Wahlen bei Social Media Von Klatschen, Gefühlen und dem Blick nach vorne

Die AfD-Wahlerfolge stoßen in den sozialen Medien auf großen Unmut. Nimmt man die Kommentare bei Facebook und Twitter als Maßstab, ist Deutschland verunsichert und verängstigt – und sucht Orientierung.

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Viele User sind verunsichert nach den starken Ergebnissen der AfD. Quelle: AP

Berlin Letztlich sprechen die erdrutschartigen Ergebnisse für sich: Eindrucksvoll hat die Bevölkerung in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt gezeigt, wie es in diesen Wochen um die Stimmung im Land steht. Am Tag nach der Wahl wirkt Deutschland in den sozialen Medien verunsichert und verängstigt – die Bevölkerung sucht weiter nach Orientierung.

Im Netz hatte man bereits im Vorfeld mit starken Ergebnissen der Alternative für Deutschland (AfD) gerechnet. Zu deutlich waren die Tendenzen für ein Erstarken der Rechtspopulisten, zu eindeutig die Analysen von Wahlforschern und Demoskopen. Dass die erst 2013 gegründete Partei allerdings in allen drei Ländern so viele Wähler überzeugt, hatten nur wenige auf dem Zettel.

Entsprechend viele User äußerten via Facebook und Twitter ihren Unmut über die starken Resultate der AfD. Unter den Hashtags #ltwrlp, #ltwbw und #ltwsa wurde vor, während und nach der Wahl fleißig getwittert – die einzelnen Hashtags dienten dabei stets der Übersichtlichkeit.

Die Wahlbeteiligung bei diesen Landtagswahlen war ungewöhnlich hoch. So gaben in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz rund 70 Prozent der wahlberechtigten Bürger ihre Stimme ab, in Sachsen-Anhalt immerhin knapp 62 Prozent. Nutznießer dieser Entwicklung: einmal mehr die AfD. Parteichefin Frauke Petry sagte: „Wir haben die Bürger zurück an die Wahlurnen geholt.“

Die Mobilisierung vieler Nichtwähler löste auch auf Twitter eine rege Diskussion aus. Darüber gingen die Meinungen weit auseinander: Viele Nutzer nannten die hohe Beteiligung „erfolgreich“, einige sahen darin ein „gutes Zeichen“ für die Demokratie. Andere wiederum hatten sich gewünscht, dass einige Wähler doch lieber zuhause geblieben wären. „Vielleicht sollte uns eine niedrige Wahlbeteiligung doch lieber sein“, schrieb ein User.

Auch auf der Facebook-Seite des Handelsblatts wurde fleißig debattiert – dabei bekamen auch die etablierten Parteien den Unmut einiger Nutzer zu spüren. „Die Klatsche haben sich die großen Parteien redlich verdient!“, schrieb ein User. „Jede neue Hochrechnung bringt neue Höchstergebnisse für die AfD. Die Protestwahl ist geglückt. Denkzettel für die Altparteien“, so ein anderer.

Zweiter Gewinner neben der AfD: die FDP. Bei den vergangenen Wahlen hatten die Liberalen stets eine Nebenrolle spielen müssen – in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz glückte gestern der Einzug in den Landtag, in Sachsen-Anhalt scheiterte die Partei knapp an der Fünf-Prozent-Hürde.

FDP-Chef Christian Lindner sprach angesichts der Gesamtergebnisse von einem „Abend mit gemischten Gefühlen“ und richtete einen separaten Dank an die Wähler in Sachsen-Anhalt und Spitzenkandidat Frank Sitta, die ihr Ziel knapp verfehlt hatten. „ Lieber Frank Sitta und liebe FDP Sachsen-Anhalt: wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren. Danke für euren tollen Einsatz!“, schrieb Lindner auf seiner Facebook-Seite.

Eines muss man den Twitter-Usern aber lassen: Trotz der teils enttäuschenden Ergebnisse dauerte es nur wenige Augenblicke, bis ein Teil der Netzgemeinde ihren Humor wiedergefunden hatte. „Den Blick nach vorne richten“, hieß es dort – das geht doch stets am besten mit einem Lächeln im Gesicht.

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