Gegenüber 2012 definieren die Deutschen heute den Wohlstand zwar nicht neu, aber doch pointierter. Neben finanzieller Sorgenfreiheit (78 Prozent), sicherem Einkommen (70 Prozent) und gesichertem Arbeitsplatz (65 Prozent) ist ihnen der Besitz von Eigentum (71 Prozent) ebenfalls wichtig und als weiterer Sicherheitsaspekt in den letzten fünf Jahren um ganze 14 Prozentpunkte gestiegen. Vielleicht, so die Studienautoren, sei es ein Indiz für schon weitgehend erfüllte Grundbedürfnisse, wenn Wohlstandsaspekte wie sich so gut wie alle „materiellen Wünsche“ (67 Prozent) und „alle Reisewünsche erfüllen zu können“ (56 Prozent) in den letzten fünf Jahren im zweistelligen Prozentbereich gewachsen sind. Auch eine gute medizinische Versorgung spielt 2017 in der Wohlstandsdefinition mit plus acht Prozentpunkten eine größere Rolle als noch 2012.
Immaterieller Wohlstand steht in der Priorität etwas zurück: Seine „Meinung frei äußern können“ von etwas mehr als jedem Dritten (36 Prozent) als gesellschaftlicher Wohlstand bewertet: gewissermaßen als Voraussetzung fürs Wohlbefinden und dafür, das Beste aus dem Leben machen zu können.
Wohlstandsdefizite Zukunftsvorsorge
Auch wenn der Wohlstand ein hohes Niveau erreicht hat, zeigen sich zwischen dem Wohlstandsverständnis und der Wohlstandswirklichkeit noch erhebliche Defizite. Für mehr als drei Viertel der Deutschen bedeutet Wohlstand ein Leben ohne finanzielle Sorgen (77%), doch für weniger als die Hälfte (42%) ist dies auch Realität. Einen erheblichen Nachholbedarf meldet die Bevölkerung auch bei der finanziellen Zukunftsvorsorge (-20 Prozentpunkte), dem sicheren Einkommen (-16) und dem gesicherten Arbeitsplatz/ der gesicherten Rente (-11) an. Defizitär empfinden die Menschen ebenso die medizinische Versorgung. Gerade mal die Hälfte der Deutschen gibt an, sich eine voll zufriedenstellende medizinische Versorgung leisten zu können.
Junge Deutsche mit Wohlstanddefiziten
In der Werbung gern als auf der Sonnenseite des Lebens stehend dargestellt, haben junge Deutsche bezüglich ihres Wohlstands das Nachsehen. Zwar ist ihre Definition von Wohlstand, ebenso wie die des Bevölkerungsdurchschnitts, bei den 14-bis 24-Jährigen von Sicherheitsaspekten geprägt. Gerade in diesen Bereichen empfinden die Jungen jedoch deutliche Defizite, die überwiegend ihrem Alter geschuldet sind. So haben sie mehrheitlich keinen sicheren Arbeitsplatz und damit auch kein gesichertes Einkommen und besitzen weniger Eigentum als der Durchschnitt der Deutschen. Nur 33 Prozent dieser Gruppe behaupten von sich, keine finanziellen Sorgen zu haben, entsprechend können sie auch eher nicht im voll zufriedenstellendem Ausmaß für ihre Zukunft vorsorgen und sich auch nicht alle materiellen Wünsche erfüllen.
Auch hat diese Gruppe weniger Zeit für sich und lebt weniger mit der Natur. Die einzigen drei Bereiche, in denen sie punkten können, reichen nicht, um die Gesamtbilanz zu schönen: sie kommen mehr mit Menschen aus anderen Kulturen zusammen, haben eine Beschäftigung, die Sinn macht, und fühlen sich gesünder als der Durchschnitt der Deutschen.
Kaum eine Spur von Altersarmut
Altersarmut scheint dagegen, anders als in vielen Berichten, kein zu verallgemeinerndes Thema der Gegenwart zu sein. Der NAWI-D macht deutlich, dass es den Älteren nach deren subjektivem Empfinden generell gut geht. Nur 15 Prozent der älteren Bevölkerung ab 65 Jahren stufen sich auf der unteren Wohlstandsskala ein, mehr als dreimal so viele (51 Prozent) dagegen ganz oben.