Wut auf den neuen Rundfunkbeitrag Wo die Sender unsere Gebühren verschleudern

Bei Unternehmen und Privatleuten steigt wegen des neuen Rundfunkbeitrags die Wut auf die üppig ausgestatteten öffentlich-rechtlichen Anstalten. Diese könnten Millionen sparen.

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So viel verdienen die TV-Chefs
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Werner Zirnzak ist sauer auf Politiker und Fernsehintendanten: „Diese Zuwächse sind regelrecht unsittlich. Die glauben wohl, sie könnten die überbordenden Ausgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf dem Rücken des Mittelstands bezahlen.“

Was den Geschäftsführer beim Industrieverband Technische Textilien in Frankfurt auf die Palme treibt, sind Briefe und Mails seiner 200 Mitgliedsunternehmen, die über den Rundfunkbeitrag klagen, der seit dem 1. Januar fällig ist und sich nach Haushalten und Betriebsstätten richtet. Unternehmen wie die Wagenfelder Spinnereien aus Niedersachsen, Ruess aus Wolfsburg oder TexTechno aus Mönchengladbach müssen viel mehr zahlen: „Zwischen 63 und 525 Prozent höher liegt der neue Beitrag“, schimpft Zirnzak, „der Mittelstand soll als Cashcow für ARD und ZDF herhalten.“

Die wichtigsten Fragen zur neuen Rundfunkabgabe

Die Textilunternehmen stehen nicht allein. Soeben hat die Drogeriemarktkette Rossmann Klage gegen den Beitrag eingereicht. Gleichzeitig hat der Handelsverband HDE nach Informationen der WirtschaftsWoche beim Leipziger Staats- und Medienrechtler Christoph Degenhart ein Gutachten zur Verfassungskonformität der Gebühr in Auftrag gegeben, das Anfang Februar vorliegen soll. Auch Autovermieter Erich Sixt steht Gewehr bei Fuß: Trudelt der Zahlbescheid in Pullach ein, will der Bayer klagen.

Neben zahlreichen Bürgern, die nicht einsehen wollen, dass sie für eine Leistung zahlen müssen, die sie nicht haben wollen, formiert sich bei Unternehmen erstmals breiter Widerstand gegen die Finanzreform im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und damit gegen ein System, das offenbar keine Grenzen mehr kennt.

Tatsächlich leistet sich die Republik einen Rundfunkapparat, der mit einer Finanzausstattung von zuletzt 7,4 Milliarden Euro im Jahr 2012 allein aus Gebühren weltweit seinesgleichen sucht. Finanziert wird so ein überdimensioniertes Monstergebilde mit 25 000 fest angestellten Mitarbeitern, die täglich 22 TV-Sender, 67 Radioprogramme und eine kaum zu überschauende Zahl von Internet-Seiten füllen.

Grafik Einschaltquotengegenüber TV-Gebühren

Wirtschaftskrise und Sparzwänge gehen größtenteils vorbei am öffentlich-rechtlichen Schlaraffenland. Alle vier Jahre melden ARD, ZDF und Deutschlandradio an, was sie mehr an Geldmitteln haben wollen, und bekommen es in den meisten Fällen zugestanden. Denn das ist die Krux des Konstruktes: Was ARD und ZDF bekommen, orientiert sich an den Kosten, die ihnen bei der Erfüllung ihres politisch gewollten Auftrages entstehen. Das führt dazu, dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten in der laufenden Gebührenperiode von 2013 bis 2016 mit 29,6 Milliarden Euro Gebührengeldern rechnen können.

