Wärmemarkt Keine Förderung mehr für Ölheizungen

Das Bundeswirtschaftsministerium will bei der Förderung im Wärmemarkt aufräumen. Ab 2020 sollen keine Öl- oder Gas-Heizungen mehr subventioniert werden, so effizient sie auch sind. Der Ärger der Branche ist programmiert.

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Das Bundeswirtschaftsministerium will die Förderung von fossilen Heizungen auslaufen lassen. Quelle: dpa

Berlin Das Bundeswirtschaftsministerium will aufräumen im Förderungsdschungel und hat dazu seine neue Strategie „Energieeffizienz und Wärme aus erneuerbaren Energien“ vorgelegt. Sinn und Zweck dessen ist es, mit dem bisherigen Nebeneinander und teilweise auch Durcheinander bei der Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen bei Gebäuden aufzuräumen. Besonders ein Aspekt dürfte jedoch für Ärger sorgen: Das Wirtschaftsministerium will ab 2020 keine fossilen Heizungen mehr fördern.

Bisher war es so, dass Hausbesitzer dafür belohnt wurden, wenn sie alte Heizungen gegen neue, effiziente Heizungen austauschen – auch wenn die Neuen mit fossilen Brennstoffen wie Öl oder Gas befeuert wurden. Damit soll bald Schluss sein. „Die Austauschförderung für ausschließlich auf fossilen Energieträgern basierende Heiztechniken wird spätestens bis zum Jahr 2020 beendet“, heißt es in der neuen Strategie des Bundeswirtschaftsministeriums. Weiter gefördert werden sollen Hybridsysteme bestehend aus Anlagen zur Nutzung fossiler Brennstoffe und erneuerbarer Energien. Der Fokus der Förderung soll künftig aber auf Heizungen liegen, die komplett auf erneuerbaren Energien basieren.

Zwar will das Wirtschaftsministerium mit der Branche über die Details verhandeln, über das neue Prinzip dürfte sie jedoch alles andere als glücklich sein.

Bisher läuft der Markt für Öl- und Gasheizungen. Erst am Donnerstag war bekannt geworden, dass der Anteil der Wohnneubauten mit Öl- und Gasheizungen in den vergangenen Jahren wieder gestiegen ist. Wie eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen zeigt, wurden die Öl- und Gasheizungsanlagen in Neubauten mit höherem Treibhausgasausstoß seit dem Jahr 2000 zwar deutlich reduziert, seit 2012 wurden jedoch wieder vermehrt Gasheizungen verwendet. Ihr Anteil stieg von 49,8 Prozent an allen Heizungsanlagen im Jahr 2012 auf 53,3 Prozent im Jahr 2015.

Bei Ölheizungen stagniert der Anteil in neuen Wohnungen seit 2014 bei 0,9 Prozent. Doch 2016 verzeichnete die Brennwert-Öltechnik einen starken Wiederanstieg von zwölf Prozent gegenüber 2015.


Nichts in Stein gemeißelt

Die Gas-Branche argumentiert, dass Gas-Heizungen einen großen Beitrag zur CO2-Reduzierung beitragen könnten. In einer Studie der Nymoen Strategieberatung für den Verband Zukunft Erdgas wird aufgezeigt, dass durch eine Beibehaltung oder einen Ausbau des Anteils an Gasheizungen 81 Prozent der Treibhausgasemissionen reduziert werden könnten im Vergleich zu 1990. Die Studie, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt, berücksichtigt Effizienzsprünge bei der Technologie und geht zudem davon aus, dass immer häufiger die Power-to-Gas-Technologie eingesetzt wird. Mit dieser Technik wird Strom, etwa überschüssiger Windstrom, in Gas umgewandelt.

Erdgas sei unter den fossilen Energieträgern derjenige, der die geringste Menge an Treibhausgasen freisetzt. Diese Einsparungen seien mit geringem Mitteleinsatz der Eigentümer realisierbar und die Haushalte sparen damit jedes Jahr bei den Heizkosten, heißt es in der Studie.

Was von der neuen Strategie des Wirtschaftsministeriums die Legislaturperiode überdauern wird, ist fraglich. Denn nichts von der neuen Strategie ist in Stein gemeißelt. Eine neue Bundesregierung könnte sie theoretisch wieder komplett verwerfen.

Am wenigstens strittig dürfte dabei der Plan des Bundeswirtschaftsministeriums sein, einen virtuellen One-Stop-Shop für Förderprogramme für Energieeffizienzmaßnahmen einzurichten. Bisher ist es so, dass entweder das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) oder die staatliche Förderbank Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) für eine Förderung zuständig ist. Der Hausbesitzer muss selbst schauen, bei wem er einen Antrag stellen muss. Das soll sich ändern.

Auf einem einheitlichen Online-Portal soll von einem Überblick über Angebote zur Energieberatung bis zur Antragstellung und Umsetzung einer Sanierungsmaßnahme alles gebündelt werden. „Für jeden Adressaten soll das bestehende Förderangebot auf einen Blick erfassbar und leichter zugänglich sein“, erklärt der zuständige Wirtschaftsstaatssekretär Rainer Baake.

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