Werner knallhart

Rechts abbiegen bei Rot: Wo bleibt der Grünpfeil?

Die Amerikaner können es, die Menschen in der DDR konnten es, aber den Westdeutschen traut man es nicht zu: rechts abbiegen bei Rot mit dem Grünen Pfeil. Sind wir zu doof? Rettet uns erst der elektronische Fahrassistent?

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Rechts abbiegen bei Rot - mit dem Grünen Pfeil. Sind wir zu doof? Quelle: Fotolia

Es war ja bekanntlich nicht alles schlecht in der DDR. Grob überschlagen waren zwei Sachen gut:
1. Kinderbetreuung
2. Abitur nach 12 Jahren
3. rechts abbiegen bei rot

Okay, drei Sachen. Den Ostdeutschen verdankt Deutschland den grünen Pfeil auf dem Blechschild. Der genau genommen Grünpfeil heißt, damit man ihn nicht mit dem grünen Pfeil verwechselt. Der grüne Pfeil ist der leuchtende Pfeil in grün ganz unten auf einer Ampel. Die dritte Lampe von oben.

Der Grünpfeil ist laut der deutschen Straßenverkehrs-Ordnung gemäß § 37 Abs. 2 Nr. 1 StVO eine nicht leuchtende Ergänzung an Lichtzeichenanlagen (damit meint der Gesetzgeber Ampeln, aber für ein Gesetz klingt Ampel zu läpsch), durch die die Wartezeit für Rechtsabbieger bei bestimmten Verkehrssituationen verkürzt wird. Dargestellt wird er durch einen nach rechts gerichteten Pfeil auf einem Zusatzschild rechts neben dem roten Licht der Ampel (Zeichen 720).

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Doch der Grünpfeil ist vor allem in Westdeutschland so selten, dass so mancher Autofahrer beim Anblick eines solchen eher geneigt ist, auszusteigen um ein Selfie mit ihm zu machen, statt bei roter Ampel rechts abzubiegen.

Der Grünpfeil konnte sich nicht durchsetzen. Und so stehen hunderttausende Rechtsabbieger jeden Tag an roten Ampeln und hoffen, dass wenigstens mal ein einziger anderer Verkehrsteilnehmer von links durchgefahren kommt, damit nicht alles umsonst gewesen ist.

Es könnte alles so schön sein. Noch besser als in den USA. Dort darf man außer in New York standardmäßig immer rechts abbiegen, solange Verkehrsschilder es nicht ausdrücklich verbieten: „Nicht rechts abbiegen bei Rot“. So sind dort ganze Straßenzüge mit riesigen rechteckigen Verbotsschildern zugehängt, was auch daran liegt, dass die Amerikaner auf ihren Verkehrsschildern lieber ausführlich mit Text beschreiben, was los ist, anstatt es mit einem kompakten Symbol zu kennzeichnen. Aber naja.

Hier kracht es am häufigsten
VerkehrsunfallAutounfälle passieren überall in Deutschland – doch in einigen Bundesländern häufiger als in anderen. Das hat der neue Kfz-Haftpflichtindex von Check24.de ergeben. Anhand der Daten von Kunden mit regulierten Kfz-Haftpflichtschäden hat das Vergleichsportal Unfallquoten ermittelt und einen Index erstellt: Liegt ein Bundesland genau im Durchschnitt, erhält es den Wert 1,0, liegt es darunter, ist der Wert kleiner, darüber ist er größer. Quelle: dpa
Platz 16: Mecklenburg-VorpommernMit einem Indexwert von 0,80 liegt Mecklenburg-Vorpommern (hier das Staatliche Museum in Schwerin) 20 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Es ist damit das Bundesland mit der geringsten Unfallquote und belegt so den 16. Platz. Quelle: dpa
Platz 14: ThüringenAuf Platz 16 folgt Platz 14 – denn den muss sich Thüringen (hier der Mariendom in Erfurt) mit einem anderen Bundesland teilen. Der Indexwert liegt bei 0,84. Generell verzeichnen die östlichen Bundesländer (inklusive Berlin) eine niedrigere Unfallquote (0,97) als die westlichen Länder (1,01). Quelle: dpa
Platz 14: Sachsen-AnhaltDer zweite 14. Platz geht an Sachsen-Anhalt (hier das Hundertwasserhaus in Magdeburg). Wie auch für Thüringen hat Check24.de einen Wert von 0,84 ermittelt. Quelle: dpa
Platz 13: BrandenburgAuch der 13. Platz geht an ein Bundesland im Osten der Republik: Brandenburg (hier Schloss Sanssouci in Potsdam) liegt mit 0,90 deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Quelle: dpa
Platz 12: NiedersachsenDas westdeutsche Bundesland mit der niedrigsten Unfallquote ist Niedersachen (hier das Neue Rathaus in Hannover). Der Indexwert beträgt 0,93. Quelle: dpa
Platz 11: Baden-WürttembergAuch in Baden-Württemberg (hier der Schlossplatz in Stuttgart) gibt es verhältnismäßig wenige Crashs: Das Bundesland verzeichnet nach Check24.de-Analyse fünf Prozent weniger Unfälle als im Bundesschnitt. Quelle: dpa

In Deutschland hingegen wäre es psychologisch so günstig. Statt zu sagen, was wieder mal alles nicht geht im Leben, stünde der Grünpfeil für mehr Freiheit. „Du darfst über Rot fahren“. Über Rot fahren. GOTT! Für Deutsche ist das doch so, als würde man ihnen erlauben, in der Kantine mittags mal ein Glas Wein zu trinken. Es wäre einfach der total durchgeknallte Rausch und saugeil!

Der Grünpfeil hat handfeste Vorteile:
1. weniger Wartezeit
2. flüssigerer Verkehr
3. Rückgabe von Eigenverantwortung an Autofahrer
4. Möglichkeit, auf die Grüne Welle des Querverkehrs aufzuspringen

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