Auf Wunsch der Politik

Hund soll Rundfunkgebühr zahlen
Eine kuriose Zahlungsaufforderung zum Rundfunkbeitrag ist Anfang 2015 in Koblenz an einen Janosch Städtler gegangen. Doch dabei handelt es sich um einen Hund - genauer gesagt, um einen sechsjährigen Ungarischen Jagdhund, wie sein Herrchen Christian Städtler berichtet. Dabei schaue Janosch gar nicht gern Fernsehen, meinte Städtler scherzend - anders als sein früherer Hund, der Tierfilme mitgeguckt habe. „Janosch will abends seine Ruhe haben.“ Bleibt die Frage, wie es zu dem Missgeschick kommen konnte. „Das hört sich sehr nach einem Scherz an“, zitierte die „Rhein-Zeitung“ einen Sprecher des Beitragsservices. Angemeldet worden sei das Tier im Internet auf der Seite rundfunkbeitrag.de - vermutlich von einem Witzbold. Quelle: dpa
Auch Tote stehen auf der GEZ-Fahndungsliste: Schon im Jahr 2009 bekam der Rechenmeister Adam Ries, besser bekannt als Adam Riese, Post von der GEZ. Das Adam-Ries-Museum in dessen ehemaligem Wohnhaus im sächsischen Annaberg-Buchholz erhielt ein Schreiben, das den Mathematiker aufforderte, seine Rundfunkgeräte anzumelden. Allerdings war Ries bereits am 30. März 1559 gestorben, also vor gut 450 Jahren. Die Berichte zu der Posse haben das Museum damals sogar im Ausland bekannt gemacht - das fand der Chef des Adam-Ries-Bundes, Rainer Gebhardt, noch ziemlich gut. Erst ein klärender Anruf der Museumsdirektion konnte die Gebührenfahnder davon überzeugen, dass bei Adam Ries nichts mehr zu holen war. Diese wertvolle Information hat die Umwandlung der GEZ in den ARD-ZDF-Deutschlandradio-Beitragsservice offensichtlich nicht überdauert: Denn Anfang Februar ist beim Adam-Ries-Museum wieder Post eingegangen. In dem Schreiben wurde "Herr Adam Ries" aufgefordert, für das erste Quartal dieses Jahres 53,94 Euro an Rundfunkgebühren zu entrichten. Der Verein, der das Museum betreibt, habe höflich geantwortet, dass maximal 17,97 Euro fällig sein dürften - wegen der Gemeinnützigkeit von Verein und Museum, teilte Gebhardt mit. Diesmal findet er den Vorfall weniger lustig. "Wir wollen als seriöses Museum wahrgenommen werden", sagte er. Quelle: Gemeinfrei
Bei ihrer Jagd auf Schwarzseher macht die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) keine Kompromisse. So forderte sie 2003 von einer „Frau Walburga ST“ im Münsterland unter Androhung von 1000 Euro Bußgeld ultimativ die Entrichtung von Rundfunkgebühren. Jedoch handelte es sich bei der vermuteten Schwarzseherin um die Heilige Walburga, Schutzpatronin einer katholischen Kirchengemeinde. Der Pfarrer der Kirche schrieb zunächst noch belustigt einen Antwortbrief im Namen der Schutzpatronin: „Ich - um 710 geboren, da es noch keine Radio- und Fernsehgeräte gab - kann ja verstehen, dass man in Zeiten knapper Kassen jedem Hinweis nachgehen muss, wo noch was zu holen ist. Aber dass Sie dabei nicht einmal vor der Kirche und den Heiligen Halt machen, stimmt mich doch ein bisschen traurig.“ Ein Jahr war Ruhe, dann forderte die GEZ von Frau Walburga ST 1242,82 Euro für den Betrieb eines alten Videogeräts im örtlichen Pfarrheim. Quelle: dpa
In München forderte die GEZ einen toten Dackel auf, für seinen Fernseher zu zahlen. 2010 flatterte der ehemaligen Besitzerin des bereits vor fünf Jahren verstorbenen Hundes ein Bescheid ins Haus. Die GEZ entschuldigte sich für die Panne und begründete sie damit, dass der Name des Hundes, "Bini", nicht als Haustiername erkannt worden sei. Zudem würden Besitzer oft den Namen ihres Haustiers etwa bei Gewinnspielen angeben - über Adresshändler landeten die Daten dann bei der GEZ. Quelle: dpa
frau spielt mit baby Quelle: dpa
Auch Dichter Friedrich Schiller war nicht vor einem GEZ-Schreiben gefeiht. Die "Dresdner Morgenpost" berichtete 2008, dass die GEZ Mahnbriefe an die sächsische "Friedrich Schiller"-Grundschule schickte. Die Briefe waren an "Herrn Friedrich Schiller" addressiert; in der Schule hielt man es zunächst für einen schlechten Scherz und antwortete der Zentrale, dass Schiller seit 200 Jahren tot und nicht mehr in der Lage sei, ein Radio anzumelden. Daraufhin erhielt die Schule jedoch nur ein weiteres Mahnschreiben. Quelle: dpa/dpaweb
2010 berichtete die Zeitung „tz“ von einem Brief der GEZ, der an einen Orlando Henne adressiert war. Allerdings handelte es sich bei Orlando um das Haustier eines Münchners. Der Golden Retriever war auf mysteriöse Weise in den Datenbestand der GEZ gelangt. Quelle: dpa

