Wahl im Saarland Kein Schulz-Effekt für SPD, CDU bleibt stärkste Kraft

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Der Wahl-Sonntag im Überblick

+++ Kleines Land, große Signalwirkung +++

Die Landtagswahl im Saarland gilt mit Blick auf die Bundestagswahl im September als wichtiger Stimmungstest. Es war im Vorfeld ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU und SPD erwartet worden. Ein mögliches Links-Bündnis - mit der SPD als größerem Partner in einem Bündnis mit der Linkspartei von Oskar Lafontaine - wäre auch ein Fingerzeig für den Bund und ein weiterer Rückschlag für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Union gewesen, die dann nur noch vier Landeschefs stellen würde.

Bisher regiert im Saarland eine schwarz-rote Regierung mit Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD).

"Gestern war ein schöner und ermutigender Tag"
Angela Merkel:Die Bundeskanzlerin hat den Erfolg ihrer CDU als Rückenwind bis zur Bundestagswahl im Herbst gewertet. „Der gestrige Tag war ein schöner Tag und damit auch ein ermutigender Tag“, sagte die CDU-Vorsitzende. Auf eine Koalitionsaussage für die Zeit nach der Bundestagswahl im Herbst wollte sich Merkel erwartungsgemäß nicht festlegen: „Ich weigere mich jetzt, irgendwann im März, zu erklären, was im September möglich ist. Das lege ich in die Hand der Wählerinnen und Wähler.“ Egal, ob die Union in einer großen Koalition arbeite oder in einer Regierung wie früher mit der FDP: Immer solle man sich „Mühe geben, eine ordentliche Regierungsarbeit zu leisten und dann zu dieser Regierungsarbeit auch zu stehen“, sagte Merkel. „Mein Credo für die Wahlen heißt: Ich möchte den Menschen gerne vor einer Wahl sagen, dass es ihnen am Ende einer Legislaturperiode besser geht, als es ihnen zu Beginn einer Legislaturperiode ging.“ Quelle: dpa
Annegret Kramp-Karrenbauer Die Siegerin bei der Landtagswahl im Saarland sieht den Erfolgs-Nimbus des SPD-Kanzlerkandidaten angekratzt. „Martin Schulz ist zu schlagen“, sagte sie im Interview der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf das mäßige Ergebnis der Sozialdemokraten. Die gewonnene Landtagswahl gebe auch ein klares Signal für die Bundestagswahl. „Die SPD wird von den Menschen nicht uneingeschränkt unterstützt für ihre Pläne für Rot-Rot. Dies ist das wichtigste Signal, das von dieser Wahl ausgeht.“ Kramp-Karrenbauer sagte, das satte Plus für die CDU von 5,5 Prozentpunkten zeige, dass die ihre Partei Wähler „in ihr Lager“ mobilisieren könne. Für die geplante Wiederauflage der großen Koalition sieht sie eine Strukturreform im Saarland als große Aufgabe. Quelle: dpa
Sahra Wagenknecht Quelle: dpa
Anke RehlingerDie saarländische SPD-Spitzenkandidatin Anke Rehlinger hat die Niederlage ihrer Partei bei der Landtagswahl eingeräumt. „Wir haben das Wahlziel leider nicht erreicht, obwohl wir eine tolle Aufholjagd hatten“, sagte sie am Sonntagabend. Man habe aber auf Sieg, nicht auf Platz gespielt. Die vor der Wahl nicht ausgeschlossene Option für eine rot-rotes Bündnis mit der Linke könnte Wählerstimmen gekostet haben. „Durchaus möglich, dass wir dafür auch ein paar Prozentpünktchen haben abgeben müssen“, sagte Rehlinger in der ARD. Bei einer Fortsetzung der großen Koalition dürfte die 40-Jährige Vize-Regierungschefin bleiben. Die frühere Kugelstoßerin hatte mit Kramp-Karrenbauer in der Regierung gut kooperiert und sich dann in dem Frauenduell um Abgrenzung bemüht. Doch nach Umfragen sahen 66 Prozent der Wahlberechtigten das Land von der großen Koalition gut regiert. Quelle: REUTERS
Cem Özdemir, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen:Grünen-Chef Cem Özdemir hat nach dem Scheitern seiner Partei bei der Landtagswahl im Saarland die Bundestagswahl ins Visier genommen. „Heute Abend beginnt auch der Kampf gegen die große Koalition. Denn das Wahlergebnis im Saarland zeigt: Die Alternative zu uns ist eine GroKo“, sagte Özdemir am Sonntagabend. „GroKo heißt Streit, GroKo heißt Stillstand fürs Land. Das Gegenteil von dem, was Deutschland jetzt braucht.“ Das Ergebnis zeige, „dass Stimmungen noch keine Stimmen sind“, sagte Özdemir und ergänzte: „Das gilt für die SPD, das gilt für uns, das gilt für alle. Alles ist offen, wir haben alle Chancen, das jetzt noch zu drehen. Wir werden das drehen.“ Quelle: dpa
Julia Klöckner, Fraktionsvorsitzende der CDU Landtagsfraktion in Rheinland-Pfalz Quelle: dpa
CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer „Es ist schon bemerkenswert: Seit Wochen wird immer von diesem Schulz-Effekt geredet, der Schulz-Zug rollt. Ich stelle fest: Der ist heute ordentlich aus den Schienen gesprungen.“ Quelle: dpa

