Warnstreiks beginnen Metall-Tarifrunde ohne Ergebnis

In der Metall- und Elektroindustrie beginnen ab Mitternacht bundesweit Warnstreiks. Die Arbeitgeber legten am Donnerstag zwar ein etwas höheres Angebot vor. Die IG-Metall wies dieses jedoch als zu niedrig zurück.

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Gewerkschafter der IG Metall Baden-Württemberg und Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie demonstrierten am Donnerstag in Pforzheim vor der dritten Runde in der Tarifverhandlung der Metall- und Elektrobranche für fünf Prozent mehr Lohn. Quelle: dpa

Pforzheim/ Neuss Ab Mitternacht wird In der Metall- und Elektroindustrie gestreikt. Die IG-Metall wies ein Angebot, das die Arbeitgeber am Donnerstag vorlegten als zu niedrig zurück und kündigten Arbeitsniederlegungen an. Die neue Offerte sah eine Erhöhung der Entgelte in zwei Schritten um insgesamt 2,1 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten vor. Der erste Vorschlag hatte 0,9 Prozent auf zwölf Monate vorgesehen.

Zudem bekräftigten die Arbeitgeber die schon vorgeschlagene Einmalzahlung in Höhe von 0,3 Prozent. Die IG Metall verlieh mit Protestkundgebungen von Tausenden Mitgliedern an den Verhandlungsorten ihrer Forderung von fünf Prozent mehr Entgelt bei einem Jahr Laufzeit Nachdruck.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann nannte das neue Angebot Magerkost: „Offensichtlich sind die Arbeitgeber in dieser Tarifrunde auf Krawall gebürstet. Wir werden auf diese Verweigerung konstruktiver Verhandlungen mit massiven Warnstreiks beginnend heute Nacht ab Null Uhr reagieren.“ So wird die Arbeit etwa bei Ford, Daimler oder Airbus niedergelegt. In Baden-Württemberg steht die Warnstreikplanung bereits für die ersten zwei Mai-Wochen. „Wir wollen das nicht unbedingt, aber auf der anderen Seite sind die Beschäftigten ziemlich stinkig, ziemlich verärgert über das, was auf dem Tisch liegt“, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger in Pforzheim.

Die erhöhte Offerte sei „ein ernstzunehmendes Signal“ für eine friedliche Lösung, sagte hingegen der Verhandlungsleiter der Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen Arndt Kirchhoff. Er rief die Gewerkschaft erneut auf, zu einer „realitätsnahen Tarifpolitik“ zurückzukehren. Die Tarifpartner trügen eine große Verantwortung für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die Arbeitsplätze der Mitarbeiter. „Der Verteilungsspielraum ist im Moment historisch niedrig“, sagte Südwestmetall-Chef Stefan Wolf. Die Inflation sei gering, die Produktivität der Unternehmen steige kaum noch. Mit Blick auf die Warnstreiks im öffentlichen Dienst sagte Wolf, das Land versinke gerade wieder in Streiks. „Die Menschen in unserem Land sind es leid, Streiks ertragen zu müssen.“ Die IG Metall solle nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen.

Die Gewerkschaft begründet ihre Forderung mit dem Gewinnwachstum in den Unternehmen und der soliden Konjunktur, die mit höheren Löhnen über mehr Kaufkraft weiter angekurbelt werden müsse. Die Arbeitgeber betonen dagegen die Risiken in der Weltwirtschaft und warnen, die Unternehmen investierten mehr und mehr im Ausland wegen des aus ihrer Sicht hohen Tarifniveaus in Deutschland.

In der Woche vor Pfingsten wollen sich Gewerkschafter und Arbeitgeber wieder an den Tisch setzen. Einen Pilotabschluss für die Branche, der sonst häufig in Baden-Württemberg ausgehandelt wurde, könnte dieses Mal in Nordrhein-Westfalen erzielt werden, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall Oliver Zander. „Aber sicher ist das nicht.“ NRW-Verhandlungsführer Kirchhoff hat bereits atmosphärische Verbesserungen ausgemacht. „Dieses Mal sind wir nicht kopfschüttelnd auseinander gegangen“, sagte er in Neuss. Sein Gegenspieler, IG-Metall-Chef Knut Giesler, musste dagegen die „Fortschritte mit der Lupe suchen.“

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