Ernsthaft gedeckelt werden die Wünsche der Intendanten kaum. Zwar überprüfen die 16 Mitglieder der bei der Mainzer Staatskanzlei ansässigen Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) die Anmeldungen. Für die laufende Gebührenperiode etwa müssen ARD und ZDF auf 304 Millionen Euro verzichten. Die Gebührenwächter hatten ihnen diese zwar zugestanden, die Zahlung aber ausgesetzt, um die Auswirkungen der Beitragsreform abzuwarten.

Jedoch kommen die Gebührenwächter über homöopathische Einsparungen selten hinaus. So machen allein die Personalkosten bei der ARD 34 Prozent der Gesamtaufwendungen aus; hinzu kommen in der laufenden Periode Nettoaufwendungen von 1,5 Milliarden Euro für die nach Vorbild des öffentlichen Dienstes organisierte Altersversorgung der Mitarbeiter. 25 Cent des Rundfunkbeitrags fließen zweckgebunden in diesen Topf. Da kommen die Gebührenwächter kaum dran. Wirklich große Würfe – Medienexperte Hans-Peter Siebenhaar brachte in seinem Buch „Die Nimmersatten“ den Vorschlag, das Erste und das Zweite zusammenzulegen, was auf einen Schlag jährlich zwei Milliarden Euro sparen würde – sind nicht zu erwarten.

Denn zum einen erfordern ernsthafte Reformen das einstimmige Ja aller 16 Länderparlamente. Zum anderen ist ein großer Teil der Leistungen von ARD und ZDF politisch schlicht gewünscht. „Und daran etwas zu ändern ist so gut wie unmöglich“, heißt es resigniert im Umfeld der KEF.

Denn Politik und Intendanten spielen Doppelpass. So waren es letztlich die Ministerpräsidenten, die sich von „ihren“ Sendern immer neue Töchter wünschten. Die KEF rechnete bereits vor zehn Jahren aus, dass ein guter Teil der gebührenfinanzierten, öffentlich-rechtlichen Senderexplosion auf ausdrücklichen Wunsch der Politik zustande gekommen war: Ohne den deutsch-französischen Kultursender Arte, Phoenix, den Kinderkanal, die ausgebauten dritten ARD-Programme oder den Ausbau des digitalen Rundfunks (DAB) hätte die Rundfunkgebühr nach KEF-Berechnungen schon damals im Monat um 2,30 Euro niedriger sein können.

Mit der neugestalteten Zwangsabgabe wird nun der Ruf nach einer Bestandsaufnahme und genaueren Fassung des Auftrags von ARD und ZDF immer lauter. Claus Grewenig, Geschäftsführer des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien, fordert: „Erst der Auftrag, dann die Finanzen. Die Konkretisierung, was ARD und ZDF eigentlich leisten sollen, muss der erste » » Schritt sein. Er könnte eine erneute Beitragsspirale verhindern und sogar zu Einsparpotenzialen führen.“

