Doch was ist mit dem Grünpfeil passiert? Nach frohgemuten Experimenten in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung haben einige Kommunen wie etwa Wiesbaden und Bielefeld die Grünpfeile wieder abmontiert. Warum?
Mir scheint, die Verkehrslenker sind schlicht in einem Teufelskreis gefangen. Oder unterliegen dem Henne-Ei-Problem. Irgendwie sowas. Wenige Grünpfeile bedeuten wenig Grünpfeil-Fahrroutine bedeutet mehr Fahrfehler durch den Grünpfeil bedeutet weniger Grünpfeile.
Weil für westdeutsche Autofahrer dieser komische Blechpfeil ja ein kurioses Novum war, von dem sie in der Fahrschule nie gehört hatten, kam es bei vielen zu gefährlichen Verwirrungen. Bei diesem DDR-Schild durfte man irgendwie über Rot, aber unter welchen Bedingungen, das wussten viele nicht: Man muss vor dem Abbiegen an der Haltelinie angehalten haben und nur wenn eine Behinderung oder Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer, insbesondere auch des Fußgängerverkehrs, ausgeschlossen ist, dann darf man abbiegen.
Was Raser wissen müssen
Deutschlandweit gibt es 4231 Blitzer. Weltweit liegt Deutschland damit auf Platz fünf der Blitzer-Staaten: Platz vier belegen die USA mit 5647 Starenkästen, Großbritannien folgt mit 5754 Blitzern auf Platz drei. Der zweite Platz geht an Italien mit 6884 Blitzern und der erste Platz an Brasilien mit stolzen 14.395 Starenkästen.
Die meisten Radarfallen gibt es in Berlin: In der Hauptstadt stehen 22 festinstallierte Blitzer. Hinzu kommen 100 mobile Geschwindigkeitskontrollen. Zweitplatzierter ist Düsseldorf mit 37 stationären und mobilen Radarfallen. Danach kommt Hamburg mit 34 Blitzern, Stuttgart mit 32, Freiburg mit 24 sowie Bremen und Aalen mit je 20 Blitzern.
Der Deutsche Anwaltverein (DAV) hat 150 Städte befragt, wie hoch ihre Einnahmen aus Geschwindigkeitskontrollen im Jahr 2012 gewesen sind. Nicht im Ranking enthalten sind Großstädte wie Berlin, Hamburg und München, da die Städte trotz gesetzlicher Auskunftspflicht nicht auf die Anfrage des DAV reagiert haben. "Von den angeschriebenen Städten haben wir bisher nur 34 Fragebögen, zum Teil mit unvollständigen Angaben, zurückbekommen. Sechs dieser Städte haben außerdem die übermittelten Daten nicht zur Veröffentlichung freigegeben", sagte Jens Dötsch vom DAV.
Der dritte Platz ging an die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt Düsseldorf: 5,3 Millionen Euro nahm die Stadt im Jahr 2012 durch Radarkontrollen ein. Die Stadt Dortmund kassierte - heruntergerechnet auf alle zugelassenen Pkw - 27,75 Euro pro Auto. Insgesamt flossen sieben Millionen Euro in die Haushaltskasse. Und ausgerechnet die Autostadt Stuttgart verdient 2012 am meisten an ihren Rasern: 7,9 Millionen Euro nahm die Hauptstadt Baden-Württembergs allein durch Radarkontrollen ein. Pro zugelassenem Pkw sind das 28,07 Euro.
Spezielle Smartphone-Apps und die meisten Navigationssysteme warnen den Fahrer vor Radarkontrollen. Das möge lehrreich sein, ist beides aber auch „ganz klar illegal“, so der Hamburger Anwalt Uwe Toben, Experte für Verkehrsstrafrecht. Denn die Straßenverkehrsordnung verbietet den Einsatz von technischen Geräten, die „dafür bestimmt sind, Verkehrsüberwachungsmaßnahmen anzuzeigen oder zu stören“. Warum das so ist und ob ein Handy überhaupt in diese Kategorie fällt weiß keiner so genau. Der Paragraf stammt aus einer Zeit, in der es weder Smartphones noch Navigationsgeräte gab. Anwalt Toben kann sich auch an keinen Fall erinnern, in dem jemand wegen seiner Handy-App Probleme bekommen hat. „Wo kein Kläger, da auch kein Richter“, sagt Toben.
Entsprechend wirbt auch der Navigationshersteller Tomtom auf seiner Website für seinen knapp 30 Euro teuren Service, der „mit ausreichend Vorlaufzeit“ vor Radarkameras warnt. Der Dienst mache den Straßenverkehr sicherer, behauptet das Unternehmen.
Und auch der Gesetzgeber hat nicht gegen jede Form von Blitzer-Warnung etwas: Die Radiosender etwa dürfen vor Radarfallen warnen. Wo genau hier die rechtliche Grenze zwischen technischen Geräten wie Handys oder Navigationssystemen gezogen wird, weiß niemand so genau.
Wer bis zu 20 Sachen zu schnell unterwegs ist, muss nur mit einem Bußgeld von bis zu 30 Euro rechnen. Ab 21 Stundenkilometern zu viel steigt die Höhe des Verwarngeldes schon auf 70 Euro und es gibt einen Punkt in Flensburg. Den kompletten Bußgeldkatalog finden Sie übrigens hier.
