Was sich in Deutschland ändern muss Macht früher Feierabend

Die Industrialisierung sollte die Wochenarbeitszeit reduzieren - doch der Traum hat sich für viele Menschen nicht erfüllt. Wo bleibt die 30-Stunden-Woche?

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2016 fiel der Großteil der bundesweiten, gesetzlichen Feiertage auf Wochentage. Auch 2017 gestaltet sich für Arbeitnehmer günstig. Bis auf Neujahr liegen alle neun bundesweiten, gesetzlichen Feiertage auf einem Tag unter der Woche. Außerdem wird der Reformationstag kommendes Jahr anlässlich seines 500. Jubiläums einmalig zu einem bundeseinheitlichen Feiertag. Eine gute Ausgangslage für geschickte Urlaubsplaner. Quelle: Bundesministerium des Inneren (BMI), Recherche Quelle: dpa
Neujahr Quelle: dpa
Durststrecke Quelle: dpa
Karneval-und-Fasching Quelle: dpa
Ostern Quelle: dpa
Tag-der-Arbeit Quelle: dpa
Mariä Himmelfahrt-und-Pfingsten Quelle: dpa

Die Industrialisierung sollte den Menschen einen großen Traum erfüllen. Den Traum, weniger arbeiten zu müssen. Weil Maschinen die Arbeit abnehmen, weil durch sie das gleiche Arbeitsergebnis in kürzerer Zeit erzielt werden kann, weil alles schneller erledigt ist.

Natürlich hat sich im Laufe der Zeit die tägliche und wöchentliche Arbeitszeit jedes Einzelnen erheblich reduziert. Aber trotzdem: Auch 250 Jahre später verbringen wir immer noch den Großteil eines jeden Tages auf der Arbeit. Durchschnittlich 41,5 Stunden arbeitet der deutsche Vollzeitbeschäftigte die Woche. Der Traum, dass Arbeiten zur Nebensache des Lebens wird – er hat sich für die Menschen nicht erfüllt.

Doch die zunehmende Digitalisierung wird unsere Arbeitswelt komplett verändern - und wird vielleicht doch noch den Traum von erheblich weniger Arbeit erfüllen. Vermutlich geht es auch gar nicht anders. Weil es einfach nicht mehr genug Arbeit für alle geben wird.

Microsoft-Gründer Bill Gates ist überzeugt: In etwa 15 Jahren werden Roboter einen Großteil unserer Arbeit erledigen – egal, ob Routinetätigkeiten oder kreative Arbeit. Die Dinge um uns herum, die erledigt werden müssen, werden weniger; manche Arbeit wird ganz verschwinden. Die Produktivität steigt durch den technischen Fortschritt erheblich. Eine Aufgabe, für man die früher hunderte Arbeitskräfte benötigte, erledigt ein Dutzend Menschen.

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Die Digitalisierung ist aber nicht der einzige Grund, warum eine Abkehr von der 40-Stunden-Woche sinnvoll ist. Bereits 1957 stellte der britische Soziologe Cyril Northcote Parkinson fest: Jede Arbeit nimmt so viel Zeit in Anspruch, wie man zur Verfügung hat. Wenn jemand einen Tag hat, eine bestimmte Aufgabe zu erledigen, benötigt er auch einen Tag. Hat er dagegen nur wenige Stunden und keinesfalls mehr, dann ist die Aufgabe innerhalb weniger Stunden erledigt.

Wer seine Arbeitnehmer also zu einem Acht-Stunden-Tag verpflichtet, sorgt dafür, dass diese auch acht Stunden für ihre Arbeit benötigen. Obwohl sie diese Arbeit oft auch genauso gut in sechs Stunden erledigen könnten, wenn es ihnen so vorgegeben wäre. Der Output wäre der gleiche, nur mit einem Unterschied: Jeder einzelne von uns hätte dann jeden Tag zwei Stunden Freizeit mehr. Um diese mit Tätigkeiten zu verbringen, die einen erfüllen.

Das käme auch den Arbeitgebern sowie der gesamten Volkswirtschaft zugute. Denn Menschen, die unter einer geringeren beruflichen Belastung stehen, werden seltener krank und sind weniger anfällig für Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.

Durch eine 30-Stunden-Woche hätten die Deutschen nicht nur den nötigen Freiraum, sich mehr um sich selbst und ihr soziales Umfeld zu kümmern, sondern sie bekämen auch etwas Unbezahlbares geschenkt: Zeit. Denn in einer Gesellschaft, in der wir alles haben, ist Zeit das einzige, was uns fehlt.

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