Noch scheitert es an der Transparenz der Ausgaben

Darauf wollen Deutsche verzichten
„hart aber fair“ mit Moderator Frank PlasbergDas WDR-Urgestein hat mit seiner seit 2001 laufenden Talkshow eine feste Fangemeinde. Nur acht Prozent der im Auftrag des „Focus“ vom Meinungsforschungsinstitut Emnid befragten Deutschen würden auf Plasberg verzichten wollen. Dafür setzt sich sein montäglicher Talk durch kurze Einspielfilme, die Zuschaueranwältin Brigitte Büscher und den unaufgeregten Stil von Plasberg auch zu deutlich ab. Quelle: dpa/picture alliance
„Günther Jauch“Jeden Sonntag nach dem ARD-Krimi empfängt Jauch 60 Minuten lang unter dem Motto „Der Polittalk aus dem Herzen der Hauptstadt“ Gäste im Berliner Gasometer. Dabei ist das Thema Politik keine allzu strenge Vorgabe, auch gesellschaftliche Aspekte werden behandelt. Nur acht Prozent der Deutschen würden darauf verzichten wollen. Quelle: dpa
„Menschen bei Maischberger“ mit Moderatorin Sandra MaischbergerIm September 2003 übernahm die Münchener Journalistin den Sendeplatz von Alfred Bioleks Sendung „Boulevard Bio“ am Dienstagabend. Bei „Menschen bei Maischberger“ stehen traditionell eher gesellschaftliche Themen und Diskussionen im Vordergrund. 16 Prozent der 1006 Befragten könnten darauf verzichten. Quelle: Screenshot
„Anne Will“2007 startete der Polit-Talk unter dem Slogan „Politisch denken, persönlich fragen“ auf dem sonntäglichen Sendeplatz von Sabine Christiansen, seit Jauchs Rückkehr läuft die Sendung mittwochs um 22.45 Uhr. Anne will auf jeden Fall noch, dafür würden aber 17 Prozent der Zuschauer auf die Talkshow verzichten können. Quelle: dpa/picture alliance
„Beckmann“ mit Moderator Reinhold Beckmann (hier mit Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg) Wenn es nach den deutschen Zuschauern geht, ist das „persönliche, konzentrierte Gespräch mit prominenten und ungewöhnlichen Gästen“ ein Auslaufmodell: 21 Prozent würden die Sendung am Donnerstag - hier mit Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg als Gast - nicht vermissen. Quelle: NDR/Morris Mac Matzen
Kritik an der Talkshow-Schwemme im Ersten hatten zuletzt noch Bundestagspräsident Norbert Lammert und der der Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks (WDR) geäußert: Die Flut von Talkshows sei problematisch für das politische Urteilsvermögen der Bevölkerung, sagte Lammert am Dienstag bei der Feier zum 60-jährigen Bestehen des Berliner Presse Clubs. „Das Format schließt aus, dass die Sachverhalte ernsthaft diskutiert werden.“ Zuvor hatte bereits die Vorsitzende des WDR-Rundfunktrats Ruth Hieronymi gefordert, die Zahl der Talkshows zu reduziern. „Der Rundfunkrat hat ja schon, als die fünf Talkshows gestartet sind, die Sorge geäußert, dass das zu viel sein könnte“, sagte sie. Diese Bedenken hätten sich bestätigt. Quelle: picture alliance / dpadpa picture alliance

Voraussetzung fürs Sparen wäre aber, dass die Sender auf Heller und Pfennig ihre wesentlichen Ausgaben veröffentlichen müssten. Daran hapert es bisher. Zwar hat allein das jüngste Gutachten der KEF von Anfang 2012 samt Anlagen stolze 311 Seiten. Auch die statistischen Jahrbücher und Geschäftsberichte der Sender sind dicke Wälzer. Doch das geht etwa den Korruptionswächtern von Transparency International nicht weit genug.

„Die öffentlich-rechtlichen Sender sollten jährlich detailliert Auskunft darüber geben, wie sie die Beiträge verwenden, die bisherigen Jahresberichte reichen dazu nicht aus“, fordert Transparency-Mitgründer und Vorstandsmitglied Jürgen Marten. Mit der Umstellung sei eine „völlig neue Qualität erreicht: Der Rundfunknutzer hat einen klaren Anspruch darauf, zu erfahren, was mit seinen Beiträgen finanziert wird“, sagt der Jurist.