Wer außerorts 41 oder mehr Stundenkilometer über dem Limit fährt, muss ein Auto für mindestens einen Monat stehen lassen. Innerhalb einer Gemeinde gibt es schon ab einer Geschwindigkeitsübertretung von 31 km/h ein einmonatiges Fahrverbot.
In vielen deutschen Bundesländern gibt es bereits Blitzer ohne Blitz. Im Juni 2014 führte - nach Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Bremen und Thüringen - auch Bayern das System TraffiStar 330 ein. Die Anlage liefert bei Tag und Nacht scharfe Bilder, ohne den Fahrer durch einen Blitz zu blenden. Bei der sogenannten Robot Black Flash Technologie kommt ein Infrarot-Blitz zum Einsatz, der für das menschliche Auge fast unsichtbar ist. Außerdem berechnet der TraffiStar 330 die Geschwindigkeit der Fahrzeuge anhand des Wegs, den das Auto in einer bestimmten Zeit zurückgelegt hat. Kritiker sagen jedoch, dass bei dieser Technologie der "Erziehungseffekt" wegfällt, weil der Raser erst beim Öffnen des Bußgeldbescheids von seiner Geschwindigkeitsübertretung erfährt.
Das Streckenradar funktioniert ähnlich wie der Blitzer ohne Blitz: Die Geschwindigkeit eines Autofahrers wird über einen längeren Abschnitt kontrolliert. Dafür fotografiert eine Kamera jedes Fahrzeug am Beginn des Abschnitts von hinten. Am Streckenende wird das Auto erneut erfasst. Wenn ein Fahrzeug die Strecke in einer Zeit zurücklegt, die nur durch die Übertretung des Tempolimits erreicht werden kann, wird das Fahrzeug von vorne geblitzt. In Niedersachsen startet im Frühjahr 2015 ein etwa 18 Monate langer Feldversuch mit der Technologie. Dort werden die Fahrer deutlich auf diese Form der Kontrolle hingewiesen. Erfahrungen mit der Technologie gibt es bereits im europäischen Ausland.
So haben notorische Raser in Italien das Streckenradar schon überlistet: Sie durchrasen den ersten Teil der Strecke mit hoher Geschwindigkeit. Danach trinkt der Fahrer an einer Raststätte einen Espresso und fährt nach der kurzen Pause weiter. So bleibt er insgesamt unter der Geschwindigkeitsbegrenzung.
Mittlerweile gelten Fotos, die Blitzgeräte aufgenommen haben, nicht mehr als Beweismittel, weil sie gegen das „Recht auf informationelle Selbstbestimmung“ verstoßen. Wer also einen bösen Brief samt Foto bekommt, kann - trotz gestochen scharfem Foto - behaupten, nicht zu wissen, wer das Auto zum fraglichen Zeitpunkt gefahren hat.
Das kennt man in der Art ja sonst nur vom Stoppschild. Ein riesiges rotes Achteck mit der Aufschrift STOP und ein kleiner Grünpfeil sollen in ganz ähnlicher Weise zur Vorsicht beim Abbiegen animieren.
Wir müssen zugeben: Das Symbol des Grünpfeils ist nicht gut gewählt. Es sieht dem Symbol des grünen Pfeils wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich und ist dann auch noch direkt neben der Ampel montiert. Anders als der Grünpfeil erlaubt der leuchtende grüne Pfeil aber die Erlaubnis Abbiegen, ohne mit Verkehr aus anderen Richtungen rechnen zu müssen. Grüner Pfeil heißt freie Fahrt, Grünpfeil heißt: Gaaaanz vorsichtig vorwagen und dann mal gucken.
Das ist für die ungeübten Westdeutschen nachvollziehbar einfach zu viel!
Untersuchungen der Technischen Universität Dresden haben gezeigt: Gerade Radfahrer und Fußgänger sind gefährdet. Unter diesem Eindruck traten die Kommunen wegen gestiegener Unfallzahlen den Rückzug an und schraubten die Blechschilder hundertfach wieder ab. Kaum eine Kreuzung kommt für den Grünpfeil noch in Betracht. Es braucht ausreichende Sicht, der querende Radweg darf durch das vorsichtige Vorfahren nicht blockiert werden, gibt es gesonderte Ampeln für Fahrradfahrer, ist das natürlich auch nicht gut für den Grünpfeil, genauso wenig, wie wenn es Aufstellflächen für Radfahrer direkt vor der roten Ampel gibt, die man als Autofahrer beim Abbiegen überqueren müsste. Und dort, wo der Verkehr von links sehr schnell kommt, geht das auch alles nicht. Und so weiter.
Ich habe das Gefühl, dass der Grünpfeil eigentlich nur noch dort angebracht werden kann, wo keine Autos, keine Radfahrer und keine Fußgänger vorkommen. Das wird alles nichts mehr mit dem Grünpfeil. Weil wir Autofahrer mangels Routine mit ihm überfordert sind. Und ich sage Ihnen: Schuld ist seine grüne Farbe und seine Pfeilform. Wäre er ein blaues Dreieck, es hätte weniger Konfusion gegeben.