+++Gestiegene Wahlbeteiligung +++

Bei der ersten Landtagswahl des Jahres könnte die Wahlbeteiligung im Vergleich zu 2012 leicht steigen. Bis 14 Uhr gaben laut Landeswahlleiterin 32,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen ab, wie durch Stichproben in 32 Bezirken ermittelt wurde. Vor fünf Jahren hatten zu diesem Zeitpunkt 31,1 Prozent der Stimmberechtigte gewählt - am Ende lag die Beteiligung bei 61,6 Prozent. Die Wahllokale haben am Sonntag noch bis 18.00 Uhr geöffnet, rund 800 000 Bürger sind im kleinsten Flächenland der Bundesrepublik zur Wahl aufgefordert.

Bei der Wahl im Südwesten könnte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) der Koalitionspartner SPD abhandenkommen. Das dürfte auch Folgen für die Union im Bund haben.
von Cordula Tutt


+++ Optimistische Kandidatinnen +++

Im Kampf um den Posten als Ministerpräsidentin sehen sowohl Amtsinhaberin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) als auch Herausforderin Anke Rehlinger (SPD) am Wahltag gute Vorzeichen für einen eigenen Triumph. „Das Wetter ist schön, alles passt“, sagte Kramp-Karrenbauer bei ihrer Stimmabgabe für die Landtagswahl am Sonntagmorgen in Püttlingen. An einem herrlichen Frühlingstag mit strahlendem Sonnenschein gab die 54-Jährige quasi zeitgleich mit ihrer Konkurrentin Rehlinger ihre Stimme ab.

Rehlinger präsentierte sich siegessicher und positiv. „Wir werden vorne liegen“, kündigte die 40-Jährige bei ihrem Urnengang in Nunkirchen in ihrem Heimat-Landkreis Merzig-Wadern an. Mit dem Wahlkampf, der in den vergangenen Wochen auch stark von Kanzlerkandidat Martin Schulz geprägt wurde, war sie aber schon vor Schließung der Wahllokale zufrieden. „Wir haben zehn Prozentpunkte aufgeholt und das Rennen erst so richtig wieder spannend gemacht“, erklärte sie.

Sowohl Kramp-Karrenbauer als auch Rehlinger haben sich zum Ziel gesetzt, stärkste Kraft zu werden und damit die nächste Regierung im Saarland anzuführen. Die SPD möchte zudem die AfD aus dem Landtag halten. „Wenn beides gelänge, wäre das sensationell“, sagte Rehlinger. Für eine mögliche Koalition mit der Linkspartei und Oskar Lafontaine gebe es für die SPD „gewisse Vorbedingungen, auch für Sondierungen.“ Lafontaine war am Sonntag nicht bei der Stimmabgabe zu sehen, der 73-Jährige soll per Briefwahl votiert haben.

+++ Umfragewerte: Kopf-an-Kopf-Rennen +++

Die Köpfe des Saarlandes
Die SpitzenkandidatenAlte Hasen und Neulinge: Am Sonntag wird im Saarland neu gewählt. Die Kandidaten für die Landtagswahlen im Überblick. Quelle: dpa
Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) Quelle: dpa
Anke Rehlinger (SPD) Quelle: REUTERS
Oskar Lafontaine (Linke) Quelle: dpa
Barbara Meyer-Gluche und Hubert Ulrich (Grüne) Quelle: dpa
Oliver Luksic (FDP) Quelle: REUTERS
Rolf Müller (AfD) Quelle: dpa

+++ Schulz: Rot-Rot im Saarland wäre kein Signal für den Bund +++
Ein mögliches rot-rotes Bündnis im Saarland hat nach Ansicht von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz keinerlei Bedeutung für die Bundestagswahl. Eine Koalition von SPD und Linkspartei im Saarland bedeute für den Bund „nichts“, sagte er im Gespräch mit der „Bild am Sonntag“. „Wir kämpfen nur für unsere eigene Stärke. Im Saarland gilt dasselbe wie im Bund: Wir wollen stärkste Partei werden. Wer danach mit uns regieren will, ist herzlich eingeladen, auf uns zuzukommen“, sagte Schulz. Die SPD wolle im Saarland stärkste Kraft werden. „Wir kämpfen bis zur letzten Minute. Ich bin sehr zuversichtlich.“



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