Dann würde besser sichtbar, wo ARD und ZDF ernsthaft sparen könnten.

Grafik Anzahl der Erstsendeminuten gegenüber den Kosten

Viel Sparpotenzial bieten die Sportrechte, die mit Abstand teuersten Programme. So wird allein die ARD jetzt 420 statt bislang 400 Millionen Euro an die 36 Profi-Vereine der Ersten und Zweiten Bundesliga zahlen.

Die Summe sickerte nach Indiskretionen durch, offiziell nennt die ARD keine Zahl. Privatsender wie RTL, die Rechtepreise über Werbeeinnahmen statt Gebühren refinanzieren müssten, können da nicht mithalten: „Warum sichert sich das ZDF die Champions-League-Rechte mit einem für unsere Verhältnisse wirtschaftlich nicht machbaren Angebot?“, wetterte ProSieben- Sat.1-Vorstandschef Thomas Ebeling, als das Zweite seinem Sender Sat.1 die Rechte für angeblich mehr als 50 Millionen Euro pro Saison wegschnappte.

Mittlerweile haben ARD und ZDF alle maßgeblichen Fußballrechte eingesammelt, ob DFB-Pokal, Fußball-WM oder Frauen-Bundesliga. Ein Verzicht darauf würde Millionen sparen – und die Rechtepreise wohl sinken lassen.

  • Zu Millioneneinsparungen würde die Fusion des Saarländischen Rundfunks mit dem SWR sowie von Radio Bremen mit dem NDR führen. Die beiden Klein-Anstalten gelten allein als kaum überlebensfähig, ihr Ende könnte Doppelstrukturen beenden, vom Fuhrpark bis zum Intendanten.
  • Hohe Einsparungen ergäben sich bei einer Zusammenlegung der 14 Landesmedienanstalten, die mit knapp 143 Millionen Euro jährlich aus den Rundfunkbeiträgen bezahlt werden. Sie kontrollieren die Privatsender – obwohl Gewerbeaufsicht staatliche Aufgabe ist. Man könnte sie zu einer Regulierungsbehörde zusammenfassen.
  • Sparen ließe sich bei den sechs Digitalsendern, für die allein das ZDF 2012 rund 70 Millionen Euro ausgab. Selbst der Ex-Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, brachte ein Aus gleich aller sechs Kanäle ins Spiel.

