Welchen Einfluss die Plakate auf die Wahlentscheidung haben, ist umstritten. Einige Wähler scheinen sie jedoch so stark zu provozieren, dass bei jedem Einsatz rund 15 Prozent der "Wesselmänner" Vandalismus zum Opfer fallen. Dass die Plakate der Parteien überklebt werden, sei da noch verhältnismäßig harmlos, sagt Wesselmann. Einige Tafeln würden schlicht geklaut, andere in Brand gesteckt. "Das ist ein erheblicher finanzieller Schaden." Dementsprechend arbeiteten seine Mitarbeiter nicht nur daran, die Holztafeln zu verteilen und wieder einzusammeln. Die Plakatständer müssen häufig repariert und neu verleimt werden.
Seit den 60er Jahren plakatieren die Wesselmänner für deutsche Parteien im Wahlkampf. Vater Wesselmann fuhr damals in seinem BMW Dixi, in dem er selbst kurz zuvor geheiratet hatte, mit einem CDU-Logo auf der Tür hinter dem Auto von Konrad Adenauer her. Seit dessen Tod vor drei Jahren leitet sein Sohn das Unternehmen.
Penible Dokumentation
Nach einem Wahlkampf haben Wesselmann und seine Mitarbeiter "mehr als einmal mit ganz Deutschland telefoniert", sagt der Geschäftsführer. Jede Kommune und teilweise sogar jedes Dorf erteile die Genehmigungen zum Plakatieren unabhängig voneinander. Hat das Unternehmen die Erlaubnis loszulegen, geht es an die Standortsuche. In Datenbanken dokumentieren die Wesselmänner penibel, welche Orte infrage kommen. So dokumentierten Wesselmanns Mitarbeiter zum Beispiel, ob ein Baum, neben dem ein Aufsteller im letzten Jahr noch Platz hatte, so groß geworden ist, dass der Standort wegfällt.
Auch wenn Plakatwerbung in Zeiten sozialer Netzwerke unmodern erscheint - eine Bedrohung für die Wesselmänner ist das Internet auf absehbare Zeit nicht. Wahlkampfforscherin Holtz-Bacha sieht den Vorteil der Plakate darin, dass kaum ein Wähler an ihnen vorbeikommt - "trotz langweiliger Motive".