Werner knallhart

Hamsterkäufe für den Notfall? Lieber mal schön abspecken

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Die komische Teriyaki-Soße kann weg

Mjamjam! Gut, ich würde das irgendwie runterkriegen. Man sitzt je eh zuhause und wartet auf bessere Zeiten. Da isst man aus Langeweile. Aber den ganzen Haufen immer als Vorrat zuhause haben? Bei einem Vier-Personen-Haushalt hätte man dann zum Beispiel allein knapp 20 Kilo Nudeln oder Reis unterzubringen. 40 Päckchen nur aus Lebensmittelgruppe 1! Da muss man ja anbauen.

Die Liste ist berechnet für einen täglichen Kilokalorienbedarf von 2.200. Damit sei in der Regel der Gesamtenergie-Bedarf abgedeckt. Ich bin kein Experte, aber: Würde es uns nicht guttun, wenigstens im Katastrophenfall mal ein bisschen abzuspecken? Würden wir allesamt im unwahrscheinlichen Fall von Krieg, Terror, Erdrutsch, Überschwemmung und Stromausfall nicht auch für vierzehn Tage mit zwei Dritteln der Kalorien auskommen? Selbst Allerwelts-Diätprogramme propagieren, täglich 500 bis 1000 Kcal zu sparen.

Und muss es über 14 Tage im schlimmsten Notfall wirklich eine schmackhafte, ausgewogene Ernährung mit Hülsenfrüchten und allem Pipapo sein?

Am Mittwoch stellt Bundesinnenminister Thomas de Maizière ein neues Konzept für den Zivilschutz vor. Warum jetzt? Wie groß ist die Gefahr? Wie wird im Notfall gewarnt? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
von Christian Schlesiger

Ein 500-Gramm-Glas Erdnusscreme enthält rund 3000 Kcal und viele gesunde Nährstoffe. Nicht umsonst wird Erdnusscreme durch Hilfsorganisationen bei Hungersnöten ausgegeben.

Wer pro Tag mit 1500 Kcal klarkommt, käme damit zwei Tage über die Runden. Eine Tafel Schokolade hat 500 Kcal, eine Dose Ravioli knapp 700 Kcal. Nennen Sie mich einen Möchtegern-Überlebenskünstler, aber ich würde mir zutrauen, 14 Katastrophentage mit einer Mischung aus Erdnussbutter, Schokolade und Dosenravioli zu überstehen. Bei 1500 Kcal täglich bräuchte ich so einen Vorrat von fünf Gläsern Erdnusscreme, fünf Tafeln Schokolade und fünf Dosen Ravioli. Fertig!

Ich würde das einfach so machen. Denn: In der Checkliste des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe steht auch: "Die Lösung liegt in Ihrer Verantwortung. Ob und wie viel Sie vorsorgen, ist eine persönliche Entscheidung." So!

Und noch was: Machen Sie mal Ihren Kühlschrank, Ihren Eisschrank und Ihren Vorratsschrank auf. Das, was Sie ohnehin immer so an Müsli und Joghurt und Tiefkühlerbsen zuhause haben, zählt ja auch mit. Selbst bei Stromausfall ist das ja nicht alles sofort ungenießbar. Und endlich käme mal diese komische Teriyaki-Soße weg. Und der Honig-Feigen-Senf. Und das Dattelmus. Und die in Salzlake eingelegten Zitronen.

Fünfmal Erdnussbutter, fünfmal Schoki, fünfmal Ravioli. Und kurz bevor der Vorrat droht zu verderben, lädt man seine Freunde ein, und alle bringen ihre alten Notfall-Reserven mit: Knäckebrot, Dosenblutwurst, Graupensuppe. Das wird dann auf den Kopf gehauen und alle feiern, dass wir die Katastrophen-Ration nicht gebraucht haben.

Ja, vielleicht werde ich das so machen.

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