Wo und wie die Sender am besten sparen könnten

Die beliebtesten Moderatoren 2012
Nach dem kleinen Aussetzer im letzten Jahr hat Günther Jauch wieder den Titel als Deutschlands TV-„Über-Moderator“ erstritten. Das hat er sicher nicht zuletzt auch seiner neuen Polittalk-Sendung zu verdanken. In der Umfrage werden ihm vor allem Überzeugungskraft und Kompetenz zugeschrieben. Auch in Sachen Glaubwürdigkeit und Sympathie kann ihm aber kaum einer das Wasser reichen. Jauch schafft es zudem, sich nicht in einem Maße vor die Kamera zu drängen, dass die Zuschauer seiner überdrüssig werden. Quelle: dpa
Aufholbedarf hat Günther Jauch offenbar noch als Polittalker. Zwar holt er auch in dieser Kategorie den ersten Platz und hängte mit Sandra Maischberger die First Lady der politischen Talkrunde ab. Gegenüber beispielsweise Peter Hahne (Platz 2, links im Bild) fehlt es ihm allerdings noch an dem letzten Quäntchen Fachkompetenz. Hahne kann aber auch lebensnah talken, wie sein Gespräch mit dem „Wetten, dass...“-Unfallopfer Samuel Koch belegt. Quelle: dpa
Den dritten Platz unter den beliebtesten Polittalkern macht mit ihrer gleichnamigen Talkshow ARD-Moderatorin Anne Will (R). Und nicht nur das: Die Zuschauer wünschen sich von ihr sogar mehr Bildschirmpräsenz. Quelle: dpa
Den ersten Platz in der Kategorie „Show-Moderation“ hat Günther Jauch sich wieder zurückgeholt, nachdem Thomas Gottschalk im letzten Jahr überraschend auftrumpfte. Er erreicht in diesem Jahr einen Score von 8,2 Punkten und lässt damit Hape Kerkeling mit einem Wert von 8,0 hinter sich. Das hat Jauch vor allem seiner Glaubwürdigkeit und Sympathie zu verdanken. Denn unter dem Gesichtspunkt „Kernkompetenz Show“ liegt Kerkeling vor ihm. Quelle: dapd
Der dritte Platz im Show-Bereich ging an Jörg Pilawa. Hinter ihm kraxelte Barbara Schöneberger von Platz fünf auf Platz vier, muss sich diesen aber mit Ex-Stefan-Raab-Sklave und „1, 2 oder 3“-Moderator Elton teilen. Quelle: dpa
Ist es sein verschmitztes Grinsen? Auch Jauchs Attraktivitäts-Wert im Mafo-Ranking ist stark gestiegen und liegt nun immerhin bei 6,4 Punkten. Bei den Befragten gilt der Moderator außerdem als besonders humorvoll und gebildet. Doch Jauch muss auch eine Niederlage einstecken. Im letzten Jahr beurteilten ihn noch mehr als 40 Prozent der Zuschauer als schlagfertig. Nur noch 30 Prozent sehen das in diesem Jahr genauso. Mit anderen Worten: Jauch darf gegenüber seinen politischen Gästen auch gern mal die verbale Keule auspacken. Quelle: dpa
Der einzige Held des Moderatoren-Rankings ist Jauch natürlich nicht. Auch Jörg Pilawa bekommt langsam wieder Oberwasser - und ist daher auch außerhalb des TV-Studios gern gesehener Gast, zum Beispiel als Werber für die Welthungerhilfe. Nachdem er im vergangenen Jahr von ARD zum ZDF wechselte, hat er sein Image wieder verbessern können. Nun machte Pilawa sogar den ersten Platz unter den Talkshow-Moderatoren. Silber geht in dieser Rubrik an Barbara Schöneberger zusammen mit Markus Lanz. Quelle: dpa
  • Sparen ließe sich bei den sechs Digitalsendern, für die allein das ZDF 2012 rund 70 Millionen Euro ausgab. Selbst der Ex-Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, brachte ein Aus gleich aller sechs Kanäle ins Spiel.
  • Seit Jahren fordern Kritiker von ARD und ZDF, sich von ihren Beteiligungen an den Produktionsfirmen Studio Hamburg und Bavaria zu trennen. Ihr Vorwurf lautet, dass die öffentlich-rechtlichen Sender ihre Beteiligungstöchter immer wieder mit Aufträgen versorgen, die private Produzenten preisgünstiger erledigen könnten.

Sparen könnten die Sender auch intern. So unterhält der SWR drei Funkhäuser in Stuttgart, Baden-Baden und Mainz. Hinzu kommen neun Studios, elf Korrespondenten- und zwölf Regionalbüros, davon gleich zwei am Bodensee: eines in Friedrichshafen und in Konstanz. Angesiedelt bei der Sächsischen Staatskanzlei fahndet die Arbeitsgruppe Beitragsstabilität im Auftrag der Länder nach Sparpotenzialen. Sie hat auch die Vielzahl der Rundfunkprogramme der ARD-Anstalten im Visier.

Ob es tatsächlich zu nennenswerten Reformen kommt, bezweifeln Experten. Dabei steigt der Spardruck. Denn derzeit rechnen die Mitglieder der KEF aus, welche Konsequenzen ein komplettes Werbeverbot im Programm von ZDF und ARD hätte, eine alte Forderung der Privatsender. Die KEF-Kalkulation kann Folgen für den Beitragszahler haben: Der müsste den Ausfall der Reklameeinnahmen ersetzen. 2005 hat die KEF das schon mal durchgerechnet. Ergebnis: Der Rundfunkbeitrag müsste steigen, um 1,24 Euro.

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