nachfrage.“
Müller zeigte sich aber zuversichtlich, dass schon in wenigen Jahren deutlich mehr Elektroautos gekauft werden. „Die Preise werden sinken, die Reichweite steigt, die Ladezeit wird kürzer - all die Punkte, die den Erfolg der E-Mobilität bisher behindert haben.