Doch die Wahrscheinlichkeit, den Parteitag schon in ein paar Wochen abzuhalten, ist gering. Denn dazu müsste der gesamte Vorstand geschlossen zurücktreten. Sehr unwahrscheinlich, zum der Schleswig-Holsteiner Wolfgang Kubicki und das Präsidiumsmitglied Holger Zastrow aus Sachsen bereits angekündigt haben, dabei nicht mitzumachen. „Welcher Bürger sollte das denn verstehen, dass wir sensationell zehn Prozent holen und deshalb zurücktreten.“ Also plädiert er dafür, jetzt mit Ruhe zu handeln und den Parteitag ganz regulär im Mai abzuhalten. Der Nebeneffekt: Angesichts der immer kürzerfristig entscheidenden Wähler könnte die Zeit dann immer noch reichen, über die Wahlkampfmannschaft zu entscheiden. Und bis dahin wäre auch klar, ob das Rösler-Soufflé hält.
Gefühlsschwankungen, wie sie die FDP in den nächsten Tagen und Wochen erleben wird, durchzitterten die Unionsleute am Wahlabend binnen Stunden. Nach einer ersten Schrecksekunde über die 36 Prozent entspannten sich die CDU-Politiker im Berliner Konrad-Adenauer-Haus wieder, als sie sahen, dass das bürgerliche Lager in der 18-Uhr-Prognose auf kaum erwartete 46 Prozent kam. Dass dabei der schon totgesagte Juniorpartner FDP auf sensationelle zehn Prozent hochgestuft wurde, ging natürlich nur mit Leihstimmen von der CDU. 79 Prozent der FDP-Wähler haben mit ihrer Erststimme die CDU gewählt, ermittelte ein Meinungsforschungsinstitut. "Da waren wir wohl zu sehr Samariter", seufzte ein CDUler, sechs bis acht Prozent für die FDP hätten doch auch völlig gereicht. Doch offenbar wollten die bürgerlichen Wähler in Niedersachsen sichergehen, dass der bisherige Regierungschef David McAllister in einer schwarz-gelben Koalition weiterregieren könne und die FDP über die Fünf-Prozent-Hürde kommt.
Für CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe war es denn "das klare Signal für das christliberale Bündnis", das er in seiner ersten Wahlanalyse zu Niedersachsen hervorhob. Und natürlich der Hinweis, man habe das erste Ziel, die stärkste Fraktion zu werden, erreicht. Zwar liegen die 36 Prozent deutlich unter den zuletzt erwarteten 38 bis 40 Prozent, doch war es eben die Hilfsmission "Zweitstimme für die FDP", die für das optisch etwas unangenehme CDU-Ergebnis sorgte. Und im Übrigen habe man vor einigen Monaten in den Wahlumfragen sogar noch hinter der SPD gelegen, betonte Gröhe.