Windenergie Baden-Württemberg plant Windparks im Wald

Die grün-rote Landesregierung will einen Beitrag zur Energiewende leisten und plant einen ungewöhnlichen Schritt: Den Bau von Windrädern in Waldgebieten. Derweil schießen die Kosten für die Energiewende in die Höhe.

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Windräder im Windpark Küstrow (Kreis Nordvorpommern) Quelle: dpa

Baden-Württembergs grüner Umweltminister Franz Untersteller will künftig Windparks im Wald bauen lassen: „Wir werden als Regierung einen eigenen Beitrag zur Energiewende leisten und Windparks in Waldgebieten fern von Wohnbebauung errichten“, kündigt er im Interview mit der WirtschaftsWoche an. „Die neue Generation der Windräder ist 140 Meter hoch, die können sie auch in Gebieten aufstellen, die bislang für Windkraft kaum nutzbar waren.“ Erste Planungen und Gespräche mit der Forstverwaltung seien im Gange. Laut Untersteller befinden sich in Baden-Württemberg 30 Prozent des Waldes in Landesbesitz.

Kuriose Folgen der Energiewende
Schwierige Löschung von Windrad-BrändenDie schmalen, hohen Windmasten sind bei einem Brand kaum zu löschen. Deshalb lassen Feuerwehrleute sie meist kontrolliert ausbrennen – wie im April in Neukirchen bei Heiligenhafen (Schleswig-Holstein). Quelle: dpa
Tiefflughöhe steigtDie Bundeswehr hat die Höhe bei nächtlichen Tiefflügen angepasst. Wegen Windradmasten kann die Tiefflughöhe bei Bedarf um 100 Meter angehoben werden. Der Bundesverband Windenergie (BWE) begrüßt, dass dadurch Bauhöhen von bis zu 220 Meter realisiert werden können. Die Höhe des derzeit höchsten Windradtyps liegt bei etwa 200 Metern. Quelle: dpa
Dieselverbrauch durch WindräderViele neue Windkraftanlagen entstehen – ohne ans Netz angeschlossen zu sein. Solange der Netzausbau hinterherhinkt, erzeugen die Windräder keine Energie, sondern verbrauchen welche. Um die sensible Technik am Laufen zu halten, müssen Windräder bis zu ihrem Netzanschluss mit Diesel betrieben werden. Das plant etwa RWE bei seinem im noch im Bau befindlichen Offshore-Windpark „Nordsee Ost“. Quelle: AP
Stromschläge für FeuerwehrleuteSolarzellen lassen sich meist nicht komplett ausschalten. Solange Licht auf sie fällt, produzieren sie auch Strom. Bei einem Brand droht Feuerwehrleuten ein Stromschlag, wenn sie ihren Wasserstrahl auf beschädigte Solarzellen oder Kabel halten. Diese Gefahr droht nicht, wenn die Feuerwehrleute aus sicherer Entfernung den Wasserstrahl auf ein Haus richten – aber, wenn sie dabei ins Haus oder aufs Dach gehen. Stromschlagsgefahr gibt es ebenso für Feuerwehrleute, wenn sie nach einem Straßenunfall Personen aus einem beschädigten Elektroauto bergen müssen. Quelle: AP
Störende SchattenWindräder werfen Schatten – manche Anwohner sehen darin eine „unzumutbare optische Bedrängung“, wie es das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen ausdrückte. Es gab einer Klage recht, die gegen ein Windrad in Bochum gerichtet war. Im Februar wies das Bundesverwaltungsgericht die Revision des Investors ab. Das Windrad wird nun gesprengt. Quelle: dpa
Gestörte NavigationAuf hoher See wird es voll. Windparks steigern nicht nur das Kollisionsrisiko mit Schiffen. Die Rotoren stören auch das Radarsystem. Der Deutsche Nautische Verein schlägt daher vor, dass Windparks nur genehmigt werden, wenn die Betreiber auch neue Radaranlagen an den Masten installieren. Quelle: dapd
Windrad-LärmWindräder drehen sich nicht nur, dabei machen sie auch Geräusche. Je stärker der Wind, desto lauter das Windrad – und das wollen viele Bürgerinitiativen nicht hinnehmen. Ein Beschwerdeführer aus dem westfälischen Warendorf erreichte im September 2011 vorm Verwaltungsgericht Münster zumindest, dass eine Windkraftanlage nachts zwischen 22 und 6 Uhr abgeschaltet wird. Quelle: dpa

Für den kommenden Winter schließt Untersteller eine angespannte Lage bei der Stromversorgung nicht aus. Das Land arbeite daher an Verträgen über Stromlieferungen aus Österreich, so wie es sie bereits 2011 gab. Zudem habe die Landesregierung einen fünften Block im Kohlekraftwerk Mannheim als Kaltreserve genehmigt, der bis zu 700 Stunden laufen darf.

Unterirdischer Netzausbau kostet 15 Milliarden Euro extra

Die Energiewende wird noch teurer: Der Bau neuer Stromtrassen, der nach Angaben der Netzbetreiber rund 20 Milliarden Euro kostet, wird fast doppelt so teuer, prognostiziert der baden-württembergische Umwelt-und Energieminister Franz Untersteller.  „In manchen Streckenabschnitten, etwa in Wohngebieten, führt kein Weg daran vorbei, Leitungen unter der Erde zu verlegen. Ich halte einen Streckenanteil von 20 Prozent für realistisch – was 15 Milliarden Euro extra kostet“, sagte Untersteller im Interview mit der WirtschaftsWoche. Die Mehrkosten für die Verbraucher durch den Netzausbau beziffert der Minister auf 0,5 bis 0,6 Cent pro Kilowattstunde. In Baden-Württemberg muss das Stromnetz laut Untersteller auf einer Länge von 330 Kilometern ausgebaut werden.

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