"Ich wurde vor ein paar Jahren gebeten, diesen Wahlkreis zu übernehmen. Das habe ich gemacht. Und dann macht man sich auch nicht vom Acker, wenn man mal verliert", erklärt der Sozialdemokrat. Er werde kämpfen und versuchen, sozialdemokratische Wähler zu mobilisieren. "Wir werden alles versuchen, damit Peer seinen Wahlkreis gewinnt. Natürlich ist das eine schwierige Aufgabe, aber sie macht auch Spaß", sagen Inga Krefting (18) und Johanna Steffens (18) von den Jusos. "Wir schaffen das schon", unterstreicht Steinbrück und verweist auf die Landtagswahlen im vergangenen Jahr. Da gewann die SPD alle vier Direktmandate im Wahlkreis Mettmann.
"Das war ein Ausrutscher nach unten", widerspricht CDU-Kandidatin Michaela Noll. Steinbrück solle aus der Landtagswahl von 2012 nicht zu viel Hoffnung ziehen. "Ich bin sehr zuversichtlich, wieder zu gewinnen." Im Wahlkampf laufen sich die beiden Kontrahenten kaum über den Weg. Ein gemeinsames Gespräch sagte Steinbrück kurzfristig ab. "Ich finde es schade, dass es nicht zu einer Diskussion gekommen ist", sagt Noll, die mit vielen Wahlkampfauftritten vor Ort punkten will. "Ich wohne hier und bin permanent im Gespräch mit den Bürgern." Und das kommt an, zeigt eine Spontanumfrage in der Innenstadt.
"Frau Noll ist hier im Kreis beliebt, Steinbrück wird es schwer haben", sagt der 68-Jährige Peter George. Der SPD-Kandidat sei zwar ehrlich, die SPD komme aber nicht so gut an. "Hier gibt es viele, die ihr eigenes Häuschen haben. Die trauen den Sozialdemokraten nicht." Das spüren auch die Genossen vor Ort. Klaus Bartel ist mit 17 Jahren in die SPD eingetreten und lebt nun schon fast drei Jahrzehnte in Mettmann. Er spricht mit seinen Nachbarn viel über Politik und hat festgestellt: "Es gibt derzeit keine Wechselstimmung." Weder für Mettmann, noch für den Bund. "Der Trend ist nicht auf unserer Seite."
So schnell will Steinbrück den Wettstreit um Mettmann aber nicht aufgeben. Am Wahlstand in der Fußgängerzone wischt er die Bedenken beiseite. Unter Gerhard Schröder hätten bis zu zehn Millionen Menschen mehr die SPD gewählt, als bei der letzten Bundestagswahl 2009. "Es gibt genug potenzielle SPD-Wähler, gerade in NRW. Ich bin hier, um sie zu mobilisieren", sagt Steinbrück und bricht zu Hausbesuchen auf. Die Presse darf nicht mit. Der SPD-Kandidat ahnt offenbar, was kommt.
"Der Steinbrück macht Haustür-Wahlkampf? Gut, dass wir nicht zu Hause sind", sagen Rotraut und Manfred Wolter. Es sind nicht die Einzigen, die sich von Steinbrück abgewandt haben. "Die Menschen fühlen sich doch nicht unwohl unter der Führung von Angela Merkel, es geht ihnen gut. Und finanziell wäre Rot-Grün das größere Übel", sagt ein Passant. Nach Steinbrück gefragt, mutmaßt er: "Vielleicht ist er als Spitzenkandidat ungeeignet."
In seiner alten Rolle könne er sich den Bundesfinanzminister a.D. durchaus noch einmal vorstellen. Allein, daran hat dieser kein Interesse.